PräventionWeltkrebstag: Das Erkrankungsrisiko senken

Ein gesunder Lebensstil bildet neben der Krebsvorsorge eine der besten Möglichkeiten, das Krebsrisiko zu senken. Bis zu 40 Prozent der Krebserkrankungen könnten so verhindert werden, berichten Experten anlässlich des Weltkrebstages am 4.2.2022.

Frau, rosa Schleife, Brustkrebssymbol
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Gynäkologische Krebserkrankungen machen 50 Prozent aller Krebserkrankungen bei Frauen aus.

Etwa jeder zweite Deutsche erkrankt im Laufe seines Lebens an Krebs. Das sind rund 510.000 Krebsneuerkrankungen pro Jahr. Experten rechnen mit einem Anstieg auf 600.000 bis 2030. Laut Robert Koch-Institut leben in Deutschland rund 1,7 Millionen Menschen mit einer Krebserkrankung, die in den letzten 5 Jahren diagnostiziert wurde.

Experten informieren am heutigen Weltkrebstag, wie sich das Krebsrisiko senken lässt und was jeder selbst dafür tun kann.

Früherkennung

Die Sterblichkeit durch eine Krebserkrankung lässt sich durch Krebsprävention und Früherkennung deutlich reduzieren.

Prof. Hana Algül vom Comprehensive Cancer Center (CCC) in München betont: "Nehmen Sie Krebsvorsorge ernst und fördern Sie Ihre Gesundheit durch einen gesunden Lebensstil." Prof. Volker Heinemann vom CCC München ergänzt: "Forscherinnen und Forscher sehen europaweit großes Potenzial in der Krebsprävention. Würde das Zusammenspiel von Prävention und Früherkennung optimiert, könnten 50-70 Prozent der Krebstodesfälle in Europa vermieden werden." Mit flächendeckenden Präventionsprogrammen in Verbindung mit translationaler Krebsforschung und einer verbesserten onkologischen Versorgung sei ein krebsspezifisches 10-Jahres-Überleben von ca. 75 Prozent im Jahr 2030 in Europa möglich. 

Gesunder Lebensstil

Körperliche Inaktivität, Übergewicht, ungesunde Ernährung, Genussmittel und Schutz vor UV-Strahlung sind beeinflussbare Risikofaktoren für Krebs.

"Durch einen gesunden Lebensstil könnten 40 Prozent aller Krebserkrankungen verhindert werden", sagt Prof. Renate Oberhoffer-Fritz. In der Primärprävention gelte es, die beeinflussbaren Risikofaktoren zu reduzieren, damit Krebs gar nicht erst entsteht. In der Sekundär- und Tertiärprävention zielen die genannten Faktoren darauf, ein Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern sowie Nebenwirkungen und Spätfolgen zu verhindern.

Sport

"Um die Immunkompetenz zu fördern, sollten wir täglich mindestens 10 Minuten höher intensiv trainieren und richtg ins Schwitzen kommen, um die Muskulatur zu aktivieren."

Diese Empfehlung gibt der Sportmediziner Prof. Martin Halle. Die krebspräventive Wirkung von Sport lässt sich ihmnach gut am Beispiel von Darmkrebs zeigen: "Wir wissen heute, dass die Muskulatur bestimmte Botenstoffe über das Blut in unterschiedliche Organsysteme aussendet. Wird die Muskulatur belastet, werden zum Beispiel im Darm bestimmte Muskelhormone freigesetzt. Gelangen sie in die Darmschleimhaut, hemmen sie die Entwicklung von Darmpolypen.“

Sport beeinflusst indirekt auch Mechanismen des Zuckerstoffwechsels, des Insulinspiegels und stimuliert das Immunsystem. Durch Bewegung erhöht sich die Zahl der natürlichen Killerzellen, die Krebszellen abtöten können.

Gesunde Ernährung

Eine ausgewogene Mischkost kann im Zusammenspiel mit Bewegung und gesundem Lebensstil den Krebsprävention fördern.

