Durchfall oder entzündetes Zahnfleisch? Dann könnte die Arzneipflanze des Jahres 2024 eine Option sein. Wissenschaftler*innen der Universität Würzburg haben die Blutwurz (Potentilla erecta) zur Arzneipflanze des Jahres 2024 gekürt.
Die Blutwurz wird seit etwa 500 Jahren therapeutisch eingesetzt. Auch wenn klinische Studien noch ausstehen, ist das Potenzial der Heilpflanze - der Tormentillwurzelstock - unter Phytotherapie-Expert*innen unbestritten.
Die European Medicines Agency (EMA) stuft die Heilpflanze als traditionelles Arzneimittel ein, bei folgenden Indikationen [3]:
- bei akuter, unspezifischer Diarrhö
- als Gurgelmittel bei Entzündungen im Mundraum
Die EMA empfiehlt die Anwendung aufgrund der unzureichenden Datenlage nur für Erwachsene. Aus dem gleichen Grund sollten auch Schwangere und Stillende die Blutwurz nicht anwenden.
Steckbrief
Die Blutwurz (Potentilla erecta) ist auch als aufrechtes Fingerkraut, Tormentill oder Rotwurz bekannt und gehört zur Familie der Rosengewächse. Die Pflanze blüht recht unscheinbar an Wald- und Wiesenrändern. Sie ist in fast allen Teilen Europas beheimatet.
Sie erreicht Wuchshöhen von 10 - 30 cm und wurzelt bis zu 50 cm tief. Ihren Namen Blutwurz verdankt sie der Rotfärbung, die eintritt, wenn der Wurzelstock angeschnitten wird oder bricht.
Inhaltsstoffe
Arzneilich verwendet wird der Tormentillwurzelstock. Potentilla erecta zeichnet sich durch einen hohen Gehalt an Gerbstoffen (Tannine) aus, die v.a. im Wurzelstock enthalten sind. Zudem enthält sie Flavonoide, phenolische Verbindungen, Triterpene sowie Fettsäuren.
Die therapeutischen Effekte der Blutwurz werden vor allem auf die Gerbstoffe zurückgeführt und deren adstringierende, austrocknende, stopfende, blutstillende, spasmolytisch auf die Darmmuskulatur, antiphlogistische und keimhemmende Eigenschaften [4].
Anwendungsgebiete
Heutige phytotherapeutische Forschungsarbeiten konnten in vitro und in tierexperimentellen Untersuchungen antiinflammatorische, antibakterielle, antivirale und antidiarrhoische Wirkungen nachweisen.
In kleinen klinischen Studien zeigten sich bei Verabreichung eines Blutwurz-Extrakts [1]:
- eine Linderung des Durchfalls hinsichtlich der Dauer und dem Ausmaß der Dehydrierung bei Kindern
- eine Verbesserung der Colitis-ulcerosa-Symptomatik bis hin zur Remission
- eine Reduktion der Entzündung des Magens und des Duodenums bei chronischer Gastroduodenitis.
Die Blutwurz kann als Teezubereitung oder Tinktur angewendet werden. Als Fertigpräparat ist nur noch ein Mundspray auf dem Markt.
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Literatur
[1] Latte KP. Vergessene Heilpflanzen. Zeitschrift für Phytotherapie 2020; https://www.thieme-connect.de/products/ejournals/html/10.1055/a-1126-9255
[2] Melzig MF. Blutwurz - Mehr Sein als Schein. Zeitschrift für Phytotherapie 2022; S1. https://www.thieme-connect.de/products/ejournals/abstract/10.1055/s-0042-1748336
[3] EMA. Assessment report on Potentilla erecta (L.) Raeusch., rhizoma. https://www.ema.europa.eu/en/documents/herbal-report/final-assessment-report-potentilla-erecta-l-raeusch-rhizoma_en.pdf
[4] Stern C. Blutwurz - rot wie Blut. Deutsche Heilpraktiker Zeitschrift 2020; https://www.thieme-connect.de/products/ejournals/html/10.1055/a-1068-1474