Ayurvedische MedizinDosha im Überschuss?

Doshas – Vata, Pitta und Kapha – gelten in der ayurvedischen Medizin als potenziell krankmachende Tendenzen. Erfahren Sie mehr über die Regulation der Doshas.

Inhalt
Mann mörsert Gewürze auf dem Boden sitzend.
nilanewsom/stock.adobe.com

Herrschen in der Nahrung und Umgebung Einflüsse vor, die ein bestimmtes Dosha im Körper übermäßig verstärken, können sie durch entgegengesetzte Einflüsse reduziert werden.

von Kalyani Nagersheth

Kurz gefasst

  1. Doshas – Vata, Pitta und Kapha – gelten in der ayurvedischen Medizin als potenziell krankmachende Tendenzen, die entsprechend der individuellen Konstitution dominieren, Erkrankungen begünstigen und therapeutisch reguliert werden können.
  2. Gesunde Körperfülle, Verdauungsfeuer, guter Schlaf, maßvolle Sinnesreize, Achtsamkeit und Willenskraft zählen zu den zentralen Größen für ein ausbalanciertes Leben.
  3. Im vorgestellten Fall konnte die ayurvedische Therapie eine Patientin mit Anorexia nervosa, Erschöpfungssyndrom und Insomnie stabilisieren.

Das Konzept der Doshas – Vata, Pitta und Kapha – zählt zu den Grundlagen der ayurvedischen Medizin. Dabei handelt es sich um krankmachende Faktoren, die jeder Mensch in sich trägt. Sie zeigen die Neigung zu bestimmten Erkrankungen an und bestimmen somit die Konstitution. Die in einer Person dominierenden Doshas neigen immer zum Überschuss, sammeln sich an und verursachen dann entsprechende Krankheitsprozesse. Daher müssen sie zur Therapie, aber auch zur Gesunderhaltung, reduziert werden. So können sie wieder in ihr gesundes Gleichgewicht – die Konstitution – zurückreguliert werden. Da es sich bei Doshas um krankmachende Faktoren handelt, werden sie normalerweise nicht therapeutisch verstärkt.

Was sind eigentlich Doshas?

Doshas sind Prinzipien, die Prozesse im Menschen beeinflussen, aber auch durch äußere Faktoren beeinflussbar sind. Sie besitzen Eigenschaften (zum Beispiel trocken, kalt), die sie im Körper hervorrufen. Herrschen diese Einflüsse in der Umgebung (zum Beispiel trocken-kaltes Wetter) oder Nahrung vor (zum Beispiel kaltes Knäckebrot), werden die entsprechenden Doshas im Körper vermehrt und verstärken somit auch dort diese Eigenschaften, zum Beispiel trocken-kalte Haut. Reduziert werden sie durch entgegensetzte Einflüsse, zum Beispiel ein Dampfbad oder heiße Suppe. Folgende Eigenschaften werden den Doshas zugeordnet:

  • Kapha: schwer, feucht, kalt, stabil, ölig, süß, weich
  • Pitta: heiß, scharf, durchdringend, flüssig, sauer, leicht, ölig, fließend
  • Vata: trocken, leicht, kalt, beweglich (instabil), klar, rau, subtil (ohne Form, feinstofflich)

Gesundheit bedeutet: Doshas entsprechen der Konstitution

Jeder Mensch besitzt eine individuelle Konstitution und damit ein spezifisches Gleichgewicht der drei Doshas. Dieser Zustand entspricht normalerweise dem (individuellen) gesunden Zustand.

Ayurvedisch wird Gesundheit definiert als „svastha“: in seinem Selbst sein. Somit ist der Gesundheitsbegriff individuell zu verstehen: Der eine Mensch ist mit 80 % Vata gesund, der andere mit 80 % Pitta. Krankheit entsteht dann, wenn bezogen auf die Konstitution ein Überschuss eines Doshas entsteht.

Normalerweise nutzt der Körper seine Fähigkeit zur Selbstregulierung und entwickelt dann ein Bedürfnis nach gegenläufigen Eigenschaften (also zum Beispiel nach warmen und feuchten Einflüssen). Kommt der Mensch diesem Bedürfnis nach, wird die Krankheit im Keim erstickt und das Gleichgewicht wiederhergestellt. Übergeht oder missinterpretiert er es jedoch, entsteht ein Krankheitsprozess. Dieser erreicht irgendwann einen Zustand, in dem die Selbstheilungskräfte des Körpers zur Heilung nicht mehr ausreichen. Hier ist dann die Ayurveda-Therapie gefordert.

