HeilpflanzenporträtBesenginsterkraut: Vielversprechende Heilpflanze bei Herz-Kreislauf-Beschwerden

Cytisi scoparii herba – das Besenginsterkraut – wird traditionell bei funktionellen Herz-Kreislauf-Beschwerden, Ödemen, Hypertonie und Herzrhythmusstörungen angewendet. Klinische Studien stehen allerdings noch aus.

Gelbe Blüten des Besenginsters, Makroaufnahme.
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Besenginster (Cytisus scoparius).

von Sigrun Chrubasik-Hausmann

Der Besenginster gehört nicht zur Gattung Ginster (Genista), sondern zur Gattung Geißklee (Cytisus), einer Unterfamilie der Schmetterlingsblütler (Faboideae) innerhalb der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae). Früher wurde er als Rohstofflieferant für die Herstellung von Besen und Flechtwerk genutzt. Die Blätter und Knospen werden auch als Salat gegessen.

Botanischer Steckbrief

Der bis 2 Meter hohe, gelb blühende Strauch friert in strengen Wintern bis auf den dicken Stamm zurück. Die schwarzen, Wärme speichernden Hülsenfrüchte sind sog. Austrocknungsstreuer.

Inhaltsstoffe

Enthalten sind bis 2 % Chinolizidinalkaloide mit dem Hauptalkaloid Spartein, Derivate des Phenylalanins (Tyrosin, Tyramin, Epinin, Dopamin, Methyloxytyramin). Bis 0,6 % Flavonoide (Spiraeosid, Isoquercitrin, Quercetin- und Kämpferolglykoside; Apigenin- und Luteolin-Derivate, Scoparin, Sarothamnosid und Genistein [1][6].

Wirkungen und Wirksamkeit

Isoliertes Spartein besitzt eine antiarrhythmische Wirkung. Tyramin wirkt als indirektes Sympathomimetikum vasokonstriktorisch und blutdrucksteigernd. Eine diuretische Wirkung scheint aufgrund des Flavongehalts plausibel [1].

Die antioxidative Wirkung wurde in verschiedenen Testen außerhalb des Organismus demonstriert [6][9]. Die antioxidative Wirkung reflektierte sich bei Ratten auch in der Reduktion induzierter Stressreaktionen bzw. induzierten Angstverhaltens [7] und der leberprotektiven Wirkung nach Gabe von Tetrachlorkohlenstoff [8]. Bei topischer Applikation besaßen Extrakte eine synthetischen Antioxidantien vergleichbare antioxidative Wirkung, ohne in 1 %iger Lösung hautreizend zu wirken [3].

Für Extrakte wurde eine antimikrobielle Wirkung gegen Bacillus subtilis (grampositiv) und Escherichia coli (gramnegativ) sowie zwei Pilze (Candida albicans und Crytococcus neoformans) nachgewiesen [4].

Klinische Studien liegen nicht vor.

Indikationen für die innerliche Anwendung

  • funktionelle Herz-Kreislauf-Beschwerden [1][2]
  • Ödeme, Hypotonie, Herzrhythmusstörungen [1]

Dosierung

Ein knapper Teelöffel (1–2 g) getrocknetes Besenginsterkraut pro 150 ml siedenden Wassers als Aufguss, nach 10 Min. abseihen; Tagesdosis: 3–4 Tassen frisch zubereiteten Tees [1].

Wässrige Alkoholextrakte (apothekenpflichtig) äquivalent zu 1–1,5 g getrocknetem Kraut (mit nicht mehr als 1 mg/ml Spartein) [2].

Unerwünschte Wirkungen

Unerwünschte Wirkungen wurden bisher nicht dokumentiert.

Kontraindikationen

Überempfindlichkeit gegen Inhaltsstoffe, Bluthochdruck und Schwangerschaft (wehenauslösend ab dem 7. Monat). Zubereitungen aus dem Besenginster und Spartein sind auch bei partiellem und totalem AV-Block (Adams-Stokes-Anfälle) kontraindiziert [1].

Wechselwirkungen

Bei gleichzeitiger Gabe von MAO-Hemmern kann aufgrund der Wechselwirkung mit Tyramin eine hypertone Krise auftreten [1].

Toxizität

Vergiftungserscheinungen mit Bauchschmerzen, Erbrechen, Herzrhythmus- und Kreislaufstörungen nach Einnahme von Zubereitungen aus Besenginster sind dokumentiert (z. B. [1][5]).

Bei Erwachsenen traten nach Zufuhr von etwa 300 mg Spartein Vergiftungserscheinungen auf mit Schwindel, Kopfschmerzen, Herzklopfen, Parästhesien, Abnahme des Kraftgefühls in den Beinen, Schweißausbrüchen, Schläfrigkeit, Pupillenerweiterung und Augenmuskellähmung.

Zwei Kleinkinder starben nach Zufuhr von 413 mg Spartein (entsprechend etwa 30 mg/kg). Als toxisch werden beim Kleinkind bereits Mengen von etwa 50 mg der Reinsubstanz angesehen [1].

Fazit

Der Wirkstoff des Besenginsters ist vielversprechend. Zubereitungen aus Besenginster sollten aber erst nach Durchführung klinischer Studien zur Ermittlung der optimalen Dosis bei zuvor definierten Indikationen angewendet werden. Die Erstellung eines Sicherheits-Dossiers ist zuvor ebenfalls erforderlich.

Literatur

[1] Blaschek W, Hilgenfeldt U, Holzgrabe U et al. HagerROM 2016. Hagers Enzyklopädie der Arzneistoffe und Drogen. Berlin, Heidelberg: Springer; 2016
[2] Blumenthal M. The complete German Commission E monographs. The American Botanical Coucil; 1998
[3] González N, Ribeiro D, Fernandes E et al. Potential use of Cytisus scoparius extracts in topical applications for skin protection against oxidative damage. J Photochem Photobiol B 2013; 125: 83-89
[4] Gowthamarajan K, Kulkarni TG, Mahadevan N et al. Antimicrobial activity of selected herbal extracts. Anc Sci Life 2002; 21: 188-190
[5] Herranz Pérez X, Sànchez Sitjes L, Malo Barres R et al. Scotch broom poisoning. Rev Clin Esp (Barc) 2013; 213: 121-122
[6] Lores M, Pájaro M, Álvarez-Casas M et al. Use of ethyl lactate to extract bioactive compounds from Cytisus scoparius: Comparison of pressurized liquid extraction and medium scale ambient temperature systems. Talanta 2015; 140: 134-142
[7] Nirmal J, Babu CS, Harisudhan T et al. Evaluation of behavioural and antioxidant activity of Cytisus scoparius Link in rats exposed to chronic unpredictable mild stress. BMC Complement Altern Med 2008; 8: 15
[8] Raja S, Ahamed KF, Kumar V et al. Antioxidant effect of Cytisus scoparius against carbon tetrachloride treated liver injury in rats. J Ethnopharmacol 2007; 109: 41-47
[9] Sundararajan R, Haja NA, Venkatesan K et al. Cytisus scoparius link – a natural antioxidant. BMC Complement Altern Med 2006; 6: 8

Prof. Dr. med. Sigrun Chrubasik-Hausmann ist Fachärztin für Allgemeinmedizin, Naturheilverfahren, Spezielle Schmerztherapie. Sie ist Research-Koordinatorin des Schwerpunkts „Phytotherapie“ am Institut für Rechtsmedizin der Universität Freiburg.