KolitisDarmbakterien gegen chronisch entzündliche Darmerkrankungen

3 Bakterienstämme konnten in einer experimentellen Studie die klinischen Symptome, Zellgleichgewicht, Darmbarriere und Entzündungsparameter bei experimentell induzierter Kolitis regulieren.

Illustration: Bakterien im Darm
Alex/stock.adobe.com

Drei Bakterienstämme könnten therapeutischen Nutzen bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen haben.

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED) äußern sich durch Bauchschmerzen, erhöhten Stuhldrang, Gewichtsverlust, Nährstoffmangel und Fieber. Im Verlauf der Krankheit kommen weitere Symptome wie Gelenk- und Hautentzündungen hinzu. Eine Heilung gibt es bisher nicht. Rostocker und Gießener Forscher konnten nun in einer experimentellen Studie mit der Verabreichung von 3 Bakterienstämmen vielversprechende Ergebnisse erzielen. 

Studie

Die Bakterienstämme Faecalibacterium prausnitzii, Bacteroides faecis und Roseburia intestinalis sind Bestandteil des gesunden menschlichen Darmmikrobioms. Bei CED-Patient*innen sind diese Arten unterrepräsentiert. Deshalb prüften die Forschenden die Hypothese, ob die therapeutische Anwendung der Bakterienstämme die CED-Symptome und die Erkrankungsschwere verbessern können. 

Dazu induzierten sie eine akute Kolitis bei Mäusen mit Dextran Sodium Sulfat (DSS). Parallel verabreichten sie via Magensonde die Bakterien jeweils einzeln und in Kombination. Um die Wirkung zu prüfen, bestimmten die Wissenschaftler*innen die Entzündungszeichen im Darm, die Integrität der Darmbarriere, die regulatorischen T-Zellen und die Expression pro- und antiinflammatorischer Zytokine. Zudem wurden die kurzkettigen Fettsäuren (als Stoffwechselprodukte durch Darmbakterien, die bei der Verstoffwechslung von Ballaststoffen entstehen) bestimmt sowie das Darmmikrobiom in allen Behandlungsgruppen untersucht.

Die Ergebnisse wurden mit einer Mesalazin-Behandlung verglichen.

Ergebnisse

Es zeigte sich, dass die Bakterienstämme sowohl einzeln als auch in Kombination

  • die Krankheits-Aktivitäts-Scores reduzierten,
  • die epitheliale Dickdarmbarriere stärkte,
  • die Tight-Junction-Protein-Expression positiv beeinflusste,
  • die Level proinflammatorische Zytokine signifikant reduzierte.

Die Forschenden schlussfolgern: Die therapeutische Verabreichung der Bakterienstämme könne eine DSS-induzierte Kolitis signifikant lindern. Das betreffe die klinischen Symptome, die Gewebeentzündung und den Immunstatus.

Sollten weiterführende klinische Studien am Menschen die Wirksamkeit beweisen, erhoffen sich die Forscher*innen einen neuen Ansatz zur Behandlung von Patient*innen mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen.

Quellen: Biomedicine & Pharmacotherapy/Uni Rostock/Ni

Literatur

Mohebali N, Weigel M, Hain T et al. Faecalibacterium prausnitzii, Bacteroides faecis and Roseburia intestinalis attenuate clinical symptoms of experimental colitis by regulating Treg/Th17 cell balance and intestinal barrier integrity. Biomedicine & Pharmacotherapy 2023; https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0753332223013665

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