OnkologieOnline-Training motiviert Krebspatient*innen zu körperlicher Aktivität

Mithilfe eines strukturierten App-basierten Heimtrainingsprogramm können Krebspatient*innen zu körperlicher Aktivität motiviert werden und ihre Fitness verbessern, so eine aktuelle Studie.

Frau sitzt auf einer Yoga-Matte und macht mit einer App Sport.
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Die Proband*innen trainierten mit der App teils mehrmals in der Woche.

Dass körperliche Aktivität Krebs vorbeugen kann, aber auch in der Therapie und Rehabilitation positive Effekte hat, ist wissenschaftlich gut belegt. Oft erschweren allerdings räumliche Entfernungen zu bewegungsmedizinischen Zentren die Umsetzung. Zudem fehlen trainingstherapeutische Versorgungsstrukturen.

Ein Wissenschaftsteam hat nun in einer Studie geprüft, welche Effekte ein App-basiertes, ortsunabhängig durchführbares Training bei Krebspatient*innen nach Operation hat: Durch das Training konnten die Sauerstoffaufnahme und kardiopulmonale Leistungsfähigkeit gesteigert sowie die Belastung des Herzmuskels bei körperlicher Aktivität verringert werden.

Studie

Das sog. CRBP-TS-Projekt hat den Aspekt fehlender trainingstherapeutischer Versorgungsstrukturen aufgegriffen: Das Wissenschaftlerteam prüfte in einer Studie, wie ein Online-Training Krebspatient*innen helfen kann, körperlich aktiv zu sein.

148 Patient*innen mit Brust-, Prostata- oder Darmkrebs nach erfolgter Operation nahmen an der Studie teil. Sie wurden randomisiert der Interventions- oder der Kontrollgruppe zugeteilt. Alle Patient*innen erhielten zu Studienbeginn Smartwatches zum Aktivitätstracking und Tablets. Die Interventionsgruppe wurde angehalten, 2-mal pro Woche 30 Minuten Kraft-Ausdauer-Training durchzuführen mithilfe von Videos. Die Kontrollgruppe erhielt eine umfangreiche Aufklärung zu gesundheitsfördernden Maßnahmen wie Bewegung, Ernährung und Entzündungsmanagement.

Alle Patient*innen bekamen während des 6-monatigen Interventionszeitraums digitales Feedback zu ihrem täglichen Aktivitätsverhalten.

Als primärer Endpunkt wurde die Veränderung der Sauerstoffaufnahme nach 6 Monaten definiert. Sekundäre Endpunkte waren Veränderungen des Herzzeitvolumens, der Lebensqualität, der Muskel- und Fettmasse, des C-reaktiven Proteins als Entzündungsmarker und des Aktivitätsverhaltens.

Ergebnisse

122 Patient*innen schlossen den 6-monatigen Studienzeitraum ab. Die Akzeptanz der Online-Trainingsintervention war hoch. Etwa 75 Prozent der Teilnehmenden trainierte mindestens 1,5-mal pro Woche. Darüber hinaus scheint digitales Aktivitätsfeedback zu einem aktiveren Lebensstil beizutragen, da auch die Kontrollgruppe eine vergleichbare tägliche Aktivität aufwies.

Bei der Veränderung der Körperzusammensetzung stellten die Wissenschaftler*innen bei den Probanden tendenziell eine Reduzierung der Fettmasse und eine Erhöhung der Muskelmasse fest. Zudem erhöhte sich die Sauerstoffaufnahme; die myokardiale Belastung während des Trainings nahm ab.

Im Studienverlauf traten keine unerwünschten Ereignisse mit kausalem Zusammenhang zu dem Training auf.

Einschränkungen

Die SARS-CoV-2-Pandemie, die mit der Absage von Operationen und Einschränkungen des öffentlichen Lebens einherging, habe die Rekrutierung von Patient*innen wesentlich erschwert, so die Autor*innen. Deshalb konnte keine Analyse von Untergruppen stattfinden.

Allerdings zeigte sich, dass ein onlinebasiertes Heimtraining auch unter Pandemiebedingungen durchführbar war. Dieser Vorteil habe zum Erfolg der Studie beigetragen.

Fazit

Die Studie belege, dass Online-Trainingsprogramme eine gute Möglichkeit sind, dem körperlichen Funktionsverlust bei Krebspatient*innen entgegenzuwirken. Häusliches Training mit digitalem Feedback könnte eine wirksame Komponente nach einer OP bieten sowie die Möglichkeit einer flächendeckenden Einführung in der Krebsversorgung, so Studienerstautor Dr. Roberto Falz.

Weitere Studien zu den langfristigen Auswirkungen seien jedoch erforderlich.

Quelle: Universität Leipzig/Ni

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