Merke: Zu den fünf Säulen der Ayurveda-Therapie zählen Ernährung, Lebensführung, Massagen, Kräuter und ausleitende Verfahren.

Therapeutische Schritte am Beispiel trocken-kalter Einflüsse

Fünf therapeutische Standbeine dienen dazu, die Doshas wieder ins Gleichgewicht zu bringen: Ernährung, Lebensführung, Massagen, Kräuter und ausleitende Verfahren. Dominieren zum Beispiel kalt-trockene Einflüsse, sollte die Ernährung warm und feucht sein, also anstatt des Knäckebrots einen warmen Brei beinhalten. In der Lebensführung sollte das Dampfbad der trockenen Sauna vorgezogen werden. Warme, ölige Massagen mit medizinierten Ölen aus erwärmenden Kräutern dürfen täglich verabreicht werden. In der Ernährung wirken alle scharfen Gewürze erwärmend. Da diese jedoch auch trocknende Eigenschaften besitzen, müssen sie zum Beispiel in warmer Milch (fettig) eingenommen werden. Über die ausleitenden Verfahren werden die überschüssigen Doshas gezielt aus dem Körper entfernt. Bei Vata helfen Darmeinläufe, bei Pitta therapeutisches Abführen (zum Beispiel durch Einnahme von Rizinusöl) und bei Kapha das therapeutische Erbrechen. Bei den ausleitenden Verfahren müssen unbedingt vorher die Kontraindikationen abgeklärt werden. Sie sollten nur mit therapeutischer Anordnung und Begleitung durchgeführt werden.

Persönliches Optimalgewicht: Doshas und Körpermasse

Die Begriffe Überschuss und Mangel finden sich im Ayurveda nicht nur bei den Doshas, sondern in sehr vielen weiteren Bereichen. So stellt die Caraka Samhita, der klassische Text des Ayurveda, zur Körperfülle fest (CS, Su, 21. 308 f.): „Wer einen Körper mit wohlproportionierter Fleischmasse und ausgewogener Gedrungenheit hat sowie stabile motorische und Sinnesfunktionen, den kann keine Krankheit überwältigen. (…) Als optimale Fleischmasse gilt diejenige, bei der der Betreffende Hunger, Durst, Hitze, Kälte und Körpertraining gut verträgt sowie eine ausgeglichene Verdauung und Verwertung hat.“

Die Körpermasse sollte also ausgewogen sein. Allerdings gibt es kein allgemeines, sondern nur ein individuelles Optimalgewicht. Auch dieses entspricht normalerweise der Konstitution. Vata neigt eher zum Gewichtsverlust – dem man somit entgegenwirken sollte. Pitta korrespondiert meist mit einem athletischen Körperbau. Dieser Typ kann daher reichlich essen, ohne zuzunehmen. Kapha steht hingegen für Gewichtszunahme.

Eine ausgewogen bemessene Mahlzeit entspricht dem Inhalt der zur Schale geformten Hände.

Gutes Verdauungsfeuer als Weg zum Wohlfühlgewicht

Ayurvedisch sind hierbei vor allem die Verdauungskraft und das Verdauungsfeuer (agni) als zentrale Faktoren zu beachten. Ein gutes Verdauungsfeuer sorgt dafür, dass die Nahrungsbestandteile vollständig aufgespalten und die Nährstoffe verstoffwechselt werden können. In diesem Fall behält der Mensch sein zu ihm passendes Körpergewicht. Den Zustand des Verdauungsfeuers bemerkt man am Hunger. Dieser zeigt an, dass der Körper bereit ist, die Nahrung aufzunehmen und zu verarbeiten. Daher ist eine der wichtigsten ayurvedischen Devisen, dass man nur essen sollte, wenn man Hunger hat – nicht Lust! Eine ausgewogen bemessene Mahlzeit entspricht in etwa der Menge, die in zwei aneinandergelegte, zur Schale geformten Hände passt.

