Diabetes Typ 2Geringe Muskelmasse bei Typ-2-Diabetes unterschätztes Risiko

Anders als Übergewicht wurde bislang die Muskelmasse für die Stoffwechselleistung bei Diabetes zu wenig beachtet. Sie kann die Glukoseverwertung beeinträchtigen, was therapeutisch relevant ist.

Diabetes: Lupe, dahinter Spritze vor blauem Hintergrund
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Trotz der hohen Prävalenz von Übergewicht und Adipositas bei neu diagnostizierten Typ-2-Diabetes-Patient*innen wird der Einfluss der Muskelmasse auf Stoffwechsel und Krankheitsverlauf bisher vernachlässigt. Das berichete Propf. Anja Bosy-Westphal auf der 17. Diabetes Herbsttagung.

Folgen von Sarkopenie

Sarkopenie, der übermäßige Verlust von Skelettmuskelmasse und -funktion im Alter, wird sowohl als Risikofaktor für die Entstehung von Typ-2-Diabetes als auch als dessen Folge betrachtet. Die "Muskelgesundheit" bei Diabetes-Patient*innen wird durch Insulinresistenz, schlechte Blutzuckereinstellung, Entzündung und erhöhten oxidativen Stress beeinträchtigt.

Eine geringere Glukoseverwertung kann dabei aufgrund der geringen Masse der Muskulatur sowie durch deren qualitative Veränderungen, durch zum Beispiel eine Ansammlung von inter- und intramuskulärem Fettgewebe, entstehen.

Behandlung von Sarkopenie

Um das Problem der Sarkopenie anzugehen, wurde die Bedeutung einer differenzierten Diagnostik von Muskelmasse und -kraft betont. Bosy-Westphal präsentierte auch medikamentöse Ansätze, wobei Insulin, GLP-1-Analoga und DPP-IV-Inhibitoren als schützend gegen Muskelmasseverlust gelten, im Gegensatz zu Gliniden und Sulfonylharnstoffen. Das neue Medikament Bimagrumab, ein monoklonaler Antikörper, zeigt vielversprechende Ergebnisse in Bezug auf Muskelaufbau und Fettreduktion bei Typ-2-Diabetes-Patient*innen.

Die chirurgische Behandlung von Adipositas wurde ebenfalls diskutiert, wobei verschiedene Verfahren unterschiedliche Auswirkungen auf den Muskelmasseverlust haben. Eine gezielte Auswahl solcher Verfahren ist wichtig, insbesondere bei Patient*innen mit Adipositas und Typ-2-Diabetes.

Des Weiteren wurde betont, dass verschiedene Diabetessubtypen unterschiedliche Risiken für Diabetes-Komplikationen aufweisen und sich auch im Ernährungszustand unterscheiden. Eine vertiefte Untersuchung dieser Unterschiede im Erhalt der Muskelmasse ist erforderlich.

Lebensstilmodifikation entscheidend

Schließlich wurden Lebensstilmodifikationen, einschließlich Ernährung und Bewegung, als entscheidend hervorgehoben, um die Mobilität und Stoffwechselgesundheit von Personen mit Typ-2-Diabetes und Sarkopenie zu verbessern und zu erhalten.

Quelle: Pressekonferenz Herbsttagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft 2023

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