Klima und GesundheitStechmücken breiten sich zunehmend in Europa aus

Klimawandel und Globalisierung befördern die Ausbreitung tropischer Stechmücken. Vor allem die asiatische Tigermücke breitet sich europaweit aus.

Stechmücke
James Gathany/phil.cdc.gov/stock.adobe.com

Durch Stechmücken übertragene Viren führen weltweit zu etwa 700.000 Todesfällen jährlich.

Dengue-, West-Nil-, oder Chikungunya-Viren – diese Infektionserreger werden durch Stechmücken übertragen. Sie zählen damit zu den sogenannten Arboviren. Und die breiten sich weltweit rasant aus. Die nächste Pandemie werde höchstwahrscheinlich durch ein neuartiges Arbovirus ausgelöst, lautet daher die Einschätzung von WHO-Expert*innen. Aktuell sind Arbovirosen global für etwa 700.000 Todesfälle jährlich verantwortlich.

Globalisierung und Klimawandel fördern Ausbreitung

Erderwärmung und der zunehmende Reise- und Warenverkehr: Asiatische Tigermücken und Gelbfiebermücken, die Überträger von Dengue-, Chikungunya- und Zika-Viren, sind wahre Profiteure der Globalisierung und des Klimawandels. Hinzu kommt ihre hervorragende Anpassungsfähigkeit an urbane Ballungsräume. „Das hat dazu geführt, dass sich diese beiden Mückenarten in den letzten Jahren über den ganzen Globus ausgebreitet haben.

In Europa, auch in Deutschland, breitet sich vor allem Aedes albopictus, die Asiatische Tigermücke, aus“, sagt Prof. Jonas Schmidt-Chanasit, Leiter der Abteilung Arbovirologie und Entomologie am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin, Hamburg. Aber: Durch sie übertragene Viren wurden hierzulande bisher nicht nachgewiesen.

Um Arboviren zu verbreiten, müssten die Stechmücken sie zuvor von einer infizierten Person aufgenommen haben. „Mit dem Fortschreiten des Klimawandels und immer mehr Reisenden, die die Viren mitbringen, wird das auch in Deutschland immer wahrscheinlicher – das Risiko für Ausbrüche ist umso größer, je länger die sommerliche Warmwetterphasen anhalten“, so Schmidt-Chanasit.

Aktuell ist das einzige hierzulande durch Stechmücken übertragene humanpathogene Arbovirus das West-Nil-Virus – es wurde im Sommer 2018 erstmals in Deutschland nachgewiesen.

Noch nicht in Deutschland angekommen, aber weltweit stark auf dem Vormarsch, ist Dengue-Fieber. In den letzten 50 Jahren haben sich die Inzidenzen verdreißigfacht. Laut WHO gibt es aktuell rund 100 bis 400 Millionen Infektionen pro Jahr, vorwiegend in Südostasien.

Impfstoffe auf dem Prüfstand

Seit 2018 gibt es einen in der EU zugelassenen Impfstoff gegen Dengue-Fieber: Dengvaxia. Die EU-Zulassung ist aufgrund möglicher Komplikationen jedoch auf Personen im Alter von 9 bis 45 Jahren, die in einem Endemie-Gebiet leben und zuvor bereits eine laborbestätigte Dengue-Virus-Infektion durchgemacht haben, beschränkt.

Ein weiterer Impfstoff, Qdenga, ist in der EU seit 2022 für Personen ab vier Jahren zugelassen. Derzeit prüfen STIKO und DTG die Wirksamkeit und Sicherheit dieses Impfstoffs und eine mögliche Impfempfehlung für Reisende, das Ergebnis wird im Herbst erwartet.

Ein Impfstoff gegen Chikungunya-Viren wird derzeit in klinischen Studien der Phase III analysiert und steht kurz vor der Zulassung. Gegen West-Nil- und Zika-Viren existieren aktuell keine zugelassenen Impfstoffe für Menschen und sind in den nächsten Jahren auch nicht zu erwarten.

Quelle: Karlsruher Institut für Technologie

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