PolyneuropathieAkupunktur reduziert Beschwerden bei diabetischer Neuropathie

Akupunktur kann Schmerzen, Schmerzempfinden und Lebensqualität bei diabetischer Polyneuropathie signifikant lindern und ist gut verträglich. Das zeigt eine Studie mit 62 Patient*innen.

Akupunkturnadeln vor schwarzem Hintergund
K. Oborny/Thieme

Das klinische Erscheinungsbild der diabetischen Neuropathie ist vielfältig: Manche Patient*innen sind asymptomatisch, andere leiden unter Schmerzen, Missempfindungen bis hin zu Fußulzera. Für die Erkrankung existiert derzeit keine spezifische zufriedenstellende Therapie. Auch eine gute Blutzuckereinstellung kann die Entwicklung und das Fortschreiten der diabetischen Polyneuropathie nicht verhindern.

In der ACUDPN-Studie untersuchten Forschende der Charité Berlin und dem Zentrum für TCM der Uni Hamburg die therapeutischen Möglichkeiten der Akupunktur. 

Studie

Für die randomisierte kontrollierte Studie wurden Patient*innen mit Typ-2-Diabetes und der Diagnose diabetische Polyneuropathie (DPN) eingeschlossen. Die Gesamtbeschwerden mussten mindestens 40 von 100 mm auf einer visuellen Analogskala betragen, die DPN nicht auf andere Ursachen zurückzuführen und die Nervenleitfähigkeit des Nervus suralis pathologisch sein.

Insgesamt 62 Patient*innen konnten in die Studie aufgenommen werden. Sie wurden randomisiert der Akupunktur- oder Kontrollgruppe zugeteilt.

  • Die Akupunkturgruppe erhielt 12 Akupunkturbehandlungen innerhalb von 8 Wochen. Daran schloss sich eine 16-wöchige Nachbeobachtung an.
  • Die Kontrollgruppe wurde auf eine Warteliste gesetzt und erhielt die Akupunkturbehandlung ab Woche 16 bis 24.

Das Behandlungsprotokoll war semi-standardisiert und umfasste obligatorische Punkte sowie Punkte, die bei Bedarf genadelt werden konnten. Alle Punkte waren an den unteren Extremitäten lokalisiert. Pro Sitzung wurden mindestens 18 und maximal 24 Nadeln gesetzt. 

Als primärer Ergebnis-Parameter wurde der Unterschied in der Gesamtzahl der DPN-Beschwerden auf der visuellen Analogskala in 8 Wochen zwischen Akupunktur- und Kontrollgruppe definiert. Sekundäre Ergebnis-Parameter waren Änderungen bezüglich der DPN-Beschwerden insgesamt sowie der Schmerzintensität, die ab Studienbeginn wöchentlich erfasst wurde. In der 16. und 20. Woche nach Studienstart wurde dies erneut erfasst.

In der 8. und 16. Woche wurden bei beiden Gruppen weitere Parameter abgefragt: u.a. Neuropathic Pain Symptom Inventory (NPSI) zur Erfassung neuropathischer Schmerzen, Lebensqualität auf dem SF-12-Fragebogen sowie das subjektive Schmerzempfinden auf der Schmerzempfindungsskala SES. 

Ergebnisse

  • Die DPN-Beschwerden insgesamt konnten signifikant reduziert werden.
  • Die Studienteilnehmer*innen berichteten weniger neuropathische Schmerzen, geringeres Schmerzempfinden sowie eine verbesserte Lebensqualität. Sowohl direkt nach der Akupunktur als auch im Follow-up.

Vorübergehend traten lediglich geringe Nebenwirkungen auf.

Die Forschenden schlussfolgern: Akupunktur kann die Beschwerden einer diabetischen Neuropathie signifikant und anhaltend reduzieren im Vergleich zur Routine-Behandlung. Allerdings brauche es mehr qualitativ hochwertige klinische Studien.

Ni

Literatur

Dietzel J, Habermann IV, Hörder S et al. Acupuncture in Patients with Diabetic Peripheral Neuropathy-Related Complaints: A Randomized Controlled Clinical Trial. Journal of Clinical Medicine 2023; https://doi.org/10.3390/jcm12062103

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