ErnährungErnährungsumstellung bei metabolischem Syndrom

Das metabolische Syndrom kann durch Ernährungsinterventionen positiv beeinflusst werden. Prof. Petra Römmele fasst zusammen, worauf es ankommt. 

mediterrane Ernährung: Öl, Lachs, Gemüse
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Die mediterrane Ernährung hat in Studien gezeigt, dass sich metabolische Parameter verbessern.

von Petra Römmele

Inhalt

Abdominale Adipositas

Lebensstiländerungen

Energierestriktion und Gewichtsverlust

Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme

Nährstoffe bei metabolischem Syndrom

Gesunde Ernährungsmuster

Schlussfolgerungen

Literatur

Verändertes Ernährungs- und Bewegungsverhalten haben zu einer Zunahme von Übergewicht und Adipositas und in der Folge zu einem Anstieg nicht übertragbarer Erkrankungen geführt [10]. Mit dem metabolischen Syndrom (MetS) wird durch das gemeinsame Auftreten von abdomineller Adipositas, Bluthochdruck, niedrigen HDL-, hohen Cholesterin- und Triglyceridspiegeln sowie erhöhter Nüchternglukose die Folge dieser Veränderungen deutlich.

Das Vorkommen des MetS ist wesentlich mit Adipositas assoziiert [31]. Es fördert das Auftreten der metabolischen Veränderungen. Aber auch Menschen mit einem BMI < 25,0 kg/m2 können ein MetS entwickeln. In solchen Fällen wird sogar ein noch höheres Sterblichkeitsrisiko als bei adipösen Menschen mit MetS beobachtet [35].

Abdominale Adipositas

Die Verteilung des Fettgewebes im Körper ist von besonderer Bedeutung. Menschen mit abdominalem bzw. viszeralem Fettverteilungsmuster entwickeln die metabolischen Entgleisungen häufiger. Zur Diagnostik ist der BMI nicht aussagekräftig. Ein besserer Parameter für die abdominale Adipositas ist der Taillenumfang (Kasten 1) [9]. Die Akkumulation von ektopischem Fett in Muskeln und Leber wird als wesentlicher auslösender Faktor für das MetS angesehen [38]. Dabei besteht eine starke Assoziation zwischen einer positiven Energiebilanz und ektopischer Fettansammlung. Interessant ist, dass sich die metabolischen Werte schon bei einer negativen Energiebilanz, trotz weiterhin bestehender Adipositas, verbessern können [4]. Eine negative Energiebilanz ist damit ein erster Ansatz für eine Intervention bei vorliegendem Übergewicht bzw. Adipositas.

Kasten 1: Taillenumfang und Risiko für adipositasassoziierte metabolische Komplikationen [9]

Risiko für metabolische und kardiovaskuläre Komplikationen  Taillenumfang in cm
Männer        Frauen
erhöht≥ 94 cm      ≥ 80 cm
deutlich erhöht≥ 102 cm    ≥ 88 cm

Viszerales Fett kann auch Auslöser für das Auftreten „stiller“ Entzündungen sein. Makrophagen siedeln sich vermehrt im viszeralen Fettgewebe mit seinen hypertrophierten Adipozyten an und schütten Zytokine aus, wie den Tumornekrosefaktor-α sowie Interleukin-6. Diese Zytokine wirken systemisch und führen zu einer permanenten stillen Entzündungsreaktion [29]. Eine antientzündliche Ernährung könnte daher Teil einer Lebensstiländerung sein [39].

Auch die Ausschüttung der Adipokine ist bei vorliegendem abdominalem Übergewicht verändert. So wird bei normaler Stoffwechsellage u. a. Adiponektin ausgeschüttet, das die Insulinsensitivität fördert. Bei erhöhtem viszeralem Fettgewebe wird eine verminderte Ausschüttung von Adiponektin beobachtet. Parallel werden verstärkt Moleküle ausgeschüttet, die die Insulinsensitivität vermindern [37]

Lebensstiländerungen

Adipositas und die unterschiedlichen nachteiligen Parameter eines MetS sind meist auf einen Lebensstil mit hohem Anteil sitzender Tätigkeiten, einer Ernährung mit einer über eine lange Zeit auftretenden positiven Energiebilanz sowie einem gehäuften Verzehr eher nachteiliger Lebensmittel zurückzuführen (Kasten 2) [17], [28]. So können sie auch durch eine Lebensstiländerung, die auch diätetische Interventionen umfasst, positiv beeinflusst werden [42], [45]. Die Änderung von lang bestehenden Gewohnheiten ist ein herausfordernder Prozess. Betroffene müssen hoch motiviert sein. Die höchste Chance auf Erfolg besteht, wenn die Lebensstiländerung professionell durch eine Kombination aus Informationsvermittlung, Einzelcoaching und Gruppenschulungen begleitet wird [33].

