KopfschmerzenStiftung Kindergesundheit: Was hilft gegen Kopfschmerzen bei Kindern?

Kopfschmerzen gehören zu den häufigsten Erkrankungen bei Kindern: Rund 20 Prozent der Vorschulkinder klagen bereits über Kopfschmerzen. Welche Ursachen Kopfschmerzen bei Kindern haben und was gegen den Schmerz helfen kann, darüber informiert die Stiftung Kindergesundheit.

Ein Junge umarmt seinen Teddybär.
K.Oborny/Thieme; posed by a model

Die häufigsten Formen von primären Kopfschmerzerkrankungen sind bei Kindern die Migräne und der Spannungskopfschmerz.

Kopfschmerzen galten lange Zeit als typisches Leiden gestresster Erwachsener. Heute zählen sie zu den häufigsten Gründen, schon als Kind einem Arzt vorgestellt zu werden. Kopfschmerzen treten nicht nur häufiger auf, sondern plagen auch immer jüngere Kinder: Schon im Vorschulalter sind annähernd 20 Prozent betroffen, bis zum Ende der Grundschulzeit hat dann bereits etwa jedes zweite Kind unangenehme Erfahrungen mit Kopfschmerzen gemacht, berichtet die Stiftung Kindergesundheit in ihrer aktuellen Stellungnahme. Besonders bedenklich sei dabei, dass die Kopfschmerzen eines Kindes auch chronisch werden und sich zu einem langanhaltenden, wenn nicht sogar lebenslangen Gesundheitsthema für das Kind entwickeln können. Die Zunahme von Kopfschmerzen bei Kindern wird durch verschiedene epidemiologische Studien der letzten Jahre eindeutig belegt.  

Kopfschmerzerkrankungen bei Kindern: Symptomatik und Anzeichen

Die häufigsten Formen von sogenannten primären Kopfschmerzerkrankungen sind auch bei Kindern die Migräne und der Spannungskopfschmerz, erläutert die Stiftung Kindergesundheit.

„Die Diagnose von Kopfschmerzen ist bei jüngeren Kindern nicht einfach“, berichtet der Münchner Kinder- und Jugendarzt Prof. Berthold Koletzko, Vorsitzender der Stiftung Kindergesundheit: „Bei kleinen Kindern, die noch nicht sprechen können, sind Kopfschmerzen nur schwer zu erkennen. Häufige Anzeichen sind Reizbarkeit, Unruhe und Überempfindlichkeit gegen Berührungen. Etwas ältere Kinder drücken die Hände an den Kopf oder vor die Augen und zeigen ein schmerzhaftes, geplagtes Gesicht. Verlässliche Beschreibungen sind erst im Vorschul- und frühen Schulalter zu erwarten“.

Akute Migräneattacke

  • Das betroffene Kind hört meistens auf, zu spielen oder zu lernen.
  • Das Kind ist blass, möchte sich hinlegen und vielleicht auch schlafen.
  • Jede Anstrengung wird vermieden und das Kind schläft im Laufe einer Attacke ein. Beim Aufwachen sind dann die Beschwerden verschwunden.
  • Der pulsierende oder pochende Schmerz ist – im Gegensatz zur Migräne bei Erwachsenen – zumeist nicht nur auf eine Kopfseite beschränkt, sondern betrifft beide Seiten und häufig auch die Stirn.
  • Unter den Migräne-typischen Begleiterscheinungen stehen bei Kindern v.a. Übelkeit und Erbrechen, aber auch Geräusch- und Lichtempfindlichkeit im Vordergrund.
  • Die Attacken sind kürzer als bei Erwachsenen und dauern nur selten länger als zwei Stunden.
  • Auch bei Kindern kann es kurz vor einer Attacke zu neurologischen Ausfällen, zu einer so genannten Aura, kommen. Dazu gehören Flimmersehen oder Lichtblitze in den Augen, Gefühlsstörungen in Händen und Armen oder auch Sprachstörungen.

Die Heftigkeit des Schmerzes und die „komischen“ Begleitsymptome können so intensiv sein, dass das Kind sie mit starker Angst erlebt.

Spannungskopfschmerz

  • Die Schmerzen sind dumpf-drückend bis ziehend und nicht pulsierend.
  • Der Schmerz tritt zumeist auf beiden Seiten des Kopfes auf. Er breitet sich häufig vom Nacken zur Stirn oder von der Stirn zum Nacken aus und zieht auch die Augen oder Wangen in Mitleidenschaft.
  • Der Schmerz ist von leichter bis mäßiger Intensität und wird bei körperlicher Bewegung i.d.R. nicht stärker, sondern eher schwächer. Eine Ablenkung durch Aktivität ist daher empfehlenswert.  
  • Die bei einer Migräneattacke typischen Begleitsymptome fehlen.

