Long-/Post-COVIDLong-/Post-COVID: Naturheilkundliche Komplexbehandlung und Hyperthermie

Ein integratives Behandlungskonzept bei Long-/Post-COVID zeigt signifikant bessere Behandlungserfolge bei zusätzlicher Hyperthermiebehandlung, so die ersten Zwischergebnisse einer Begleitstudie am Münchner Krankenhaus für Naturheilweisen.

Illustration Long Covid, Post Covid, Mann zieht riesiges Coronavirus hinter sich her
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Etwa 10 % der COVID-Patient*innen leiden an Long-/Post-COVID-Symptomen.

Eingeschränkte Belastbarkeit, Atemnot, Husten, Kopf-/ Muskel-/ Gliederschmerzen, Denk- und Konzentrationsstörungen, Sensibilitätsstörungen, Herzrasen - das sind nur einige der vielfältigen Symptome, die beim Long-/Post-COVID-Syndrom auftreten können. Viele Behandlungsansätze sind wissenschaftlich noch nicht belegt. Die Vielzahl an möglichen Symptomen erschwert die Situation und ein wirklich vielversprechender Therapieansatz ist noch nicht in Sicht. Am Münchner Krankenhaus für Naturheilweisen (KfN) wird derzeit ein integratives Behandlungskonzept mit einer naturheilkundlichen Komplexbehandlung angewendet und wissenschaftlich begleitet.

Im Krankenhaus für Naturheilweisen (KfN), einer internistischen Fachklinik mit integrativem Behandlungsansatz, werden seit 2020 vereinzelt und seit 2021 vermehrt auch Patient*innen mit Long-/Post-COVID-Syndrom behandelt. Zusätzlich zur konventionellen Therapie werden komplementärmedizinische Therapien angeboten, u.a.:

  • klassische Naturheilverfahren
  • ausleitende Verfahren
  • Neuraltherapie
  • Orthomolekularmedizin
  • mikrobiologische Therapie
  • Akupunktur
  • physikalische Therapie
  • moderate Ganzkörperhyperthermie

Initial wird bei den Patient*innen mit Long-/Post-COVID abhängig vom jeweiligen Beschwerdebild ein individueller Behandlungsplan erstellt. In der Regel umfasst er bei Long-/Post-COVID die Gabe von Ginseng, hochdosierte Vitamin-C-Infusionen, immunmodulierende mikrobiologische Therapie; Zitronenbrustwickel und reflektorische Atemtherapie bei Dyspnoe; reflektorische Verfahren wie Fußreflexzonenmassage oder Bindegewebsmassage bei Fatigue-Symptomatik. 

Die Klinik hat langjährige gute Erfahrungen mit der moderaten Ganzkörperhyperthermie (mGKHT) bei Erkrankungen mit z.T. sehr ausgeprägten Erschöpfungssyndromen (z.B. chronisches Fatigue-, Fibromyalgie-, Cancer-related-Fatigue-Syndrom). Deshalb wird von einer guten Wirksamkeit der mGKHT ausgegangen gerade auch bei Long-/Post-COVID-Patient*innen mit ausgeprägter Fatigue ausgegangen.

Begleitstudie zur Effektivität der naturheilkundlichen Komplexbehandlung

In einer Begleitstudie wird die Effektivität der 10-tägigen naturheilkundlichen Komplexbehandlung bei Patient*innen mit Long-/Post-COVID evaluiert. Mittels Fragebogen werden u.a. die häufigsten Long-/Post-COVID-Symptome, der aktuelle Gesundheitszustand, funktioneller Status, subjektive Lebensqualität, welche Therapien als hilfreich empfunden wurden und Arbeitsfähigkeit erfasst. Die Abfragen erfolgen zu Beginn des Krankenhausaufenthalts (T0) sowie 1 (T1), 3 (T2) und 6 Monate (T3) nach Entlassung.

Erste Zwischenergebnisse

Zum Zeitpunkt der Zwischenauswertung waren 91 Patient*innen (75 weiblich, 16 männlich) in der Studie eingeschlossen. Es handelt sich fast ausnahmslos um schwerer Betroffene, die im Alltag unter erheblichen Einschränkungen leiden. Die Auswertung basiert auf 47 Antwortbögen zum Zeitpunkt T1 und 26 Antwortbögen zum Zeitpunkt T2.

Subjektive Lebensqualität: Im Median stieg die subjektive Lebensqualität von 3 bei T0 auf 5 bei T2 auf einer Skala von 1-10. Der Behandlungseffekt sei bisher nachhaltig positiv, schätzen die Leiter der Studie ein.

Gegenwärtiger Gesundheitszustand: Die Studienteilnehmer*innen beschrieben ihren gegenwärtigen Gesundheitszustand im Median zum Zeitpunkt T0 mit 1 (= schlecht), zum Zeitpunkt T2 mit 2 (= zufriedenstellend) auf einer Skala von 1-5. Dies seien keine "großen Sprünge", so die Autor*innen. Es zeigten sich aber nachhaltige und eindeutige Besserungstendenzen nach der naturheilkundlichen Komplexbehandlung.

Moderate Ganzkörperhyperthermie: Von den 91 eingeschlossenen Patient*innen erhielten 53 mindestens 2 mGKHTs. Die Studienautor*innen schätzen die mGKHT bisher als zentrales Element der Behandlung ein: Anhand ausgewählter Symptome zeigen sie, dass die Behandlungserfolge mit serieller mGKHT deutlich besser sind als ohne. Das Signifikanzniveau wurde erreicht bei folgenden Symptomen: Gesundheitszustand, Lebensqualität, Atemnot bei Belastung, Kopfschmerzen, Angst, Herzrasen/-stolpern.

Moderate Ganzkörperhyperthermie

Bei der moderaten Ganzkörperhyperthermie wird durch kontinuierliche Wärmezufuhr die Körpertemperatur auf 38,5 bis max. 40,5°C erhöht und für eine gewisse Zeit aufrechterhalten. Durch das künstlich induzierte "Fieber" können Regulations- und Selbstheilungsprozesse im Organismus beeinflusst werden.

Sie wird u.a. eingesetzt bei Schmerzen, Entzündungen, Rekonvaleszenzstörungen nach Infektionen, Hauterkrankungen und in der supportiven Tumortherapie.

Quelle: KfN - Krankenhaus für Naturheilweisen

Fazit

Geplant sei, bis Ende 2023 250-300 Patient*innen in die Studie einzuschließen. Die Autor*innen schlussfolgern auf Basis der vorläufigen Zwischenergebnisse, dass die naturheilkundliche Komplexbehandlung, wie sie im KfN München durchgeführt wird, eine mögliche Behandlungsoption bei Long-/Post-COVID darstellen könnte. Ein elementarer Behandlungsbaustein scheine demnach die moderate Ganzkörperhyperthermie zu sein. 

Quelle: Schmidt R. Zwischenergebnisse der laufenden Long-/Post-Covid-Studie des Krankenhauses für Naturheilweisen (KfN) in München. Erfahrungsheilkunde 5/2022

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