HeilpflanzenKurkuma: Nicht nur bei Verdauungsstörungen wirksam

Kurkuma verspricht positive Wirkungen bei einer Vielzahl an Indikationen. Erfahren Sie mehr über die Inhaltsstoffe von Kurkuma.

Erdige Hände halten einige Kurkumawurzeln.
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von Sigrun Chrubasik-Hausmann

Kurkuma, die Gelbwurzel, aus der Pflanzenfamilie der Ingwergewächse gedeiht in heißem, feuchtem Klima. Das Hauptanbaugebiet ist Indien; Kulturen gibt es jedoch auch in anderen tropischen Gebieten [3].

Inhalt

Botanischer Steckbrief

Inhaltsstoffe

Wirkungen

Wirksamkeit

Anwendung gemäß EMA- bzw. WHO-Monografie

Volkstümliche Verwendung

Dosierung

Unerwünschte Wirkungen/Interaktionen/Kontraindikationen/Toxizität

Fazit

Botanischer Steckbrief

Das Hauptrhizom der aufrechten, krautigen Pflanze Curcuma longa (Synonym C. domestica) ist knollig verdickt mit zahlreichen zum Teil knolligen Wurzeln. Seitlich am Hauptrhizom entspringen fingerförmige Nebenrhizome ohne Wurzeln, die schräg abwärts wachsen. Die Rhizome werden beim Welken der Blätter geerntet [3].

Inhaltsstoffe

Die Rhizome enthalten bis zu 5 % Gesamt-Curcuminoide. Hauptkomponente ist Curcumin (Diferuloylmethan), dessen Mengenverhältnis relativ zu p-Cumaroylferuloylmethan, Di-p-cumaroylmethan, Hydroxycinnamoylmethan, Didesmethoxycurcumin und Bisdes-methoxycurcumin je nach Kultivar sehr unterschiedlich ist. Im ätherischen Öl (bis zu 5 %) finden sich überwiegend Sesquiterpenketone wie Turmeron, Atlanton und Curlon, darüber hinaus unter anderem auch Zingiberen, Curcumol und geringe Mengen α-Phellandren [3].

Wirkungen

  • choleretisch und cholekinetisch [4]

  • antioxidativ und organprotektiv [4]

  • antikanzerogen, antiangiogen, antimetastatisch [5], [23]

  • antientzündlich [4], [11]

  • chondroprotektiv [4]

  • antiosteoporotisch [1]

  • antidepressiv [4]

  • hirnleistungsfördernd [20]

  • antidementiv [4]

  • immunmodulatorisch [4], [18]

  • antidiabetogen [23]

  • gerinnungshemmend [4]

  • antimikrobiell [4]

  • wundheilungsfördernd [25]

Wirksamkeit

Die Studien wurden mit unterschiedlichen Zubereitungen aus der Kurkumawurzel durchgeführt. Die Ergebnisse der Einzelstudien können deshalb nicht auf andere Zubereitungen übertragen werden. Da das Curcumin aus pulverisierter Wurzel überwiegend im Darm verbleibt, ist der Einsatz bei Darmstörungen bzw. entzündlichen Darmerkrankungen plausibel. Bei mit neuen Technologien hergestellten Curcumin-Zubereitungen, zum Beispiel Einschluss in Cyclodextrin, Phytosome, Phospholipidkomplexe oder Dispersionen mit verschiedenen Lösungsvermittlern, variiert die orale Bioverfügbarkeit von Curcumin zwischen den Produkten beträchtlich [10]. Sie ist für in Cyclodextrin eingeschlossenes und Micellen-Curcumin sehr viel höher als für andere Zubereitungen.

