Herz-Kreislauf-ErkrankungenErhöhen PFAS-Chemikalien das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen?

Spuren der allgegenwärtigen PFAS-Chemikalien im Blut gehen mit ungünstigen Blutfett-Profilen einher und könnten so das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen. Das zeigen Daten von 2500 Erwachsenen.

Frauenhände entnehmen Creme aus einem Creme-Tiegel
Praiwan Wasanruk/stock.adobe.com

PFAS sind u.a. in zahlreichen Kosmetikprodukten enthalten.

Forschende haben nachgewiesen, dass Spuren der allgegenwärtigen PFAS-Chemikalien im menschlichen Blut mit ungünstigen Blutfett-Profilen einhergehen. Damit erhöhen sie auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Der Befund beruht auf Daten von über 2500 Erwachsenen aus Bonn und der holländischen Gemeinde Leiderdorp. PFAS waren im Blut nahezu aller Studienteilnehmenden nachweisbar.

PFAS in tausenden Produkten enthalten

Seit ihrer Erfindung in den 1950er-Jahren sind Schätzungen zufolge mehr als 10.000 verschiedene Substanzen aus der Kategorie der per- und polyfluorierten Alkylverbindungen (PFAS) entwickelt worden. Wegen ihrer wasser-, fett- und schmutzabweisenden Eigenschaften kommen sie in tausenden Produkten wie Kosmetik, Zahnseide, Pfannen-Beschichtungen oder Löschschaum zum Einsatz.

Neben ihrer chemischen Grundkonstruktion haben die PFAS eine weitere Gemeinsamkeit: Sie sind so gut wie nicht abbaubar. Insbesondere über das Grundwasser gelangen sie in die menschliche Nahrungskette.

Jüngere besonders betroffen

Die Befunde der Bonner Forschenden sind der jüngste Beitrag zur aktuellen Diskussion über die Wirkung von PFAS auf die Gesundheit des Menschen.

„Wir sehen deutliche Anzeichen für eine gesundheitsbedenkliche Wirkung von PFAS. Und wir haben festgestellt, dass bei gleicher PFAS-Konzentration im Blut die negativen Effekte bei jüngeren Probanden stärker ausgeprägt sind als bei älteren“, sagt Prof. Monique Breteler vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE).

Die Ergebnisse der aktuellen Untersuchung legten außerdem nahe, dass schon relativ niedrige PFAS-Konzentrationen im Blut mit ungünstigen Blutfett-Profilen verbunden sind.

Demnach zeigen die Daten:

  • einen statistischen Zusammenhang zwischen PFAS im Blut und Blutfetten, die mit erhöhtem kardivaskulärem Risiko assoziiert sind;
  • je höher die PFAS-Spiegel, umso höher die Konzentrationen dieser Blutfette.

Diese enge Korrelation stütze den Verdacht, dass PFAS-Chemikalien als eine Ursache ungünstiger Blutfett-Profile infrage kämen, so Breteler. Das sei ein starkes Argument für eine strengere Regulierung dieser Chemikalie.

Auffällig sei, dass bei nahezu allen Probanden PFAS im Blut nachgewiesen werden konnte. Man könne diesen Chemikalien also nicht entgehen. „Auch wenn wir für die von uns untersuchten Probanden keine unmittelbare Gesundheitsgefährdung sehen, so ist die Situation dennoch bedenklich. Denn auf lange Sicht kann sich das erhöhte Risiko sehr wohl auf Herz und Kreislauf negativ auswirken“, sagt Breteler.

Blutproben aus Bonn und Leiderdorp

Grundlage für die aktuelle Untersuchung waren die Rheinland Studie des DZNE – eine bevölkerungsbasierte Gesundheitsstudie im Bonner Stadtgebiet und die NEO-Studie aus den Niederlanden (Netherlands Epidemiology of Obesity study).

Die Blutproben von mehr als 2500 Frauen und Männern im Alter zwischen 30 und 89 Jahren flossen in die Analysen ein. Die Blutproben wurden mittels Massenspektrometrie detailliert untersucht.

Die Forschenden fokussierten sich in ihrer Analyse auf 3 der am weitesten verbreiteten PFAS-Arten: PFOA, PFOS und PFHxS. Sie ermittelten zusätzlich die Konzentration von 224 Blutfetten, Metaboliten und Aminosäuren. Mit diesem bewusst breit angelegten Ansatz ohne vorgefasste Zielrichtung habe sich der Zusammenhang zwischen PFAS-Konzentration und ungünstigem Lipid-Profil nachweisen lassen, berichtet DZNE-Wissenschaftlerin Elvire Landstra. "Bisherige Studien hatten eine Korrelation zwischen PFAS und gesundheitsbedenklichen Blutfetten bereits nahegelegt, aber so deutlich wie in unserer Studie hatte sich dieser Zusammenhang bislang nicht gezeigt.“

Es bestanden keine wesentlichen Unterschiede zwischen den Proben aus Bonn und Leiderdorp. 

Künftige Studien könnten nach Ansicht der Forschenden auf spezifische Bereiche des Körpers eingehen. "In einem nächsten Schritt wäre es sinnvoll, das Vorkommen von PFAS in einzelnen Organen zu untersuchen“, sagt Monique Breteler.

Quelle: Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen

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