SchlaganfallBehandlung in Stroke-Units senkt Sterberisiko bei Hochbetagten

Behandlungen in Stroke-Units erhöhen bei einem Schlaganfall nicht nur die Überlebenschancen bei jüngeren Menschen, sondern auch bei Hochbetagten, zeigt eine neue Studie.

Arzt hält das Ergebnis einer MRT Untersuchung in den Händen.
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Jüngere Menschen werden häufiger in Stroke Units behandelt als Hochbetagte. Dabei profitieren auch Menschen ab 90 Jahren von einer Behandlung in den spezialisierten Behandlungszentren.

Behandelt man Patient*innen mit Schlaganfall in Spezialabteilungen, den Stroke Units, verbessert dies die Überlebenschance selbst bei denen, die 90 Jahre oder älter sind. Dies hat ein Team um den Marburger Versorgungsforscher Dr. Max Geraedts durch die Analyse von Krankenkassendaten herausgefunden. Hochbetagte werden seltener in spezialisierten Schlaganfallstationen behandelt als Jüngere, obwohl sie davon ebenso profitieren würden.

„Mit zunehmender Lebenserwartung ist mit immer mehr Schlaganfällen zu rechnen, besonders bei Hochbetagten, die danach vergleichsweise schlechte Prognosen haben“, sagt Geraedts. Die spezialisierten Stroke Units  liefern ein besseres Ergebnis für die eingelieferten Patient*innen: Sie haben eine größere Chance, länger zu überleben und unabhängig zu bleiben, als wenn die Behandlung in einer anderen Station erfolgt. Ob dies auch für Hochbetagte gilt, war bisher unklar. Jedenfalls werden sie, zumindest in der Bundesrepublik, seltener in spezialisierten Stationen behandelt. „Einige Ärzte scheinen nicht davon überzeugt, dass ältere Menschen ähnlich große Vorteile aus einer spezialisierten Behandlung ziehen wie Jüngere“, vermutet Geraedts.

Das Forschungsteam analysierte Daten von Patient*innen, die in den Jahren 2007 bis 2017 erstmalig als Notfälle mit einem Schlaganfall in ein Krankenhaus eingeliefert wurden. Die Studie umfasst Daten von mehr als 29.000 Senior*innen im Alter ab 90 Jahren. Wie groß war bei ihnen die Sterblichkeit nach 10, nach 30 und nach 90 Tagen sowie nach einem Jahr, nach drei und nach fünf Jahren?

In den Jahren von 2007 bis 2017 behandelten die Stroke Units 57,1 Prozent der Unter-90-Jährigen, aber nur 49,6 Prozent der Patient*innen im Alter von 90 Jahren und darüber. Im ersten Jahr nach dem Schlaganfall starben 61,9 Prozent der Hochbetagten ohne Behandlung in einer Stroke Unit, aber nur 56,9 Prozent, die in einer solchen behandelt worden waren. Das Sterberisiko wird durch Behandlung in einer Stroke Unit also erheblich reduziert.

Warum sinkt dann mit steigendem Alter kontinuierlich der Anteil von Patient*innen, die in Stroke Units behandelt werden? Die Autor*innen bieten verschiedene Erklärungen an: „Einerseits kann der Befund darauf zurückzuführen sein, dass bei Älteren zunehmend Patientenverfügungen vorliegen und die Menschen eine palliative Behandlung bevorzugen; andererseits könnten die Ergebnisse auf eine unbewusste Altersdiskriminierung hinweisen“, legt Geraedts dar.

Quelle: Philipps-Universität Marburg

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