Grafik Doshas
gl_sonts/stock.adobe.com

Kapha, Pitta und Vata: Wie die gesunde Verteilung der Doshas im Körper eines Menschen aussieht, hängt von der individuellen Konstitution ab: Der eine Mensch ist zum Beispiel mit 80 % Vata gesund, der andere mit 80 % Pitta.

Dies führt dann auch zur ausgeglichenen und der Konstitution entsprechenden Verdauung. Vata neigt grundsätzlich zu unregelmäßigem Stuhlgang, der trocken und leicht ist („Hasenköddelchen“). Pitta hat mehrmals täglich weichen Stuhlgang, Kapha regelmäßigen, geformten Stuhlgang, eventuell nur jeden zweiten Tag. In allen drei Fällen gilt dies im Rahmen der Konstitution als normal und erfordert keine Behandlung, solange beim Patienten kein Leidensdruck besteht. Es gibt damit im Ayurveda keine Pauschalaussage zum Behandlungsbedarf, sondern nur einen konstitutionsabhängigen gesunden Bereich.

Guter Schlaf als Lebens- und Gesundheitsgrundlage

Grundsätzlich sollten Extreme (Mangel und Überfluss) vermieden werden. Ausgeglichenheit führt zu Gesundheit. Dies gilt auch für den Schlaf. Die Caraka Samhita (CS, Su, 21. 326 ff.) stellt dazu fest: „Wie man schläft, entscheidet über Freud und Leid, Gedeih und Verderb, Stärke und Schwäche, Potenz und Impotenz, Wissen und Unwissenheit sowie über Leben und Sterben.“

Die Schlafdauer sollte ausgewogen sein. Vata neigt dazu, die Nächte durchzumachen und nur unregelmäßig zu schlafen, Pitta arbeitet rund um die Uhr, Kapha schläft Tag und Nacht. Diese Zustände werden ayurvedisch als Störungen betrachtet. Im Idealfall sollte man nachts etwa sechs bis acht Stunden ohne Unterbrechungen schlafen und morgens ausgeruht und erholt erwachen. Tagesschlaf sollte (besonders von Kapha) vermieden werden. Grundsätzlich richtet sich der Schlaf nach dem Stand der Sonne: mit Sonnenuntergang schlafen gehen, mit Sonnenaufgang aufwachen. Die Tageslänge im Sommer und Winter unterscheidet sich allerdings in Deutschland deutlich stärker als in Indien. Daher könnte für Mitteleuropa eine Schlafzeit zwischen 22 und 6 Uhr empfohlen werden. Gestörter Nachtschlaf (auch zum Beispiel durch Schichtdienst) endet meist in Vata-Störungen und beeinträchtigt den ganzen Tag. Tagesschlaf führt zu Kapha-Störungen und über daraus entstehende Verdauungsprobleme zu einer Ansammlung von Schlackenstoffen (ama). Diese setzen sich im Körper fest und stören den gesamten Stoffwechsel.

In der ayurvedischen Medizin gelten alle Erkrankungen als psychosomatisch oder somatopsychisch.

Maßvolle Reize: Sinne nicht über- oder unterfordern

In der ayurvedischen Medizin wird neben dem Körper immer auch die Psyche beziehungsweise der Geist betrachtet. Körper und Geist sind direkt miteinander verbunden und beeinflussen sich gegenseitig. Daher sind alle Erkrankungen als psychosomatisch oder somatopsychisch einzustufen.

Der Geist erhält seine Informationen über die Sinne. Sie transportieren Wahrnehmungen von außen nach innen. Im Geist werden diese dann über mehrere Schritte weiterverarbeitet, sodass daraus Handlungen erfolgen können. Insbesondere die Sinne sollten daher nicht zu viel oder zu wenig eingesetzt werden. Dies könnte sonst in psychischen Erkrankungen oder zumindest Fehlentscheidungen enden: „Übermäßiger, fehlender oder unzuträglicher Kontakt der Sinne und des Geistes mit den Objekten der Sinneswahrnehmung führt zur Störung des betroffenen Sinnes und des Geistes. Wird der ausgewogene Kontakt zu den Wahrnehmungsobjekten wieder hergestellt, normalisiert sich auch die Funktion des jeweiligen Sinnes, und der Geist wird durch ihn genährt.“ (CS, Su, 8. 16)

Ein übermäßiger Kontakt der Sinne wäre zum Beispiel eine andauernde Lärmbelastung. Aber auch dauerhafte komplette Stille gilt als schädlich. Als „unzuträglicher Kontakt“ sind krankmachende Geräusche, aber auch zum Beispiel das Hören schlechter Nachrichten zu verstehen. Das gleiche gilt für das Sehen, Riechen, Schmecken und Tasten.