Bis heute liegen nur hinweisgebende (exploratorische) Studien vor, die zum größten Teil mit sehr hohen Curcumindosen durchgeführt und in systematischen Reviews zusammengefasst wurden. Die Wirkgröße muss daher für jede Indikation in mindestens 2 Studien mit beweisendem (konfirmatorischem) Studiendesign evaluiert werden und klinisch relevant sein. In Dosisfindungsstudien muss zuvor die optimale Tagesdosis ermittelt werden. Vielversprechend ist der Einsatz bei folgenden Indikationen:

  • Verdauungsstörungen und Reizdarm mit Verstopfung [13], [15]

  • entzündliche Darmerkrankungen [6]

  • Krebserkrankungen [5]

  • Arthrose und Arthritis [7], [21], [24]

  • Osteoporose [9]

  • Depressionen [12]

  • Hirnfunktionsstörungen und Demenz [27]

  • Diabetes mellitus [17]

  • nichtalkoholischer Fettleber [8], [19], [22]

  • metabolisches Syndrom mit Hyperlipidämie, Diabetes und Bluthochdruck [2]

  • Autoimmunerkrankungen [26]

  • Augenkrankheiten [16]

Bis heute liegen zur Wirkung von Curcumin nur explorative Studien vor.

Anwendung gemäß EMA- bzw. WHO-Monografie

Pulver und Extrakte aus der Kurkumawurzel bei Verdauungsstörungen mit Völlegefühl, Verstopfung und Blähungen [13], [15].

Volkstümliche Verwendung

Das gepulverte Rhizom (Abb. 1 ) wird als Gewürz verwendet. Es ist der Hauptbestandteil im Currypulver. Dem Speisesenf wird es als würzender und färbender Bestandteil beigemengt. In Indien wird es auch zum Vertreiben von Ameisen verwendet und zum Fernhalten von Vorratsschädlingen. Das aus dem Rhizom gewonnene Curcumin wird unter anderem zum Färben von Baumwolle oder Seide sowie als Farbstoff für Lebensmittel wie Butter, Käse, Gebäck oder Wurst und für Puder und Cremes eingesetzt [3].

Dosierung

Mittlere Tagesdosis bei Verdauungsstörungen und Reizdarm mit Verstopfung: bis 3 g Pulver. Nicht bei Gallensteinen und Durchfall anwenden. Die von der European Food Safety Authority (EFSA) empfohlene tägliche Curcumin-Dosis beträgt 2 mg/kg Körpergewicht [14].

Unerwünschte Wirkungen/Interaktionen/Kontraindikationen/Toxizität

Mundtrockenheit, Blähungen, Magenreizung. Nicht systematisch untersucht [15].

Fazit

Aufgrund der experimentell nachgewiesenen Wirkungen scheint der Einsatz von Zubereitungen aus Curcuma longa bei allen genannten Indikationen plausibel. Pulver und Extrakte, die im Darm verbleiben, sind bei Verdauungsbeschwerden und entzündlichen Darmerkrankungen hilfreich. Mit der limitierten Curcumin-Tagesdosis von 2 mg/kg (in Cyclodextrin oder Micellen) lässt sich aufgrund eigener Erfahrung bislang nur eine Osteoporoseprophylaxe aufrechterhalten (Bestimmung der CrossLaps alle 3 Monate als Maß für die Osteoporoseaktivität). Bei allen anderen Indikationen, die eine Resorption von Curcumin in den Körper voraussetzen, sollte Curcumin mit anderen Wirkstoffen kombiniert werden: bei Krebs-, Stoffwechsel- und Autoimmunerkrankungen zum Beispiel mit dem Schwarzkümmel-Wirkstoff, bei Arthrose mit anderen pflanzlichen Entzündungshemmern, bei Depressionen zum Beispiel mit Lavendelöl, bei Hirnfunktionsstörungen mit Ginkgoextrakt. Weitere Studien sollten die Sinnhaftigkeit des Einsatzes von Curcumin erhärten und die Wirkgrößen definieren.

Prof. Dr. Sigrun Chrubasik-Hausmann
Fachärztin für Allgemeinmedizin mit den Zusatzbezeichnungen "Naturheilverfahren" und "Spezielle Schmerz-Therapie"

Interessenkonflikt: Die Autorin hat von der Firma Alpinamed (Schweiz) Honorare für Beratung zu Kurkuma und für Vorträge erhalten.

Die Literaturliste finden Sie hier.

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