Kasten 2: Einfluss verschiedener Ernährungsfaktoren auf metabolische Parameter (mod. nach [28])

In größeren Mengen nachteilige Ernährungskomponenten

  • positive Energiebilanz
  • hochverarbeitete Lebensmittel
  • zugesetzte Mono- und Disaccharide
  • ausgemahlenes Getreide
  • natriumreiche Lebensmittel
  • verarbeitete Produkte mit Transfettsäuren
  • verarbeitete Fleisch- und Wurstwaren

Bei hohem Anteil in der Ernährung eher vorteilhafte Ernährungskomponenten

  • negative Energiebilanz
  • Intervallfasten
  • frisch zubereitete Lebensmittel
  • Gemüse
  • Früchte
  • Nüsse
  • Vollkornprodukte
  • Sauermilchprodukte/Joghurt
  • magere Milchprodukte
  • Fisch, Fettfisch

Es gibt nicht den einen diätetischen Ansatz beim MetS. Vielmehr müssen über eine Anamnese die individuellen Stoffwechselparameter und die jeweiligen Ernährungsgewohnheiten erfasst werden. Daraus lassen sich dann Ansätze für eine Ernährungstherapie und Ernährungsumstellung ableiten, wobei individuelle Präferenzen berücksichtigt werden müssen.

Erfolgreiche Ernährungsstrategien fokussieren sich vor allem auf das Erreichen einer negativen Energiebilanz und einen Gewichtsverlust, unter Veränderung der Zufuhr der Makronährstoffe und die Bevorzugung bestimmter Nährstoffe wie ungesättigte Fettsäuren, Vitamine und sekundäre Pflanzenstoffe [36], [39]. Diese Prinzipien finden sich auch in vorteilhaften Ernährungsmustern wieder, wie dem der mediterranen Ernährung oder Ernährungsformen mit hohem Pflanzenanteil. Tabelle 1 (s.u.) fasst verschiedene Aspekte solcher Ernährungsansätze zusammen.

Energierestriktion und Gewichtsverlust

Für die meisten Betroffenen ist der Gewichtsverlust ein erstes Ziel. Dies hat einen positiven Effekt auf alle Parameter des MetS. Bewegung beeinflusst die Insulinresistenz, Fitness, Energiebilanz und reduziert das kardiovaskuläre Risiko [17]. Dabei ist ein Energiedefizit von ca. 500 kcal/Tag durch vermehrte Bewegung und verringerte Nahrungszufuhr anzustreben. Ziel sollte es sein, bei einem BMI von 25–35 kg/m2 innerhalb von 6–12 Monaten eine Reduktion von > 5 % des Ausgangsgewichts und bei einem BMI > 35 kg/m2 von > 10 % des Ausgangsgewichts herbeizuführen [9]. Dabei steht das Energiedefizit im Mittelpunkt, und dies kann mit unterschiedlichen Ernährungsstrategien erreicht werden, z. B. mit der Reduktion des Fettverzehrs oder des Kohlenhydratverzehrs oder deren Kombination [13], [14]. Es ist wichtiger, einen neuen Ernährungsstil zu verinnerlichen, als in kurzer Zeit viel Gewicht zu verlieren. Schon die Umstellung auf ein gesundes Ernährungsmuster hat einen positiven Einfluss auf die Parameter des MetS.

Egal welcher Ansatz zur Gewichtsreduktion verfolgt wird, sollte die Qualität der verzehrten Lebensmittel und Nährstoffe besonders beachtet werden. Ein hoher Ballaststoffgehalt und eine niedrige glykämische Last [22], aber auch eine hohe Zufuhr ungesättigter Fettsäuren mit einem niedrigen Verhältnis von n-6/n-3-Fettsäuren sind dabei von Bedeutung [36].

Motivierend kann sich auch eine Fastenwoche als Einstieg in eine Ernährungsumstellung erweisen. Dies hat Einfluss auf die metabolischen Parameter und das Darmmikrobiom und kann sich auf den langfristigen Erfolg auswirken [26].

Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme

In der modernen westlichen Welt haben Ernährungsgewohnheiten in vielerlei Hinsicht Extreme angenommen. So ist eine Nahrungszufuhr, die sich ohne längere Pausen über 15 Stunden am Tag erstreckt, nicht unüblich [15], [44]. Die Fastendauer entspricht dabei praktisch der Schlafdauer [15]. Dieses Verhalten korreliert mit einer erhöhten Energiezufuhr und damit einhergehenden metabolischen Auswirkungen. Eine Beschränkung des Zeitfensters für die Nahrungsaufnahme kann schon eine Reduktion der Energiezufuhr mit sich bringen, ohne dass weitere diätetische Einschränkungen vorgenommen werden [15], [41]. Intermittierendes Fasten als solches kann darüber hinaus Einfluss auf die metabolischen Parameter nehmen. Die Verlängerung der Fastenzeiten zwischen 2 Mahlzeiten führt zu einer Entleerung der Glykogenspeicher der Leber und in der Folge zu einer Umstellung von der Lipidsynthese hin zur Mobilisierung der Fettspeicher und der ß-Oxidation der Fette. Dabei ist der Effekt, wenn das Intervallfasten mit einer Energierestriktion kombiniert wird, noch stärker. Aber es gibt auch gute Hinweise, dass die zeitliche Beschränkung der Nahrungszufuhr (z. B. auf 10 Stunden am Tag) bei einem bestehenden MetS zu einer im Durchschnitt 8 % geringeren Energiezufuhr führt [44]. Dies wiederum verursacht im zeitlichen Verlauf einen Gewichtsverlust und Veränderung der Körperzusammensetzung mit vermindertem Viszeralfettanteil und verbessert Stoffwechselparameter wie Blutzucker, Blutdruck und Blutfette [20], [41], [44].

Die Umstellung der Ernährung auf eine zeitliche Beschränkung der Nahrungszufuhr kann ein erster positiver Schritt bei der Lebensstilveränderung sein, der für einige Menschen vergleichsweise einfach zu implementieren ist.

Nährstoffe bei metabolischem Syndrom

Kohlenhydrate

Dass die Zufuhr zugesetzter Mono- und Disaccharide nachteilig ist, ist gut belegt. Der hohe Verzehr gesüßter Getränke steht ganz oben auf der Liste der Ursachen von Übergewicht und Adipositas [43]. Je höher die Zufuhr, desto höher die glykämische Last sowie das Risiko einer Insulinresistenz, für Übergewicht, Adipositas und erhöhte Entzündungswerte [12], [27]. Übermäßiger Zuckerkonsum kann neuronale Anpassungen im Belohnungssystem auslösen, die das Essverhalten vom Kalorienbedarf entkoppeln und zu zwanghaftem Essverhalten mit erhöhter Aufnahme von gesüßten Lebensmitteln führen [12].

Auch auf die zunehmende Fruktosezufuhr sollte geachtet werden. Lebensmittel enthalten zunehmend Fruktose durch deren Zusatz (oft als Glukose-Fruktose-Sirup). Fruktose wird in der Leber verstoffwechselt und führt bei hoher Zufuhr zur vermehrten Lipogenese und Bildung von ektopem Leberfett. Eine Reduktion der Fruktosezufuhr verbessert die Insulinresistenz und erleichtert die Gewichtsreduktion [25]. Ein wichtiger Schritt bei der Ernährungsumstellung ist daher, den Verzehr gesüßter Getränke einzuschränken oder möglichst komplett darauf zu verzichten. Dabei ist es ratsam, die „versteckten“ zugesetzten Zucker in gern und häufig verzehrten verarbeiteten Lebensmitteln zu identifizieren und individuell Alternativen oder alternative Zubereitungsformen zu definieren.

Auch die absolute Menge der Kohlenhydrate in der Ernährung spielt eine Rolle. Eine Low-Carb-Ernährung kann selbst bei bedarfsgerechter Energiezufuhr Stoffwechselparameter positiv beeinflussen. So führte eine isokalorische Low-Carb-Ernährung in einer Studie mit adipösen MetS-Patienten im Vergleich zur Ernährung mit höheren Kohlenhydratmengen zu erniedrigten Triglycerid- und LDL-Cholesterinspiegeln sowie zu einer Erhöhung der niedrigen HDL-Cholesterinspiegel [21]. Relevant ist dabei, mit welchen Fetten die Kohlenhydrate bei einer Low-Carb-Ernährung ersetzt werden. Es besteht die Gefahr der Zufuhr qualitativ weniger hochwertiger Fette und gleichzeitig eines geringen Konsums von Obst, Gemüse und Vollkorngetreide. Werden Kohlenhydrate durch ungesättigte Fettsäuren ersetzt, erhöht dies das HDL-Cholesterin und reduziert Triglyceridwerte sowie den Blutdruck [7]. Ballaststoffe sind ein wesentlicher Parameter zur Verbesserung des MetS. So reduziert eine ballaststoffreiche Ernährung bei MetS das abdominale Bauchfett sowie die Entzündungswerte wie das C-reaktive Protein [23].