Wird der Sinn gestört, können Wahrnehmungen nicht richtig zugeordnet werden. Dies mündet zumindest in Missverständnissen. Häufig erkennt der Mensch nicht mehr, ob ihm eine Situation guttut oder schadet. Der Selbstschutz kann aufgehoben sein, es kann zur Gewöhnung kommen und letztendlich zur fehlerhaften Abspeicherung im Gedächtnis. So entstehen unter anderem Süchte, die über den Geist dann auch den Körper schädigen.

Buddhi: Intuitive Erfassung schädlicher und gesunder Einflüsse

Es ist leider nicht immer möglich, die Sinne zu kontrollieren. Im Normalfall kann der Geist aber erkennen, welcher Einsatz der Sinne zuträglich oder unzuträglich ist. Dazu verfügt er über verschiedene Instrumente. Eines davon bezeichnet man als buddhi. Es ist zuständig für das Treffen von Entscheidungen und entspricht damit einer Art natürlicher Intelligenz. Buddhi grenzt wahres Wissen von bloßen Erscheinungen ab und unterscheidet zwischen zuträglichen und schädlichen Einflüssen. Die entsprechenden Gedanken werden dann weitergeleitet zu smŗti, dem Gedächtnis, und dort als Erfahrung abgespeichert. Mangelt es an Entscheidungskraft, entstehen nie endende Gedankenströme und ständige Zweifel. Ist buddhi bereits gestört, kann smŗti nicht funktionieren.

Amygdala: Ungesunde Reizantwort durch archaische Reaktionsmuster

Für die Sinnesverarbeitung spielt die Amygdala (Mandelkern) eine zentrale Rolle. Sie ist für die Verarbeitung von – in der Regel aus den Sinneseindrücken gewonnenen – Emotionen zuständig und bewertet Situationen innerhalb von Millisekunden. Sie schätzt Gefahren ein und löst über den Hirnstamm entsprechende Stressreaktionen aus. Damit fungiert die Amygdala als blitzschneller Schutzmechanismus, umgeht aber bewusste Denkprozesse im Großhirn. Hierdurch erfolgt die Reaktion zwar schnell, aber möglicherweise unangemessen.

Die bewusste Route führt die Sinnesinformationen vom Thalamus über den Cortex zum Hippocampus. Dort werden die Eindrücke genauer analysiert, bevor sie die Amygdala erreichen. Die Reize können somit differenzierter wahrgenommen, bewertet und beantwortet werden. Allerdings dauert dieser Weg, den auch buddhi nutzt, doppelt so lang: Buddhi bedeutet Entscheidungskraft, ist bewusst und analysiert. Die Abkürzung über die Amygdala entspricht einer (manchmal lebensrettenden) Fehlfunktion von buddhi, kann sich aber zum Beispiel bei psychischen Traumata verselbstständigen. Da dies unbewusst abläuft, ist es in solchen Situationen kaum möglich, die Sinne zu kontrollieren.

Aus der Patientenakte

Anorexie als Ausdruck von Vata-Dominanz

Die 30-jährige Frau M. , 179 cm, 50 kg, leidet seit über 15 Jahren an bekannter Anorexia nervosa mit begleitendem Erschöpfungssyndrom. Neben dem Mangel an Körpergewicht und Nährstoffen zeigt sich auch ein Schlafmangel mit Insomnie. Frau M. hatte bisher nur zweimal in ihrem Leben eine Menstruationsblutung und im Schnitt nur alle drei Tage Stuhlgang. Bisher wurden bereits viermal stationäre Therapien mit parenteraler Ernährung über einen zentralen Venenkatheter (ZVK) durchgeführt. Sie erhielt weiterhin eine Substitutionstherapie mit diversen Nährstoffen und eine ambulante Psychotherapie.

