Ernährung und KlimaCO2-Angaben auf Lebensmitteln beeinflussen Essverhalten

Konsument*innen tendieren zu nachhaltigerem Essverhalten, wenn Lebensmittel eine CO2-Kennzeichnung haben. Das konnte ein Feldexperiment zeigen.

Person hält eine herzförmige Schüssel mit Obst, Hülsenfrüchten und Nüssen hoch.
New Africa/stock.adobe.com

Die Darstellung der CO2-Angaben wurde während des Experiments variiert.

Nachhaltiger essen – ein Neujahrsvorsatz für viele Menschen, die mit dem Veganuary ins neue Jahr gestartet sind. Doch das eigene Konsumverhalten zu ändern, ist nicht immer leicht. Helfen könnten dabei CO2-Label. Forscher*innen des Transregio 266 Accounting for Transparency (TRR 266) von der HU Berlin, der LMU München und der Aalto Universität (Finnland) haben in einem Feldexperiment herausgefunden, dass die CO2-Kennzeichnung von Lebensmitteln Menschen dazu bewegt, nachhaltiger zu essen. Entscheidend dabei ist, wie die Informationen dargestellt werden. Wurden CO2-Angaben in Ampelfarben visualisiert oder als Umweltkosten präsentiert, war der Effekt am größten.

“In unserer Studie zeigen wir, dass die Angabe von Emissionsdaten die Nachfrage nach CO2-intensiven Gerichten wie Fleisch und Fisch reduziert und damit den gesamten CO2-Fußabdruck des gewählten Essens verringert“, erläutert Prof. Joachim Gassen, Professor für Rechnungslegung und Wirtschaftsprüfung an der Humboldt-Universität zu Berlin. 

Präsentieren von Umweltkosten besonders effektiv

Durchgeführt wurde das 10-tägige Feldexperiment in einer der größten Mensen des Studentenwerks München, der Mensa Leopoldstraße. Im Versuchszeitraum wurde über 8.000 Mensabesuchern über die Menüdisplays nicht nur die üblichen Informationen, wie die Preise der Gerichte oder ihre Hauptzutaten, angezeigt, sondern auch, wie hoch der CO2-Fußabdruck des jeweiligen Gerichts ist. Die Darstellung der CO2-Angaben wurde während des Experiments einmal pro Tag geändert, um zu testen, welche Darstellungsweisen das Verbraucherverhalten am stärksten beeinflusst.

So wurden manche Besucher*innen darüber informiert, wie hoch die Umweltkosten in Euro sind, die ihr Mittagessen verursacht. Andere wiederum erfuhren über die Displays, wie viel ihres täglichen CO2-Budgets durch das gewählte Gerichtverbraucht wird. Wiederum andere wurden über die durch das Gericht verursachten CO2-Emissionen in Gramm informiert.

Die Angaben wurden zusätzlich durch eine Kodierung in Ampelfarben (grün, gelb, rot) ergänzt. Den größten Effekt hatte es letztlich, wenn die Besucher erfuhren, wie viel Euro an Umweltschäden ihr Mittagessen verursacht. Auf diese Weise wurden bis zu knapp zehn Prozent weniger CO2 durch die Mahlzeiten verursacht als ohne die Information über die CO2-Emissionen.

Für das TRR 266-Forschungsteam zeigt die Studie konkrete Ansatzpunkte für Politik und Unternehmen, nachhaltigeres Verhalten zu unterstützen: „Unser Experiment macht deutlich, dass Informationen zum CO2-Fußabdruck zu einer Verhaltensänderung bei Konsumenten führen können. Diese Erkenntnis kann Politik und Wirtschaft dabei helfen, geeignete Maßnahmen für eine nachhaltigere Zukunft zu ergreifen“, Prof. Dr. Thorsten Sellhorn, Professor für Rechnungslegung und Wirtschaftsprüfung an der LMU München. „Unternehmen könnten sich beispielsweise freiwillig dazu entscheiden, CO2-Angaben für Lebensmittel oder andere Produkte und Dienstleistungen auszuweisen.“

Quelle: Transregio 266 Accounting for Transparency

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