Alkohol

Regelmäßiger und höherer Alkoholkonsum führt zu vermehrter Bildung von Triglyceriden in der Leber und in der Folge zu hohen Triglyceridspiegeln. Das parallele Vorliegen von Diabetes und Übergewicht verstärkt den Effekt. Der Konsum von Alkohol erhöht das metabolische Risiko [27], [40] und sollte daher stark eingeschränkt werden.

Fette

Die Qualität der Nahrungsfette ist hinsichtlich ihres Einflusses auf die Blutfettwerte wie auch auf die Entzündungswerte relevant.

Bei Übergewicht und besonders bei sehr hohen Triglyceridwerten kann die Gesamtzufuhr an Fetten reduziert werden. Eine fettarme Ernährung sollte weniger als 30 Energie% Fett enthalten, davon weniger als 10 Energie% gesättigte Fettsäuren und möglichst viele einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäuren [19]. Dies erreicht man durch den Austausch von fettreichen mit fettarmen Lebensmitteln, das Vermeiden von Fertigprodukten und fettarme Zubereitungsmethoden.

Als Richtwert kann die Auswahl von Lebensmitteln mit maximal 3 g Fett pro 100 g Lebensmitteln hilfreich sein.

Eine fettarme Ernährungsform geht leicht mit einer erhöhten Kohlenhydratzufuhr und damit mit einer erhöhten glykämischen Last einher. Dies kann zu hohen Triglycerid- und erniedrigten HDL-Cholesterinspiegeln führen. Daher muss bei einer fettarmen Ernährung ein besonderes Augenmerk auf die Qualität der aufgenommenen Kohlenhydrate gelegt werden.

Bei hohen LDL-Cholesterinwerten sollte die Cholesterinzufuhr eingeschränkt (< 300 mg/Tag) und es sollte auf die Auswahl qualitativ hochwertiger Nahrungsfette mit hohem Gehalt einfach und mehrfach ungesättigter Fettsäuren geachtet werden. Ungesättigte Fettsäuren verursachen eine verbesserte Funktion des LDL-Rezeptors [19].

Native, kaltgepresste Öle und Fette sollten in jedem Fall bevorzugt verwendet werden. Demgegenüber sollte der Verzehr von Wurstwaren, tierischen Fetten wie Schmalz oder gehärtete pflanzliche Fette, wie sie in vielen Backwaren und Fertigprodukten verarbeitet werden, eingeschränkt werden [5], [34]. Eine Ernährung reich an ungesättigten Fettsäuren, z. B. mit Olivenöl und Nüssen, aber auch fettreichem Fisch, nimmt positiven Einfluss auf metabolische Parameter wie Blutglukosespiegel sowie Blutfettwerte [3].

Das MetS geht mit erhöhten Entzündungsparametern einher. Diese werden schon durch die Reduktion des abdominalen Fettgewebes gesenkt. Eine Ernährung, die reich an Omega-3-Fettsäuren ist, hat darüber hinaus auch Einfluss auf den Entzündungsstatus und die Gewichtsentwicklung [36]. In diesem Zusammenhang ist eine bunte, abwechslungsreiche Ernährung mit einem hohen pflanzlichen Anteil vorteilhaft. Diese hat eine geringe Energiedichte und gleichzeitig eine hohe Dichte an Antioxidantien, Vitaminen, sekundären Pflanzenstoffen wie Flavonoiden und ungesättigten Fettsäuren. Eine hohe Zufuhr dieser Stoffe senkt die Entzündungsparameter beim MetS [39].

Proteine

Eine proteinreiche Ernährung kann bei der Gewichtsreduktion von Vorteil sein [32]. Positive Effekte werden auf eine bessere Sättigung zurückgeführt [24]. Weiterhin wirkt sich die proteinreiche Ernährung auf den Erhalt der Muskulatur als stoffwechselaktive Masse während einer Reduktionskost aus. Bei Menschen mit MetS lässt sich eine höhere Gewichtsreduktion nachweisen, wenn eine proteinreiche Reduktionskost (1,34 g Protein/kg Körpergewicht) im Vergleich zu einer Kost mit 0,8 g Protein/kg Körpergewicht durchgeführt wird. Auch in diesem Fall bringt die diätetische Intervention eine Verbesserung der metabolischen Werte mit sich [6], wenn das damit einhergehende Ernährungskonzept qualitativ hochwertig ist. Gerne wird eine proteinreiche Ernährung durch hohe Mengen von Fleisch und Fleischprodukten umgesetzt, was eine hohe Zufuhr von gesättigten Fettsäuren, Cholesterin und Salz bedeutet. Besser ist es, die Hochproteinzufuhr durch vermehrte Aufnahme von Hülsenfrüchten, Nüssen und anderen pflanzlichen Quellen zu realisieren.