Ayurvedisch bestand eine massive Vata-Störung mit einem Übermaß an Vata. Es wurde eine nährende, aufbauende stationäre ayurvedische Therapie vereinbart. Sie erhielt tägliche Ölmassagen (Vata reduzierend), die sie zunächst nicht gut tolerieren konnte, dann aber immer besser annahm. Die leicht verdauliche, gekochte, warme ayurvedische Kost sollte auch Vata reduzieren. Bei ihrem ersten stationären Aufenthalt im Ayurveda-Zentrum über zwei Wochen aß sie extrem wenig. Beim zweiten Aufenthalt rund zwei Jahre später konnte sie hingegen kein Maß finden: Sie erhielt auf eigenen Wunsch fünf tägliche Mahlzeiten mit normalen Portionen – ohne zu erbrechen –, fühlte aber nie ein Sättigungsgefühl. Offenbar konnte ein gestörtes buddhi die Menge der notwendigen Nahrung nicht einschätzen.

Um Vata weiter zu reduzieren, wurden während der Aufenthalte ölige Darmeinläufe verabreicht, die Clara M. auch zu Hause weiterführte. Sie erlernte Yoga und Meditation und nahm interessiert an den Patientenschulungen teil. Während des ersten Aufenthalts erhielt sie unter anderem psychotherapeutische Gespräche. Sonst hätte sie diesen, wie sie berichtete, „nicht durchgehalten“.

Die zweite stationäre ayurvedische Therapie fiel ihr deutlich leichter. Sie hatte zu Hause bereits einige Empfehlungen umgesetzt und wirkte stabiler, insbesondere psychisch gefestigter. Auch die nährenden ayurvedischen Nahrungsergänzungsmittel wie Ashvagandha (Withania somnifera) nahm sie bereitwillig ein. Eine Gewichtszunahme war allerdings nicht sichtbar (wir durften sie nicht wiegen). Bei einem Krankheitsbild dieser Ausprägung bedeuten schon kleine Veränderungen wie in diesem Fall einen Erfolg. Es wird sicher weitere Schritte benötigen, bis sie das rechte Maß für ihr Gewicht, ihre Ernährung, ihren Schlaf und ihre Sinneswahrnehmungen findet. Doch die Weichen dafür sind nun gestellt.

Dhŗti: Willenskraft schützt vor belastendem Verhalten

Ein weiteres Instrument des Geistes ist dhŗti, die Willenskraft. In ihr liegt dessen Fähigkeit, sich von jeglichen schädlichen Objekten zurückzuziehen. Wenn sie versagt, ist der Geist unfähig, sich zu kontrollieren, und wird somit anfällig für Störungen oder Krankheiten. So wissen zum Beispiel nahezu alle Menschen, dass Rauchen schädlich ist. Aber wenn dhŗti schwach ist, raucht der Mensch dennoch gegen besseres Wissen.

Im Ayurveda wird immer wieder betont, dass diese geistigen Instrumente trainiert werden sollen. Dies geschieht, indem die Sinne im richtigen Maß und adäquat eingesetzt werden. Dasselbe gilt auch für Emotionen: Sie sollen nicht unterdrückt, aber moderiert, bedarfsweise auch kontrolliert werden. Der Mensch sollte Emotionen beherrschen und nicht von ihnen beherrscht werden. Die Sinnesorgane sollten somit nicht nach außen, sondern nach innen gerichtet werden: „Generell sollte sich der Geist nicht in Dinge involvieren, die über die Sinne aufgenommen werden. Die geistigen Funktionen sollten unabhängig von den Sinnesfunktionen sein. Man sollte nicht bewerten und keine Anhaftung haben.“ (CS, SS, VII, 17 ff.)

Dr. Med. Kalyani Nagersheth
Fachärztin für Physikalische und Rehabilitative Medizin
Sie hat Zusatzausbildungen in Phyto- und Psychotherapie.

Die Autorin gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Lesen Sie im neuen Spezialthema:

  • Blutegeltherapie und Cantharidenpflaster gegen Schmerzen
  • Schröpfen: Therapieoption bei Schmerzen
  • Evidenzbasierte Aromatherapie bei Schmerzen
  • Heilpflanzen bei Rückenschmerzen