OnkologieGestörtes Hautmikrobiom erhöht Risiko für Radio-Dermatitis

Lässt sich eine schwere Strahlendermatitis vorhersagen? Eine Studie fand eine gravierende Störung des Hautmikrobioms bei Brustkrebs-Patientinnen mit schwerer Strahlendermatitis.

Frau im roten T-Shirt hält Brustkrebsschleife
Jo Panuwat D/stock.adobe.com. Stockphoto - Posed by a Model

Bei den Brustkrebs-Patientinnen mit schwerer Strahlendermatitis waren die kommensalen Bakterien auf der Haut unterrepräsentiert.

Nicht alle Patient*innen vertragen eine Strahlentherapie: Manche entwickeln an den bestrahlten Stellen eine schwere Hautentzündung, die Radio-Dermatitis. Warum das nur einen Teil der Behandelten betrifft, war bislang weitgehend unklar.

Eine Pilotstudie der Uni Augsburg, der TU München und des Helmholtz Munich deutet nun auf eine wichtige Rolle der Hautbakterien hin: Brustkrebs-Patientinnen, bei denen das Hautmikrobiom gravierend gestört war, bekamen im Laufe der Bestrahlung stets eine schwere Dermatitis. Die Ergebnisse lassen auf einen Test hoffen, mit dem sich Risikogruppen frühzeitig identifizieren lassen.

Hautflora als Marker für erhöhtes Dermatitis-Risiko

Die Forscher*innen haben für die Studie 20 Frauen mit Brustkrebs untersucht. Alle Probandinnen erhielten für den Zeitraum von 7 Wochen eine Strahlentherapie. Vor dem ersten Termin und danach im Wochenabstand nahmen die Forschenden bei jeder Patientin 2 Hautabstriche - einen von der bestrahlten und einen von der unbestrahlten Brust. In diesen Abstrichen bestimmten sie die Zahl und Zusammensetzung der Mikroorganismen.

4 Frauen wiesen vor Bestrahlungsbeginn eine ungewöhnliche Hautflora auf, bei der die kommensalen Bakterien unterrepräsentiert waren. Bei genau diesen 4 Patientinnen entwickelte sich eine schwere Radio-Dermatitis. Die anderen 16 Teilnehmerinnen zeigten unter der Strahlentherapie milde oder moderate Hautschädigungen.

In den ersten Therapiewochen nahm zudem bei den 4 auffälligen Patientinnen die Gesamtzahl der Bakterien schon vor den sichtbaren schweren Symptomen stark zu und gegen Ende wieder ab. Bei den anderen Probandinnen blieb sie weitgehend unverändert. Dies legt die Vermutung nahe, dass die Bakterien eine kausale Rolle bei der Entstehung der Strahlendermatitis spielen.

Hautdesinfektion verringert Dermatitis-Wahrscheinlichkeit

„An der Zusammensetzung der Hautbakterien vor der Strahlentherapie scheint sich ablesen zu lassen, welche Frauen ein besonders großes Risiko für eine Radio-Dermatitis tragen“, sagt Kai Borm. Das könne perspektivisch ermöglichen, zielgenau präventive Maßnahmen abzuleiten, um die Strahlentherapie für diese Patient*innen besser verträglich zu machen.

Erste Studien zeigen, dass eine gründliche Desinfektion der Hautoberfläche die Wahrscheinlichkeit einer späteren Entzündung verringert.

Hautärztin und Mitautorin Prof. Claudia Traidl-Hoffmann sieht in diesen Ergebnissen großes Potenzial: „Wir werden nun größere Studien mit mehr Patientinnen und auch mit anderen Tumoren durchführen, um die Ergebnisse abzusichern. Ziel ist sowohl die Vorhersage als auch die gezielte Vorsorge einer Dermatitis.“

Quelle: Universität Augsburg

Literatur

Hülpüsch C et al. Association of Skin Microbiome Dynamics With Radiodermatitis in Patients With Breast Cancer. JAMA Oncology 2024; https://jamanetwork.com/journals/jamaoncology/fullarticle/2814528

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