ErnährungBrustkrebs: Was tun bei therapiebedingter Übelkeit?

Übelkeit und Erbrechen zählen zu den häufigsten Nebenwirkungen einer Chemotherapie. Neben Medikamenten gibt es auch gute und wichtige Ernährungsstrategien.

aufgeschnittener Ingwer und Teeglas mit Ingwertee
K. Oborny/Thieme

Ingwertee hat sich bei Übelkeit bewährt. Er sollte aber nicht täglich getrunken werden.

von Birgit Blumenschein

Essen und Trinken während oder nach einer Brustkrebserkrankung optimal zu gestalten ist viel wert. Besonders in der Nachsorge ist es wichtig, den Ernährungszustand (wenn nötig) wieder aufzubauen und gut zu erhalten. Das unterstützt den Genesungsprozess.

Wenn Sie unter Übelkeit und Erbrechen leiden

Oft wird während der Therapie durch die Schädigung der Schleimhaut (besonders im Darm) das Hormon Serotonin freigesetzt. Dieses kann Reize zum Gehirn senden und Übelkeit und Brechreiz auslösen – schade, denn sonst funktioniert es als Glücksmacherhormon!

Moderne Chemotherapien bei Brustkrebspatientinnen beeinträchtigen mittlerweile seltener den Darm und nutzen zusätzlich zu den antitumoralen Wirkstoffen Präparate, die ein Erbrechen bei vielen betroffenen Frauen verhindern helfen.

Je nachdem, wie sehr die Nahrungsaufnahme durch Übelkeit und/oder Erbrechen eingeschränkt ist, empfehle ich unbedingt eine unterstützende individuelle Ernährungstherapie.

Lebensmittel, die Übelkeit vermindern können

  • Ingwer-, Kräuter-, Kamille-, Pfefferminz-, Rooibos- und Zitronentee, schwarzer Tee (ca. 8 bis 10 Min. gezogen); alle Teesorten regelmäßig abwechseln, Ingwertee nicht täglich trinken!
  • Anis, Fenchel, Kardamom, Koriander, Kreuzkümmel, Kümmel, Vanille, Zimt – als Gewürze in warmen Getränken und Gerichten
  • bittere Gemüsesorten: Rucola, Chicorée, Endivie, Radicchio, Löwenzahn, Giersch – gerne auch leicht gedünstet

Empfehlungen zur Behandlung von Übelkeit und Erbrechen

  • Nehmen Sie vor einer Chemotherapie-Sitzung nur leicht verdauliche Speisen zu sich.
  • Wählen Sie kleinere Mahlzeiten, häufiger über den Tag verteilt.
  • Essen Sie langsam, kauen Sie gut und sitzen Sie aufrecht beim Essen.
  • Bevorzugen Sie weiche, cremige Speisen.
  • Kalte Speisen verbreiten weniger Gerüche und werden häufig besser vertragen.
  • Vermeiden Sie unangenehme Gerüche, lüften Sie häufiger.
  • Trinken Sie langsam, aber ausreichend, z.B. Tee oder Aromawasser.
  • Zähneputzen, Mundspülungen und Lutschbonbons verbreiten ein Frischegefühl und helfen, den Nachgeschmack zu verringern. Je mehr Speichelfluss, desto weniger Übelkeit.

Essen Sie in Phasen von Übelkeit und Erbrechen keine Lieblingsspeisen, damit keine Aversion gegen noch verbleibende Leckereien entsteht.

Geruchs- und geschmacksarme Lebensmittel und Speisen

  • Eier(-speisen), z. B. Rührei, Omelette
  • Buttermilch, Naturjoghurt, Hüttenkäse, Magerquark, Dickmilch (ggf. laktosefrei)
  • Tofu
  • fein gemahlenes Vollkornbrot, Vollkorntoast, Knäckebrot, Gebäck, z.B. Kekse, Salzgebäck, Zwieback, Reiswaffeln, Cracker
  • Nudeln, Reis, Knödel, Kartoffeln, Püree, Polenta
  • Spargelsuppe, Brokkolisuppe
  • Kompott

Was tun bei Erbrechen?

Offizielle Leitlinien verknüpfen die Empfehlungen zur Behandlung des Erbrechens mit jenen zur Übelkeit. Ein entscheidender Unterschied: Durch Erbrechen gehen wertvolle Nährstoffe und lebensnotwendige Flüssigkeit verloren, das Gewicht kann dadurch sinken. Besonders lang anhaltendes Erbrechen kann zur Austrocknung führen, unbehandelt ist dies gefährlich und beeinträchtigt die Verträglichkeit der Therapie.

