TryptophanNeuer Laborwert für Entzündungserkrankungen?

Tryptophan zeigte sich in einer Analyse bei chronischen Entzündungserkrankungen reduziert und könnte bei minimalen Restentzündungen hinweisgebend sein.

Blutröhrchen mit Blutproben auf einem Laborformular
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Tryptophan könnte ein neuer Biomarker für Entzündungskrankheiten sein.

Der Verbrauch der Aminosäure Tryptophan ist bei einer Vielzahl chronischer Entzündungserkrankungen erhöht. Das zeigt eine retrospektive Studie.

Tryptophan bei chronischen Entzündungserkrankungen reduziert

Tryptophan ist eine essentielle Aminosäure, die mit der Ernährung zugeführt werden muss. Bei Menschen mit chronischen Darmentzündungen wird Tryptophan deutlich stärker als bei Gesunden verbraucht. Das haben Forschungsarbeiten gezeigt. Weitere Studien konnten dies bei einzelnen anderen Entzündungskrankheiten finden.

Das Kieler Forschungsteam hat in den vergangenen 10 Jahren Blutproben von rund 2000 Patient*innen untersucht. Sie wurden aufgrund einer chronischen Entzündungserkrankung am Uniklinikum Schleswig-Holstein behandelt.

In ausgewählten Patientengruppen wurde der Tryptophangehalt und der Gehalt verschiedener Abbauprodukte von Tryptophan untersucht. Die Analyse des Biomarkers wurde in den klinischen Alltag integriert und standardisiert im Laborprofil mitbestimmt. 

Die Patient*innen kamen mehrfach in die Ambulanz, sodass insgesamt rund 30.000 Proben genommen werden konnten. Eingeflossen sind so Daten zu 13 chronischen Entzündungserkrankungen, bei 9 waren die Tryptophankonzentrationen im Blut signifikant reduziert. Dazu zählen Morbus Crohn, Colitis ulcerosa sowie rheumatische Erkrankungen wie Rheumatoide Arthritis, Axiale Spondylarthritis und Systemischer Lupus Erythematodes.

Tryptophan bei kleinsten Rest-Entzündungen niedrig

Die Tryptophankonzentrationen im Blut waren auch noch bei Personen reduziert, bei denen mit den etablierten klinischen Untersuchungen keine Entzündung mehr festzustellen war. Dazu gehört neben sichtbaren Entzündungszeichen das C-reaktive Protein (CRP), um Entzündungen im Körper festzustellen.

Der reduzierte Tryptophan-Wert sei ein neuer potenzieller Marker, mit dem kleinste Rest-Entzündungen detektiert werden können, so der Gastroenterologe Prof. Konrad Aden. Das könne bei der Entscheidung für die Intensität einer medikamentösen Therapie hilfreich sein.

Um die bisherigen Standardwerte zu ergänzen, müsse der Marker nun in weiteren Studien untersucht werden, so die Forschenden.

Quelle: Exzellenzcluster Präzisionsmedizin für chronische Entzündungserkrankungen