Chronisches Fatigue-SyndromProf. Carmen Scheibenbogen erhält Bundesverdienstkreuz

Die Internistin und Hämatoonkologin Carmen Scheibenbogen engagiert sich seit vielen Jahren für Menschen mit ME/CFS. Dafür hat sie nun das Bundesverdienstkreuz erhalten.

Prof. Carmen Scheibenbogen
Simone Baar/Charité

Prof. Carmen Scheibenbogen

Die Internistin und Hämatoonkologin Prof. Dr. Carmen Scheibenbogen engagiert sich seit vielen Jahren für Menschen, die an ME/CFS leiden. Sie ist eine von nur wenigen Expert*innen in Deutschland, die auf die Erforschung und Behandlung dieses Krankheitsbildes spezialisiert sind. Für ihren Einsatz hat sie das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland im Schloss Bellevue erhalten. Patient*innen und deren Angehörige hatten sie für die Ehrung vorgeschlagen.

Scheibenbogen ist eine Brückenbauerin. Sie forscht und vermittelt Wissen über eine Erkrankung, die, wie sie selbst sagt, „bislang wenig bekannt und für viele Ärzt*innen daher schwierig einzuordnen ist. Deswegen kümmere ich mich darum.“ Ein besonderes Anliegen ist ihr, mehr über ME/CFS herauszufinden, klinische Studien auf den Weg zu bringen und spezifische Versorgungsstrukturen für Erkrankte ins Leben zu rufen. Denn diese sind bislang nahezu nicht vorhanden.

ME/CFS

Die Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue-Syndrom (ME/CFS) ist eine schwerwiegendes Krankheitsbild, das meist nach einer Infektionserkrankung auftritt.

Betroffene leiden unter schwerer Fatigue sowie neurokognitiven, autonomen und immunologischen Symptomen. Charakteristisch ist eine Verschlechterung der Symptome selbst nach geringfügiger Belastung.

Die schwere neuroimmunologische Erkrankung beeinträchtigt die Lebensqualität Betroffener besonders stark und führt oft zu einem hohen Grad körperlicher Behinderung.

Weitere Informationen: www.mecfs.de

Auf das Krankheitsbild aufmerksam geworden ist Scheibenbogen als Leiterin der Immundefekt-Ambulanz am Institut für Medizinische Immunologie der Charité. Hier hatte sie vor 15 Jahren eine Sprechstunde für ME/CFS übernommen. Gemeinsam mit ihrem Team initiiert sie Forschungsprojekte und erste Therapiestudien, auch startet sie Fortbildungen für Mediziner*innen und für Betroffene. 2018 gründete Scheibenbogen in Kooperation mit Neurolog*innen der Charité sowie mit Unterstützung der Weidenhammer-Zöbele-Stiftung das Charité Fatigue Centrum, eine Ambulanz, in der Erkrankte in einem interdisziplinären Umfeld besser betreut werden können. Sie bringt weitere Forschungsprojekte auf den Weg, darunter die vom Innovationsfonds geförderte Versorgungsstudie CFS_CARE oder das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützte Verbundforschungsprojekt IMMME zur Aufklärung von Krankheitsmechanismen, die ME/CFS zugrunde liegen. Der Austausch zwischen Expert*innen unterschiedlicher Fachrichtungen und Einrichtungen ermöglicht es, die wenig erforschte Erkrankung aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten und neue Behandlungsansätze zu finden.

Scheibenbogen sieht großen Bedarf für die Zukunft und hat neue Ziele: „Was dringend bundesweit gebraucht wird, sind Spezialambulanzen als Anlaufstelle für die vielen Betroffenen und Versorgungsstrukturen für die häusliche Pflege, wie es sie beispielsweise für Menschen mit Multipler Sklerose, einer vergleichbaren Erkrankung, gibt.“

Bereits 2016 konnte die Medizinerin eine EU-Förderung mit einwerben, um einen europäischen Verbund für ME/CFS aufzubauen. Mit ihrem Team hat sie Forschungseinrichtungen innerhalb Europas vernetzt und die europäische Leitlinie zur Behandlung Betroffener mitgestaltet. Die COVID-19-Pandemie hat mit dem Auftreten von Long-COVID und dem Post-COVID-Syndrom zu einem verstärkten Handlungsbedarf und einer ganz neuen Wahrnehmung des Krankheitsbildes in der Gesellschaft geführt. 2021 wurde an der Charité das Post-COVID-Netzwerk gegründet, mit dem Ziel, fachbereichsübergreifend Ärzt*innen einen Austausch zu ermöglichen, Patient*innen zu beraten und zu behandeln. Zu den aktuellen Vorhaben von Prof. Scheibenbogen zählt der Aufbau einer Studienplattform für ME/CFS nach COVID-19 und das Post-COVID-Syndrom an der Charité. Therapiestudien und klinische Studien sollen dazu beitragen, die Spät- und Langzeitfolgen von COVID-19 behandelbar zu machen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat für diesen Zweck erste Fördermittel in Aussicht gestellt.

Quelle: Charité – Universitätsmedizin Berlin

Lesen Sie im neuen Spezialthema:

  • Blutegeltherapie und Cantharidenpflaster gegen Schmerzen
  • Schröpfen: Therapieoption bei Schmerzen
  • Evidenzbasierte Aromatherapie bei Schmerzen
  • Heilpflanzen bei Rückenschmerzen