AugenheilkundeSilvesterfeuerwerk: Augenärzt*innen warnen vor schweren Augenverletzungen

Im letzten Jahr sind deutlich mehr zum Teil schwere Augenverletzungen durch Silvesterböller behandelt worden. Vielfach wurden Unbeteiligte verletzt. Augenärzt*innen mahnen zur Vorsicht. 

Feuerwerk am Nachhimmel
K. Oborny/Thieme

Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) warnt erneut vor schweren Augenverletzungen durch Silvesterfeuerwerk. Sie appelliert an die Bevölkerung, beim Umgang mit Pyrotechnik äußerste Vorsicht walten zu lassen. Prof. Claus Cursiefen äußerte sich besorgt über die erwartete Zunahme von tragischen Unfällen, die nicht nur die direkt Beteiligten, sondern auch Unbeteiligte und Kinder treffen können.

Steigende Zahlen von Augenverletzungen an Silvester

Die DOG führt seit 2016/2017 jährlich zu Silvester eine Umfrage an deutschen Augenkliniken durch, um die Anzahl der Augenverletzungen durch Feuerwerkskörper zu dokumentieren. Die Ergebnisse der Umfrage zum Jahreswechsel 2022/2023 sind alarmierend: In den fünf Tagen um Silvester wurden 838 Personen mit Augenverletzungen behandelt, was einen Anstieg um rund 300 im Vergleich zu den Jahren vor der Corona-Pandemie darstellt. Die höchste erfasste Zahl seit Beginn der Umfragen.

Besonders beunruhigend ist der Umstand, dass etwa 60 Prozent der Betroffenen Unbeteiligte waren, die das Feuerwerk nicht selbst gezündet hatten. Kinder und Jugendliche machten mit 40 Prozent einen signifikanten Anteil der Verletzten aus, darunter sogar ein neun Tage altes Neugeborenes mit Verbrennungen an Augen und Gesicht. "Trotz der Einschränkungen durch die Pandemie sind die Zahlen besorgniserregend hoch, insbesondere in Bezug auf Kinder", betont Dr. med. Ameli Gabel-Pfisterer, Leitende Oberärztin für Augenheilkunde.

Die Verletzungen betreffen nicht nur diejenigen, die das Feuerwerk aktiv nutzen. Ein Patient wurde beispielsweise auf der Terrasse von einem Sprengkörper getroffen, was zu mehrfachen Operationen und schließlich zur Entfernung des verletzten Auges führte. Die Fernwirkung von Feuerwerkskörpern stellt dabei ein erhebliches Problem dar und macht die Rückverfolgung des Verursachers oft unmöglich.

Rückgang der Verletzungen während Pandemie

In den Jahren ohne Verkaufsverbot für Feuerwerkskörper verzeichnete die DOG konstant etwa 500 Augenverletzungen zu Silvester. Die Pandemiejahre hingegen zeigten einen deutlichen Rückgang um 86 Prozent in 2020/2021 und 61 Prozent in 2021/2022. "Verkaufsverbote und Versammlungsbeschränkungen haben sich als effektive Maßnahmen erwiesen, die Augenverletzungen reduzieren", berichtet Professor Dr. med. Hansjürgen Agostini, Leitender Oberarzt an der Universitäts-Augenklinik Freiburg.

Empfehlungen

Trotz dieser Erfahrungen ist das Feuerwerk in diesem Jahr wieder freigegeben, der Vorverkauf startet am 28. Dezember 2023. Die DOG appelliert daher erneut an die Bevölkerung, besonders Familien mit Kindern, im Haus zu bleiben. Im Freien sollten geschlossene Schutzbrillen, beispielsweise aus dem Baumarkt oder Skibrillen, getragen werden. Zusätzlich setzt sich die Fachgesellschaft für professionelle, öffentliche Feuerwerke ein und betont deren höhere Sicherheitsstandards.

Die DOG ruft dazu auf, die Gefahren von Silvesterfeuerwerk ernst zu nehmen und verantwortungsbewusst damit umzugehen, um schwere Augenverletzungen zu verhindern.

Quelle: Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft

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