Kopfschmerzen als Warnzeichen anderer körperlicher Beschwerden

Neben diesen sogenannten primären Kopfschmerzerkrankungen können Kopfschmerzen aber auch Ausdruck und Warnzeichen anderer körperlicher Erkrankungen sein, unterstreicht die Stiftung Kindergesundheit. So werden sowohl fieberhafte Infekte als auch Störungen des Blutdrucks häufig von Kopfschmerzen begleitet. Dazu zählen:

  • Kieferhöhlen-, Ohr-, Hals- und Mandelentzündungen
  • In seltenen Fällen können starke und immer weiter zunehmende Kopfschmerzen auf eine Hirnhautentzündung (Meningitis) oder einen Hirntumor hindeuten.
  • Eine Gehirnerschütterung verursacht häufig Kopfschmerzen und kann Ursache länger anhaltender, chronischer Kopfschmerzen sein.

Hinter den Kopfschmerzen kann auch ein Sehfehler stecken, der zu einer Überanstrengung der Augen führt. Er kann mit der richtigen Brille korrigiert werden. Auch zu viel direkte Sonneneinstrahlung auf den unbedeckten Kopf kann Kopfschmerzen auslösen.

Mobbing oder Konflikte als Ursache von Kopfschmerzen

Kopfschmerzen und das Erleben von Stress liegen auch für Kinder nahe beieinander: Mobbing, Ausgrenzung oder Herabsetzung tun auch ihnen weh. Wichtig ist dabei, die tieferen Ursachen und schweren Konflikte in der Familie oder in der Schule zu erkennen, die dem Kind im wahrsten Sinne des Wortes „Kopfzerbrechen“ bereiten.

„Deshalb ist es eine wichtige Aufgabe des Kinder- und Jugendarztes, mit Hilfe einer ausführlichen Befragung der Eltern und einer gründlichen Untersuchung des Kindes die Kopfschmerzen einzuordnen und entsprechend der Verdachtsdiagnose weitere Untersuchungen einzuleiten“, betont Kopfschmerzspezialist und Kinderneurologe Prof. Florian Heinen, Direktor des Sozialpädiatrischen Zentrums im von Haunerschen Kinderspital der Universität München. „In der großen Mehrzahl der Fälle werden die Kinder- und Jugendärzt*innen die Angst der oft stark verunsicherten Eltern nehmen können. Das Kind oder der Jugendliche erfährt in einem guten Aufklärungsgespräch, was sich hinter seinen Kopfschmerzen verbirgt und erhält seine persönlichen Empfehlungen zu Schlaf, Sport, Ernährung, Trinkmenge und zu den oft dringend notwendigen Pausen vom Medienkonsum“.

Um die Kopfschmerzen noch besser zu verstehen, können Kind und Eltern für zwei bis drei Wochen einen Kopfschmerzkalender führen. Sie sollten darin Dauer und Stärke der Schmerzen, die Begleitsymptome, mögliche Auslöser und auch die eingenommenen Medikamente festhalten. Allein dadurch kommt man oft den individuellen Auslösern auf die Spur.

Nicht-medikamentöse Behandlungen als Alternative zu Schmerzmitteln

Kinder, die unter Kopfschmerzen leiden, sollten sich mehr im Freien bewegen, regelmäßig Sport treiben und ausreichend Wasser trinken, empfiehlt die Stiftung Kindergesundheit mit großem Nachdruck. „Sie sollten außerdem weniger Zeit mit Computerspielen und Fernsehen verbringen und auf geregelte Mahlzeiten und auf ausreichenden Schlaf achten. Die Einhaltung fester Zeiten des Schlafengehens und des Aufwachens und das Vermeiden von Coffein am Nachmittag – also von Cola, Kaffee und Energydrinks - haben sich in Studien als gute Ansätze gegen Kopfweh erwiesen“, ergänzt Prof. Berthold Koletzko. 

Kinder- und Jugendärzt*innen werden zur medikamentösen Akut-Behandlung Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol verordnen. Acetylsalicylsäure (ASS, „Aspirin“) sollte wegen der Gefahr einer zwar seltenen, aber gefährlichen Komplikation („Reye-Syndrom“) erst ab zwölf Jahren eingesetzt werden. Eine Alternative zur Behandlung von leichten oder mittelschweren Kopfschmerzen bietet die äußere Anwendung einer zehnprozentigen Pfefferminzöl-Lösung aus der Apotheke, die auf die Stirn und Nackenmuskeln aufgetragen werden kann.

Als hilfreich gegen Kopfweh haben sich auch nichtmedikamentöse Maßnahmen erwiesen, betont die Stiftung Kindergesundheit. Dazu gehören u.a.:

  • Entspannungsübungen
  • Physiotherapie
  • Anpassung des Tagesrhythmus
  • Reflektierende Gespräche über Dinge, die das Kind belasten oder ihm guttun.

In komplizierten Fällen können die Kinderärzt*innen ihre Patient*innen auch in eine der kinderneurologisch geleiteten Kinder-Kopfschmerz-Zentren überweisen, die es an mehreren Universitäts-Kliniken und großen Krankenhäusern gibt.

Quelle: Pressemitteilung/Stiftung Kindergesundheit

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