Empfehlungen zur Vorbeugung und Behandlung von Erbrechen

  • Trinken Sie möglichst viel.
  • Nutzen Sie isotone Flüssigkeiten , z.B. Fruchtsaftschorlen aus 1 Teil Saft (pur, z.B. Direktsaft) und 2 Teilen natriumreichem (Na bis 1100 mg/l), CO2 -armem Mineralwasser, Bouillon oder Bier (0,0% Alkohol).
  • Zucker, Fruchtsaftschorlen, Aromawasser, mit Zucker/Honig gesüßt, helfen, verlorene Kalorien wieder aufzufüllen.
  • Trinken Sie nicht zu viel zu den festen Mahlzeiten, das erzeugt ein unangenehmes Völlegefühl.
  • Kalte Getränke können Übelkeit verhindern.
  • Essen Sie nur dann, wenn Hunger, Appetit und Lust da sind.
  • Vermeiden Sie zu schnelles Essen und Trinken.
  • Wählen Sie kleinere Mahlzeiten, häufiger über den Tag verteilt.
  • Bevorzugen Sie süße Lebensmittel, sie werden häufig besser vertragen als salzige oder fettige Varianten.
  • Essen und trinken Sie nur zu den Tageszeiten, an denen Sie sich richtig wohl fühlen.
  • Pürierte oder weiche Speisen werden meist gut vertragen.
  • Bestücken Sie Ihre Vorratskammer optimal mit Lebensmittelvorräten, damit Sie in schlechten Phasen rasch auf leicht verdauliche Lebensmittel zugreifen können.
  • Meiden Sie zu fettreiche und zu blähende Lebensmittel bzw. Speisen, sie können den Druck auf den Magen verstärken.
  • Überdenken Sie bisherige Ernährungsmaßnahmen bzw. -einschränkungen.
  • Halten Sie nach anhaltendem Erbrechen Trinknahrung bereit oder nutzen Sie Nahrungsergänzung in Form von Elektrolytlösungen.
  • Zähneputzen, Mundspülungen und Lutschbonbons helfen, Nachgeschmack zu verringern, verbreiten Frische.
  • Tragen Sie lockere Kleidung, damit sie nicht auf den Magenbereich drückt.

Übrigens: Bier, auch alkoholfreies Bier mit 0,0 % Alkohol, enthält, in moderat kleinen Portionen getrunken (max. 1 Glas Bier/Tag), keine nennenswerten Mengen östrogenbildender Substanzen. Östrogene sind im gesunden Organismus für die weiblichen Geschlechtsorgane zuständig und aktiv, im ungünstigen Fall jedoch gerade in der Brustdrüse in der Lage, Tumorzellwachstum zu fördern.

Leicht verdauliche Lebensmittel, die Erbrechen mindern und Verluste ausgleichen können

Folgende Lebensmittel sind in dieser Phase besonders geeignet, weil sie Erbrechen vermindern können bzw. helfen, Verluste durch das Erbrechen auszugleichen, und leicht verdaulich sind:

  • Ingwer-, Kräuter-, Kamille- und Kümmeltee, schwarzer Tee (ca. 8 bis 10 Min. gezogen); alle Teesorten regelmäßig abwechseln, Ingwertee nicht täglich trinken!
  • kohlensäurefreie oder -arme Mineralwässer mit hohem Anteil an Hydrogencarbonat (Bicarbonat), z.B. 1000 mg Hydrogencarbonat/Liter
  • Gemüsebrühe, ggf. sogar kräftig gesalzen
  • Haferflocken (blütenzart, Instant und Schmelzflocken), in Milch (1,5 % Fett), Pflanzenmilchalternative oder Wasser aufgekocht, mit Salz und Kräutern oder Rohrohrzucker bzw. Honig abgeschmeckt
  • fein gemahlenes Vollkornbrot, Vollkorntoast, Knäckebrot, Gebäck, z.B. Kekse, Salzgebäck, Zwieback, Reiswaffeln, Cracker
  • Nudeln, Reis, Knödel, Kartoffeln, Püree, Polenta
  • leicht verdauliche Gemüse: Brokkoliröschen, Fenchel, Gurken, Karotten, Kürbis, Sellerie, Zucchini und Blattsalat
  • Babygläschen

Wenn Sie Trinkwasser mit natürlichen Lebensmitteln (am besten in Bio-Qualität) anreichern, wird das auch als Infused Water oder aromatisiertes Wasser bezeichnet.

Rezept für eine Karaffe

Zubereitungszeit: 5 Min. + 1 Std. Ziehzeit

Zutaten: 1 l Wasser oder Mineralwasser; 2 Plattpfirsiche; 10 große Basilikumblätter

Zubereitung:

  • Pfirsich in kleine Scheiben schneiden.
  • Basilikumblätter waschen, mit dem Pfirsich in das Wasser geben.
  • Alles ca. 1 Std. ziehen lassen, im Sommer nach Belieben noch Eiswürfel dazugeben.

Varianten:

  • Erdbeere und Basilikum
  • Melone und Himbeeren mit Minze und Limette
  • Wassermelone und Rosmarin
  • Zitronenmelisse und Minze oder Ingwer
  • Zitrone und Heidelbeeren
  • Limette und Gurke
  • Lavendelblätter und Minze
  • Heidelbeeren und Salbei
  • Ingwer und Gurke und Zitrone/Limette

Tipp: Je wärmer das Wasser, desto besser geben die Zutaten ihren Geschmack in das Wasser ab.

Birgit Blumenschein ist seit über 30 Jahren mit Leib und Seele Diätassistentin und Dipl. Medizinpädagogin. Seit 2003 ist sie selbstständig in ihrer eigenen Praxis. Neben ihrer Tätigkeit in Beratungen, Schulungen, Kursen und Workshops ist sie Hochschuldozentin für Ernährungstherapie. Einer ihrer Schwerpunkte ist das Thema Ernährung und Brustkrebs, zu dem sie Betroffene und Angehörige in Individualberatungen, Seminaren und Workshops begleitet.