WechseljahreMit Endometriose in die Wechseljahre kommen

Eine Endometriose kann peri- und postmenopausal erneut auftreten. Patientinnen sollten darüber aufgeklärt werden, sagt Prof. Thomas Römer von der Deutschen Menopause Gesellschaft.

sitzende Frau mit Bauchschmerzen, hält Gebärmuttermodell mit Endometrioseherden
Peakstock/stock.adobe.com; Stock Photo - Posed by a Model

In der Perimenopause steigt die Inzidenz der Endometriose noch einmal an.

Das Thema Endometriose bedarf in der Peri- und Postmenopause einer besonderen Beachtung durch Patientinnen und ihrer behandelnden Frauenärzt*innen. Das betreffe auch den Aspekt einer möglichen Hormonersatztherapie, erklärte Prof. Thomas Römer auf einer Pressekonferenz der Deutschen Menopause Gesellschaft.

Die Endometriose ist mit über 40.000 Neuerkrankungen pro Jahr eine der häufigsten gynäkologischen Erkrankungen. Die Dunkelziffer dürfte noch höher liegen. Es handelt sich um eine chronische Erkrankung, die bis zur Menopause für die Patientin relevant ist und zumeist einer entsprechenden Therapie bedarf.

In der Perimenopause steigt die Inzidenz der Erkrankung noch einmal an. Grund dafür ist, dass es in der östrogendominanten Phase zu einem Gestagendefizit kommt, was noch einmal Endometrioseherde aktivieren kann. Hier ist mit einer höheren Rate an Rezidiven zu rechnen. Dies sollten betroffene Frauen wissen, insbesondere wenn ausgeprägte Formen der Endometriose vorangegangen sind.

Hormonersatztherapie: Nutzen und Risiko abwägen

In der Peri- und Postmenopause stellt sich oft die Frage beim Auftreten von klimakterischen Symptomen wie Hitzewallungen und Schweißausbrüchen, ob eine Hormonersatztherapie (HRT) auch bei einer Endometriosepatientin möglich ist. Hier stehen einerseits die positiven Effekte der HRT bezüglich der Therapie der klimakterischen Beschwerden im Kontrast zur möglichen Reaktivierung der Endometriose. Hinzu kommt auch noch, dass Patientinnen, die an einer Endometriose leiden, ein gering erhöhtes Risiko auch für kardiovaskuläre Erkrankungen haben. Auch hier wäre durch die HRT mit positiven Effekten zu rechnen.

Es bleibt aber stets ein Abwägen von Nutzen und Risiko in dieser besonderen Situation.

Die Diagnostik der Endometriose in der Perimenopause unterscheidet sich nicht wesentlich von anderen Erkrankungen. Meist kennen die Frauen auch ihre Symptome. Klinisch im Vordergrund stehen die sogenannten 4 D´s der Endometriose:

  • Dysmenorrhoe,
  • Dyspareunie,
  • Dyschezie,
  • Dysurie.

Auch in der bildgebenden Diagnostik lassen sich sonographisch, außer der Peritonealendometriose, viele Herde darstellen, insbesondere auch die Adenomyosis.

Eine erneute laparoskopische Diagnostik ist nur in ausgewählten Fällen notwendig:

  1. wenn eine adäquate hormonelle Therapie, hier bevorzugt mit Dienogest versagt hat,
  2. eine bekannte Restendometriose vorliegt oder
  3. der Verdacht auf Malignität besteht, besonders bei einer Ovarialendometriose.

In der Therapie der Endometriose in der Perimenopause ist neben den Gestagenen (bevorzugt Dienogest), auch die Einlage einer Hormonspirale (LNG-IUS 52 mg) möglich. In dieser Phase kann bei einer Gestagenbasis-Medikation der Endometriose zusätzlich transdermal mit Estrogenen substituiert werden. Hierzu ist aber eine genaue Kenntnis des vorangegangenen Umfangs der Endometriose und der Aktivität der Endometriose
notwendig. Selbst wenn die Patientinnen hysterektomiert sind und in dieser Situation sonst eine Östrogenmonotherapie durchgeführt wird, empfehlen hier auch die internationalen Fachgesellschaften bei einer vorangegangenen ausgeprägten Endometriose die Anwendung einer kombiniert-kontinuierlichen HRT (gestagenbetont) oder auch von Tibolon.

In der Perimenopause ist die zwar seltene, aber mögliche maligne Transformationen der Endometriose sind zu beachten. Dies betrifft vor allem Ovarialendometriome mit sonographisch suspekten Befunden. Dies muss dann zwingend histologisch abgeklärt werden.

In der Postmenopause kann eine Endometriose aktiviert werden, wenn zum Beispiel eine Östrogenmonotherapie durchgeführt wurde. Besteht die Indikation zur Durchführung einer HRT bei Endometriosepatientinnen, sind hier besondere individuelle Gegebenheiten zu beachten

Fazit

Endometriosepatientinnen sollten darüber informiert werden, dass eine Endometriose auch peri- und postmenopausal erneut auftreten kann. Mögliche Risiken einer malignen Transformation sind zu beachten, wobei die Inzidenz gering ist.

Die Patientinnen sollten auf das Wiederauftreten von Symptomen achten. Eine Nutzen-Risiken-Anamnese vor einer HRT unter Beachtung der Endometriose ist sehr wichtig. Eine kontinuierliche HRT ist hier in den
meisten Fällen zu bevorzugen. Patientinnen, die meist selbst gute Kenntnisse über Endometrioseerkrankungen haben, sollten in den Entscheidungsprozess zur HRT aktiv miteinbezogen werden.

Das Thema Endometriose bedarf in der Peri- und Postmenopause, insbesondere unter dem Aspekt einer möglichen HRT, einer besonderen Beachtung durch Patientinnen und ihrer behandelnden Frauenärzt*innen.

Quelle: Pressekonferenz Deutsche Menopause Gesellschaft/7.11.2023

Lesen Sie im neuen Spezialthema:

  • Blutegeltherapie und Cantharidenpflaster gegen Schmerzen
  • Schröpfen: Therapieoption bei Schmerzen
  • Evidenzbasierte Aromatherapie bei Schmerzen
  • Heilpflanzen bei Rückenschmerzen