AchtsamkeitWeniger Ängste in der Schwangerschaft mit Achtsamkeitspraxis

Eine 8-wöchige App-basierte Achtsamkeits-Praxis kann schwangerschafts- und geburtsbedingte Ängste erheblich reduzieren, zeigt eine Studie mit 460 schwangeren Frauen. 

Schwangere Frau sitzt am Handy
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Ein speziell für die Studie designtes Achtsamkeitstraining mittels App zeigt Fähigkeit das psychische Wohlbefinden werdender Mütter zu fördern.

Eine App-gestützte Achtsamkeitspraxis während der Schwangerschaft kann schwangerschafts- und geburtsbezogene Ängste signifikant reduzieren und langfristig das mentale Wohlbefinden verbessern.

Psychische Begleiterscheinungen sind die häufigste Nebendiagnose bei Schwangerschaften. Viele Frauen mit schwangerschafts- und geburtsbezogenen Ängsten benötigen Unterstützung. Eine Studie der Uni Halle hat ein niedrigschwelliges Angebot für werdende Mütter als mögliche Alternative zur Psychotherapie untersucht.

Studiendesign und Teilnehmer*innen

In die multizentrische, randomisierte Studie wurden 460 Teilnehmerinnen mit einem erhöhten Risiko für Ängste und Depressionen ein. Die Frauen befanden sich zwischen der 29. und 36. Schwangerschaftswoche.

Die speziell für die Studie konzipierte App kombinierte klassische Achtsamkeitsübungen mit geburtshilflichen und psychotherapeutischen Ansätzen. "Sie zielt darauf ab, medizinische Informationen zur Geburt zu vermitteln, den Umgang mit Angst und Depressionen zu erleichtern und individuelle Bewältigungsübungen anzubieten. Diese Inhalte werden durch verschiedene Formate wie Audiodateien, Lehrvideos, schriftliche Materialien, eine persönliche Kompetenzen-Box und interaktive Arbeitsblätter präsentiert“, berichtet Studienleiterin Prof. Stephanie Wallwiener.

Die App-Nutzung erfolgte über einen Zeitraum von 8 Wochen für je 45 Minuten wöchentlich und unter Betreuung des Studienteams. Beide Gruppen berichteten während der Schwangerschaft sowie bis 5 Monate nach der Geburt u.a. zu Ängsten und depressiven Symptomen.

Die Interventionsgruppe absolvierte ein betreutes App-basiertes Achtsamkeitstraining. Die Kontrollgruppe erhielt die Standardtherapie.

Ergebnisse

Die Auswertung ergab, dass

  • die App-gestützte Achtsamkeitspraxis das Auftreten schwangerschafts- und geburtsbezogener Ängste sowie postpartaler Depressionen signifikant verringern konnte;
  • für allgemeine depressive Symptome oder Angstzustände zeigte sich keine wesentliche Reduzierung.

Fazit

Eine 8-wöchige digitale Intervention kann schwangerschafts- und geburtsbedingte Ängste erheblich beeinflussen. Digitale Interventionen können die übliche Schwangerschaftsvorsorge gut ergänzen und bieten eine sinnvolle, niedrigschwellige Ergänzung zu den bestehenden Empfehlungen.  

Wallwiener unterstreicht: „Das Thema Psyche in der Schwangerschaft ist weiterhin stigmatisiert. Die Schwangerenvorsorge muss ganzheitlich sein und sowohl den körperlichen als auch den psychischen Aspekt als selbstverständlichen Bestandteil berücksichtigen. Nicht nur Frauen, die sich psychisch belastet fühlen, sondern auch solche mit Risikoschwangerschaften wie vorzeitigen Wehen oder anderen medizinischen Auffälligkeiten, können von einem Screening profitieren."

Die Studie wurde im Rahmen des Innovationsfondsprojekts Mind:Pregnancy in Baden-Württemberg durchgeführt und durch den Innovationsausschuss des Gemeinsamen Bundesausschusses gefördert. Teilnehmende Zentren waren die Entbindungsstationen der Universitätskliniken Heidelberg und Tübingen sowie mehr als 200 gynäkologische Praxen.

Quelle: Universitätsmedizin Halle

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