SalzBluthochdruck: Verstecktes Natrium in Brausetabletten

Nahrungsergänzungsmittel in Form von Brausetabletten enthalten oft hohe Mengen Natrium. Menschen mit Bluthochdruck sollten bei der Einnahme darauf achten.

Wasserglas mit sprudelnder Tablette und Tabletten
Schemken/stock.adobe.com

Schmerz- und Erkältungsmittel, aber auch Nahrungsergänzungsmittel als Brausetabletten enthalten oft viel Natrium.

Brausetabletten enthalten oft hohe Mengen an Natrium. Eine aktuelle Studie des Universitätsklinikum des Saarlandes (UKS) zeigt, dass dies auch für Nahrungsergänzungsmittel zutrifft. Menschen mit Bluthochdruck sollten bei der Einnahme von bestimmter Nahrungsergänzungs- und Arzneimittel besonders vorsichtig sein. Die Studienautor*innen vom Uniklinikum Saarland fordern, die Angabe von Natrium auf Verpackungen verpflichtend zu machen.

Damit sich Brausetabletten im Wasserglas auflösen, enthalten sie oft erhebliche Mengen Natrium. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rät, die Natriumzufuhr auf weniger als 2 g pro Tag zu beschränken und auf stark natriumhaltige Lebensmittel sowie auf Nachsalzen des Essens zu verzichten.

In Deutschland sei die durchschnittliche Natriumaufnahme deutlich höher. Das liege auch an versteckten Natriumquellen, sagt Prof. Ulrich Kintescher von der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie. Dazu gehören z.B. Wurst, Käse und Ketchup, aber eben auch Brausetabletten.

Natriumzufuhr durch Brausetabletten schnell überschritten

Forscher*innen haben verschiedene Brausetabletten untersucht, die als Nahrungsergänzungsmittel oder Medikamente verkauft werden.

Sie bestimmten den Natriumgehalt von 39 Vitamin-, Mineral-, Calcium- und Magnesium-Brausetabletten aus deutschen Drogerie-, Supermärkten und Discountern. Zudem analysierten sie 33 frei verkäufliche, apothekenpflichtige Schmerzmittel, Husten- und Erkältungsmedikamente sowie Calciumpräparate, die als Brausetabletten erhältlich sind. Abschließend verglichen sie die deutschen Produkte mit 51 Nahrungsergänzungsmittel-Brausetabletten aus den USA.

„Eine einzelne Vitamintablette enthält durchschnittlich 380 mg Natrium. Das deckt bereits rund 20 Prozent des täglichen Tagesbedarfs“, sagt Prof. Felix Mahfoud, Kardiologe am UKS.

Aber auch Arzneimittel-Brausetabletten enthalten eine bedeutende Menge Natrium. Dazu gehören insbesondere Schmerz- und Erkältungsmedikamente mit durchschnittlich 450 mg pro Brausetablette. "Bei einem untersuchten Schmerzmittel liegt die maximale Tagesdosis laut Hersteller bei 8 Tabletten. Das allein entspricht fast der doppelten Höchstmenge an Natrium, die die WHO pro Tag empfiehlt.“

Allerdings schwankten die Werte zwischen den untersuchten Produktklassen stark. Die Analysen deuten zudem darauf hin, dass deutsche Produkte mehr Natrium enthalten als US-amerikanische.

Forscher fordern mehr Produkttransparenz

Vielen Hypertonie-Patient*innen sei der hohe Natriumgehalt in Brausetabletten nicht bekannt. Auf apothekenpflichtigen Präparaten sei die Angabe für Hersteller verpflichtend, nicht aber bei Produkten aus Drogerien und Supermärkten, so Dr. Michael Kunz vom UKS.

Das Forscherteam fordert, dass alle Hersteller von Brausetabletten verpflichtet werden sollten, den Natriumgehalt und das damit assoziierte Risiko, auf der Verpackung anzugeben. Besser noch wäre, die Zusammensetzung der Brausetabletten zu überarbeiten und wenn möglich, Natrium einzusparen.

Patient*innen sollten zudem angehalten werden, den Konsum von natriumhaltigen Brausetabletten stark einzuschränken und auf andere Dosierungsformen, z.B. Tabletten, auszuweichen.

Deutsche Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung

Literatur

Kunz M, Götzinger F, Jacobs CM et al. Hidden sodium in effervescent-tablet dietary supplements and over-the-counter drugs: a comparative cross-sectional study. BMJ Open 2023; https://bmjopen.bmj.com/content/13/11/e076302.long