"Man darf die krebspräventive Wirkung der Ernährung sowie einzelner Nahrungsmittel nicht isoliert betrachten. Erst im Zusammenspiel mit Bewegung und einem gesunden Lebensstil kommt sie zum Tragen. Jemand, der sich gut ernährt, aber raucht und keinen Sport treibt, hat dennoch ein erhöhtes Krebsrisiko“, sagt die Ernährungswissenschaftlerin Dr. Nicole Erickson von der LMU München.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt eine ausgewogene Mischkost:

  • Mindestens 400 g Gemüse und 250 g Obst am Tag, Vollkornprodukte, täglich max. 150 g Milchprodukte wie Joghurt und Käse.
  • Fisch ein- bis zweimal pro Woche, unverarbeitetes Fleisch 300 - max. 600 g pro Woche.
  • Wenig Alkohol: 10 g pro Tag (ein kleines Glas Wein) für Frauen und 20 g pro Tag (ein halber Liter Bier) für Männer.
  • Verarbeitetes, rotes Fleisch gilt als krebserregend, vor allem gepökelte und geräucherte Wurstwaren.

Darmkrebsvorsorge

Die Darmkrebsprävention ist mit dem immunologischen Stuhltest und der Darmspiegelung (Koloskopie) eine effektive Vorsorgemaßnahme.

„Bei der Entstehung von Darmkrebs kennen wir gutartige Vorstufen, sogenannte Darmpolypen. Diese können bei einer Darmspiegelung entfernt werden. Damit wird verhindert, dass sie später zu Krebs entarten können,“ sagt der Internist und Gastroenterologe Dr. Berndt Birkner.

Um möglichst viele Darmkrebserkrankungen zu verhindern oder in einem frühen und somit heilbaren Stadium erkennen zu können, müssten allerdings wesentlich mehr Versicherte die von den Krankenkassen angebotenen Vorsorge- und Früherkennungsmaßnahmen in Anspruch nehmen als es jetzt noch der Fall ist. Die Teilnahme an einem immunologischen Stuhltest ist ein erster wichtiger Schritt zum Verhindern von Darmkrebs. Wenn dieser positiv ist und damit Blut im Stuhl gefunden wird, sollte die Ursache hierfür unbedingt durch eine Darmspiegelung beim Magen-Darm-Arzt abgeklärt werden.

Für Risikogruppen wie z.B. Angehörige von Darmkrebspatienten ist die Teilnahme an der Darmkrebsfrüherkennung noch bedeutsamer. Diese familiäre Risikogruppe weist gegenüber der Durchschnittsbevölkerung ein 4-8-fach erhöhtes Risiko auf, an Darmkrebs zu erkranken.

Prävention gynäkologischer Krebserkrankungen

Die Hälfte aller Krebserkrankungen bei Frauen stammt aus der Gynäkologie. Prävention und Früherkennung bilden auch hier effektive Maßnahmen. 

Brustkrebs ist mit rund 70.000 Neuerkrankungen pro Jahr die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. „Die Sterblichkeit an Brustkrebs sinkt seit den 1990er Jahren kontinuierlich, da bei der Mammographie viele Tumore bereits in einem Frühstadium entdeckt werden. Aber auch die frühe Etablierung von zertifizierten Krebszentren trägt zur verbesserten onkologischen Versorgung der Frauen bei“, erklärt Prof. Sven Mahner von der LMU München.

Mit Einführung des PAP-Abstrichs 1971 konnte die Zahl der jährlichen Neuerkrankungen an Gebärmutterhalskrebs, dem häufigsten bösartigen Tumor bei jungen Frauen, von 16.000 auf 4.300 Fälle gesenkt werden.

Auch die HPV-Impfung ist ein wichtiges Instrument der Prävention: "Bei einer hohen Durchimpfungsrate bei Mädchen im Alter von 9 bis 14 Jahren könnten wir die Zahl der Neuerkrankungen fast auf 0 Prozent senken“, so Mahner.

Quelle: Pressemitteilung/TU München

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