OnkologieS3-Leitlinie Komplementärmedizin in der Onkologie erschienen

In der Leilinie wurden 155 Empfehlungen bzw. Statements zu komplementärmedizinischen Maßnahmen in der Onkologie formuliert und nach Kriterien der evidenzbasierten Medizin bewertet.

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Quelle: K. Oborny/Thieme

Komplementärmedizin in der Onkologie erstmals nach EbM-Kriterien bewertet. Quelle: Kirsten Oborny/Thieme Group

Das Leitlinienprogramm Onkologie hat erstmals eine S3-Leitlinie „Komplementärmedizin in der Behandlung von onkologischenPatientInnen“ erarbeitet. Ziel der Leitlinie ist es, Ärzt*innen, Fachpersonal und Patient*innen evidenzbasierte Empfehlungen als Entscheidungshilfezu geben. Sie soll unterstützen, Fragen von Krebserkrankten evidenzbasiert zu beantworten, ggf. Empfehlungen auszusprechen oder von bestimmten Maßnahmen abzuraten. Es wurden 155 Empfehlungen bzw. Statements formuliert. 

Es werden die wichtigsten Methoden, Verfahren und Substanzen der Komplementärmedizin nach den Kriterien der evidenzbasierten Medizin bewertet. Sie wurden in 4 thematische Blöcke unterteilt:

  • Medizinische Systeme
  • Mind-Body-Verfahren
  • Manipulative Körpertherapien
  • Biologische Therapien

Die Dokumentation zeigt, dass für viele Methoden der Komplementärmedizin nur wenige wissenschaftliche Daten vorliegen. Zudem weisen viele Studien eine kleine Proband*innenzahl auf oder es fehlt eine adäquate Vergleichsgruppe. Die Interpretation der Ergebnisse ist in diesen Fällen nur eingeschränkt möglich. In nur wenigen Studien wurden systematisch Daten zu potenziellen Nebenwirkungen oder Interaktionen erfasst.

Mögliche Arzneimittelinteraktionen sind in der Onkologie besonders wichtig: Sie können u.a. zu einer verminderten Wirksamkeit der Tumortherapie, der supportiven Therapie oder verstärkten Nebenwirkungen führen. Diese können ggf. als Folge der Tumortherapie gedeutet werden, was wiederum zu therapeutischen Konsequenzen führen kann. Beispielweise einer Reduktion oder dem Absetzen einer Tumortherapie.

Die Häufigkeit von Interaktionen ist schwer zu bestimmen, da nur wenige systematische Erfassungen vorliegen. Auch Untersuchungen, in denen die von Patient*innen angegebenen komplementären Mittel in Datenbanken auf potenzielle Interaktionen mit der Tumortherapie abgeglichen wurden existieren kaum. Diese Untersuchungen zeigen jedoch, dass solche Wechselwirkungen bei einem Drittel aller Patient*innen wahrscheinlich sind. Hinzu kommt ein weiteres Drittel, bei denen eine Interaktion zumindest möglich erscheint.

Die Leitlinienautoren empfehlen, Krebspatienten frühestmöglich und im Verlauf wiederholt zur Anwendung komplementärer Maßnahmen zu befragen. Bei Interesse sollte auf verlässliche Informationsquellen und gezielt auf mögliche Interaktionen hingewiesen werden.

Quelle: Pressemitteilung Juli 2021

Die Leitlinie ist abrufbar unter: www.leitlinienprogramm-onkologie.de

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