ChronobiologieEssen gegen die innere Uhr

Spätes Essen wirkt sich unabhängig vom Chronotyp ungünstig auf die Glukoseantwort aus, so neue Forschungsergebnisse. Eulen weisen aber eine Besonderheit auf.

Glas mit Schokoladencreme, daneben Brote mit Schokoaufstrich
SerPhoto/stock.adobe.com

Ungünstige Kohlehydrate mit hohem glykämischen Index am Morgen könnten bei späten Chronotypen kritisch sein.

Eine kohlenhydratreiche Mahlzeit am Morgen löst einen geringeren Glukoseanstieg aus als am Abend – so der Stand der Wissenschaft. Neueste Ergebnisse zeigen jetzt: Das ist nicht bei allen Menschen so und hängt von der inneren Uhr ab. Ein fester Tagesablauf, vorgegeben durch Studium oder Job, führt häufig dazu, dass insbesondere junge Erwachsene gegen ihre innere Uhr essen.

Chronotypen, Lerchen und Eulen

Die Chronotypen werden nach ihrem jeweiligen zirkadianen Rhythmus als Lerchen oder Eulen bezeichnet:

  • Lerchen stehen früh auf und essen früher.
  • Eulen schlafen biologisch bedingt länger und essen später.

Wissenschaftlerinnen der Universität Paderborn haben untersucht, ob sich der zirkadiane Rhythmus auf den Glukosespiegel auswirkt. 

„Essen gegen die innere Uhr betrifft auch Studierende in besonderem Maße, die z. B. früh morgens frühstücken, obwohl sie sich aufgrund ihres späten Chronotyps noch in der biologischen Schlafphase befinden. Auf der anderen Seite führen soziale Aktivitäten manchmal dazu, dass Menschen mit einem frühen Chronotyp ‚zu spät‘ ihr Abendessen verzehren. Daher wollten wir in unserer Studie untersuchen, ob sich die tageszeitlichen Unterschiede in der Glukoseantwort auch bei Studierenden mit einem frühen und späten Chronotyp finden“, erklärt Dr. Bettina Krüger von der Universität Paderborn.

Frühes Frühstück mit ungünstigen Kohlehydraten für Eulen kritisch

327 Studierende im Alter von 18 bis 25 Jahren wurden in einem Screening untersucht. 45 davon mit dem frühsten und spätesten Chronotyp nahmen an einer kontrollierten Ernährungsstudie teil, die von September bis Dezember 2020 durchgeführt wurde.

Die Teilnehmenden erhielten alle Mahlzeiten und Snacks, die sie zu vorgegebenen Uhrzeiten verzehrten. An einem Tag verzehrten die Studierenden eine Mahlzeit, die einen hohen Glukoseanstieg auslöst, also einen hohen glykämischen Index hat, um 7 Uhr morgens, an einem weiteren Tag um 20 Uhr abends. Die Glukoseantwort wurde mit einem kontinuierlichen Glukosemessgerät gemessen.

Bianca Stutz von der Uni Paderborn ordnet die Ergebnisse ein:

  • „Wie erwartet zeigten Studierende mit einem frühen Chronotyp – die Lerchen – eine höhere Glukoseantwort auf die abendlich verzehrte Mahlzeit.
  • Bei den Studierenden mit einem späten Chronotyp – den Eulen – war die morgendliche Antwort jedoch ähnlich hoch wie am Abend.
  • Die Ergebnisse für die Lerchen unterstreichen die über den Tagesverlauf abnehmende Glukosetoleranz, das heißt die Fähigkeit, Glukose im Blut zu regulieren."

Überraschend seien die Ergebnisse für die Eulen: Demnach sei ein sehr frühes Frühstück mit reichlich ungünstigen Kohlehydraten für Eulen kritisch, so Studienleiterin Prof. Anette Buyken. "Eulen sollten nicht nur abends, sondern auch morgens auf die Qualität der Kohlenhydrate achten und lieber später frühstücken, indem sie zum Beispiel ihr Frühstück mit in die Universität nehmen.“

Außerdem lassen die Ergebnisse schlussfolgern, dass ein Essen spät abends nachteilig für die Glukoseantwort ist – unabhängig vom Chronotyp.

Die ChroNu-Studie (Chronotype and Nutrition) ist Teil einer Kooperation mit der Universität Bonn und dem Deutschen Diabetes Zentrum in Düsseldorf und wird durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft gefördert. Das Team um Buyken widmet sich in Forschung und Lehre vielfältigen Aspekten der Ernährungswissenschaft. 

Quelle: Universität Paderborn

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