Hochverarbeitete Lebensmittel

Hochverarbeitete Lebensmittel haben eine höhere Energiedichte [18], beeinflussen das Hunger- bzw. Sättigungsgefühl [16] und führen damit zu einer höheren Nahrungszufuhr [18]. Sie triggern das Belohnungszentrum und führen zu einem süchtig machenden Verhalten [12], [16]. Hochverarbeitete Lebensmittel erhöhen das Körpergewicht [1].

Eine Metaanalyse mit u. a. 10 Querschnittsstudien zeigt den nachteiligen Zusammenhang zwischen dem Konsum von hochverarbeiteten Lebensmitteln und dem Auftreten des MetS. Die Personen mit dem höchsten Verbrauch an hochverarbeiteten Lebensmitteln hatten ein um 39 % höheres Risiko, Adipositas zu entwickeln, ein um 39 % höheres Risiko für einen erhöhten Taillenumfang, ein um 102 % erhöhtes Risiko eines niedrigen HDL-Spiegels sowie ein 79 % erhöhtes Risiko, ein MetS zu entwickeln [30].

Hochverarbeitete Lebensmittel sind energiedicht bei gleichzeitig geringer Nährstoffdichte. Sie enthalten oft viel Fett, gesättigte sowie Transfettsäuren, zugesetzten Zucker und Salz. Ein Ansatz in der Beratung von Menschen mit MetS sollte darauf beruhen, Lebensmittel frisch zuzubereiten und Convenience-Produkte zu reduzieren.

Gesunde Ernährungsmuster

Für einige Ernährungsweisen gibt es positive Belege für die Verbesserung metabolischer Parameter beim MetS. Dazu gehören:

  • die mediterrane Ernährungsweise,
  • die DASH-Diät (Dietary Approaches to Stop Hypertension) sowie
  • vegetarische Ernährungsformen [11], [22], [32], [33].

Der Erfolg beider Ernährungsformen geht wohl auf die Qualität dieser Ernährungsformen mit ihrer Energie- und Nährstoffdichte zurück. Je mehr man sich an die mediterrane Ernährungsweise hält, umso geringer ist das Risiko, ein MetS zu entwickeln. Die Zufuhr von mindestens 2 und mehr Portionen Gemüse pro Tag korreliert mit einer Verbesserung des Syndroms [8]. Aber auch die DASH-Diät als Ernährungsform (ursprünglich für den Einsatz bei Bluthochdruck konzipiert) hat sich als vorteilhaft erwiesen. Dieses Ernährungsmuster basiert auf der Zufuhr von viel Gemüse, Obst, Vollkornprodukten, fettarmen Milchprodukten, Hülsenfrüchten und Nüssen, während die Aufnahme von rotem und verarbeitetem Fleisch und zuckergesüßten Getränken eingeschränkt wird. Damit weist die DASH-Diät einen geringen Fettgehalt und einen niedrigen Natriumgehalt auf und ist dabei reich an Ballaststoffen. Das Einhalten der DASH-Diät geht mit Gewichtsverlust einher und kann selbst bei gewichtsneutraler Situation metabolische Parameter verbessern [32].

Schlussfolgerung

Das MetS ist eine komplexe Erkrankung mit verschiedenen zugrunde liegenden metabolischen Veränderungen. Diese Veränderungen wurden durch ein ungünstiges Ernährungs- und Bewegungsverhalten ausgelöst und können auch durch eine Lebensstiländerung wieder positiv beeinflusst werden.

Die negative Energiebilanz und der Gewichtsverlust ist für die meisten Betroffenen das primäre und wichtigste Ziel. Es zielt auf alle metabolischen Parameter des MetS ab.

Darüber hinaus sollten gesunde Ernährungsmuster erlernt und verinnerlicht werden. Weitere Ernährungsinterventionen sollten die spezielle Stoffwechselsituation des Betroffenen berücksichtigen.

Interessenkonflikt: Die Autorin gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Prof. Dr. Petra Römmele ist Ökotrophologin; Diplom-Studium und Promotion an der Justus-Liebig-Universität in Gießen; 1990–1992 Universität von Wien, Österreich, Institut für Ernährungswissenschaft, 1993–2019 verschiedene Funktionen in Lebensmittel- und Gesundheitsindustrie, seit 2019 an der Hochschule Fresenius, Idstein.

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