PräventionVeränderungen am Auge können Systemerkrankungen anzeigen

Diabetes, Hypertonie, Rosazea: Veränderungen am Auge können auf andere Erkrankungen hinweisen. Welche Symptome auftreten und wie sie behandelt werden können, hat die Stiftung Auge thematisiert. 

Illustration: das menschliche Auge im Querschnitt
Henrie/stock.adobe.com

Das Auge als Spiegel des Körpers: Erkrankungen wie Rosazea, Bluthochdruck oder ein schlecht eingestellter Blutzucker können sich durch Veränderungen am Auge zeigen.

Diabetes mellitus, Bluthochdruck, rheumatische oder Hauterkrankungen entstehen auf unterschiedlichsten Wegen. Allen gemeinsam ist: Sie können sich am Auge zeigen – von den Augenlidern über die Hornhaut, der Augenlinse bis hin zur Netzhaut und zum Sehnerven. Worauf sollte man also achten, wenn Veränderungen am Auge auftreten? Und welche Störungen könnten ein Hinweis auf was für eine Erkrankung sein? Und wie lassen sich die Beschwerden behandeln?

Treten Veränderungen am Auge auf, handelt es sich nicht immer um eine reine Augenerkrankung. „Solche Veränderungen können auch wichtige Hinweise auf zugrunde liegende Volkskrankheiten liefern“, sagt Prof. Gerd Geerling von der Universitäts-Augenklinik Düsseldorf. Insbesondere bei Bluthochdruck, Blutzuckerschwankungen oder entzündlichen Hauterkrankungen können sich zuerst am Auge Veränderungen zeigen. 

Gereizte und verklebte Augen

So können gereizte und verklebte Augen Folge einer einfachen Bindehautentzündung sein – oder auf die entzündliche Hauterkrankung Rosazea hindeuten. Rosazea ist v.a. bei Frauen weitverbreit und stört die Funktion der Talgdrüsen am Auge. An den Kanten der Lider äußert sich dies durch einen destabilisierten Tränenfilm. Die Patient*innen bemerken dies zuerst durch trockene Augen, aber auch brennende, juckende und krustig belegte Augenlider sind typisch. Diese Symptome machen sich bei etwa 80 Prozent der Rosazea-Betroffenen bemerkbar.

Augenärztlich stehen hier z.B. konservative Therapien zur Verfügung, ggf. in Zusammenarbeit mit Hautärzt*innen. In manchen Fällen könne ein lidstraffender Einsatz helfen, so Geerling.

Blutungen und Schwellungen am Augenhintergrund

Zeigen sich bei der Untersuchung des Augenhintergrunds winzige Blutungen und Schwellungen, ist das häufig eine Folge von Bluthochdruck. Dadurch verengen und strecken sich die Gefäße im Auge. Zudem lässt Bluthochdruck den Augeninnendruck steigen, weshalb erhöhter Blutdruck häufig mit einem Grünen Star einhergeht.

Sehverlust als Folge von Blutzuckerschwankungen

Diabetes wirkt sich eher auf die inneren Augenabschnitte aus. Die dauerhaft erhöhte Glukosekonzentration im Blut schädigt die feinen Blutgefäße im ganzen Körper, besonders bei einem medikamentös schlecht eingestellten Diabetes. Dadurch kommt es auch zu Veränderungen bei der Dichtigkeit der Gefäße der Netzhaut.

Einblutungen und Ablagerungen von Abbauprodukten können eine Folge dieser lichtempfindlichen Schicht sein, berichtet Geerling. Komme noch eine Wassereinlagerung durch die geschädigten Gefäße in der Netzhautmitte hinzu, kann ein Sehverlust die Folge sein.

In diesen ist die augenärztliche Vorstellung dringend anzuraten. Die Netzhautveränderungen können durch Laser oder die Injektion von gefäßabdichtenden Medikamenten behandelt werden. Gleichzeitig sollte unbedingt der Blutzucker richtig eingestellt werden.

„Ophthalmolog*innen können manchmal als Erste Hinweise auf eine systemische Erkrankung geben" sagt der Ophthalmologe Prof. Gerd Geerling. Zudem können sie dazu beitragen, die Schwere einer systemischen Erkrankung, ihren Verlauf und womöglich den Therapieerfolg zu beurteilen.

Quelle: Pressekonferenz Stiftung Auge/24.5.2023

Literatur

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