PräventionBlasenentzündung: Cranberry-Präparate können Rezidive verhindern

Durch den präventiven Einsatz von Cranberry-Präparaten können Rezidive verhindert bzw. hinausgezögert werden. Ob sie auch zur Akutbehandlung geeignet sind, bleibt wegen fehlender Daten offen. 

Cranberries in Holzschüssel
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Cranberry-Präparate werden häufig bei unkomplizierten wiederkehrenden Blasenentzündungen eingesetzt.

Durch den präventiven Einsatz von Cranberry-Präparaten können Rezidive verhindert bzw. hinausgezögert werden. Ob sie auch zur Akutbehandlung geeignet sind, bleibt wegen fehlender Daten offen.

Hinweis auf präventiven Nutzen von Cranberry

Im Auftrag des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat ein Wissenschaftsteam unter der Federführung der „Gesundheit Österreich GmbH“ in Wien die Frage untersucht, ob pflanzliche Mittel bei wiederkehrender unkomplizierter Blasenentzündung helfen. Das Team identifizierte 15 geeignete Studien, deren Verzerrungspotenzial allerdings meist als hoch eingestuft wird.

Die meisten der eingeschlossenen Studien untersuchten Präparate, die Cranberry enthalten. Es zeigte sich ein Hinweis auf einen Nutzen von Cranberry im Vergleich zu Placebo – sowohl was die Rezidivrate der Harnwegsinfektion angeht als auch bezüglich des Zeitraums bis zum ersten Wiederauftreten (Rezidiv). Aus dem Vergleich von Cranberry-Präparaten zur Rezidivvermeidung mit einer antibiotischen Langzeitbehandlung zur Rezidivvermeidung zeigt sich ein Anhaltspunkt für einen geringeren Nutzen der Cranberry-Präparate.

Die Gabe von Antibiotika zur Rezidivvermeidung als antibiotische Langzeitbehandlung wird in der S3-Leitlinie zu unkomplizierten Harnwegsinfektionen der Deutschen Gesellschaft für Urologie allerdings erst nach dem Versagen von anderen Maßnahmen wie Verhaltensänderungen, nicht antibiotischen Präventionsmaßnahmen sowie bei einem hohen Leidensdruck der Patient*innen für einen Zeitraum von drei bis sechs Monaten empfohlen.

In Hinblick auf die Vermeidung von Rezidiven gibt es neben den Cranberry-Präparaten für ein Präparat aus Bärentraubenblättern und Löwenzahn Anhaltspunkte für einen Nutzen im Vergleich zu Placebo sowie für ein Präparat aus Liebstöckelwurzel, Rosmarinblättern und Tausendgüldenkraut (in der Kombination mit Antibiotika) Anhaltspunkte für einen Zusatznutzen, also einen Mehrwert, im Vergleich zu der alleinigen Behandlung mit Antibiotika.

Fazit

Der präventive Einsatz von Cranberry-Präparaten kann bei Frauen mit unkomplizierter wiederkehrender Blasenentzündung sinnvoll sein.

Im Vergleich mit einer Placebo-Behandlung ergibt sich auf Basis mehrerer randomisiert kontrollierter Studien ein Hinweis darauf, dass der Infekt dann nicht oder erst später wiederkehrt.

Ob der vorbeugende Einsatz von anderen Phytopräparaten bei unkomplizierten Blasenentzündungen ebenfalls vorteilhaft sein kann, ist wegen der Vielzahl an Mixturen und Gebinden kaum sicher zu beurteilen. Auf Basis einer kleinen placebokontrollierten Studie liegt für ein Präparat aus Bärentraubenblättern und Löwenzahn ein Anhaltspunkt für einen Nutzen vor hinsichtlich der Rezidivrate binnen eines Jahres.

Einsatz in der Akutbehandlung unklar 

Zum Einsatz von Cranberry-Präparaten oder anderen Phytopräparaten zur Akutbehandlung von symptomatischen Episoden bei Frauen mit unkomplizierter wiederkehrender Blasenentzündung lässt sich keine Nutzenaussage ableiten, da nur wenige Daten verfügbar sind.

 

Bei einer unkomplizierten Blasenentzündung entzündet sich die Schleimhaut der Harnblase. Die Entzündung wird normalerweise von Bakterien verursacht, die über die Harnröhre in die Blase aufsteigen und sich dort vermehren. Harnwegsentzündungen kommen bei Frauen wesentlich häufiger vor als bei Männern. Typische Symptome sind schmerzhafter, häufiger oder unbeherrschbarer Harndrang, Schmerzen beim Wasserlassen und Schmerzen oberhalb des Schambeins. Bei zwei oder mehr symptomatischen Episoden pro Halbjahr bzw. drei oder mehr Episoden innerhalb eines Jahres spricht man von wiederkehrender oder „rezidivierender“ Blasenentzündung.

Behandlungsoptionen für Blasenentzündungen umfassen antibiotische als auch nicht-antibiotische Therapien wie Phytotherapeutika. Antibiotika helfen bei akuten Blasenentzündungen recht schnell und verkürzen die Krankheitsdauer. Dennoch sind sie nicht immer notwendig; unkomplizierte Blasenentzündungen heilen bei 30 bis 50 von 100 Frauen auch ohne Antibiotika innerhalb einer Woche ab. Die eingesetzten pflanzlichen Mittel werden u.a. hergestellt aus Cranberry, Bärentraubenblättern, Kapuzinerkressekraut oder Meerrettichwurzel. Sie sollen eine keimhemmende, entzündungshemmende oder harntreibende Wirkung haben und so die Dauer einer akuten Blasenentzündung verkürzen oder das Wiederauftreten vermeiden.

Quelle: Pressemitteilung/IQWiG

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