Vitamin BZu viel Niacin erhöht Herz-Kreislauf-Risiko

Warum haben manche Menschen ohne klassische Risikofaktoren ein erhöhtes Herz-Kreislauf-Risiko? Das B-Vitamin Niacin könnte dazu beitragen, berichten Forschende der Uni Bochum.

Proteinhaltige Nahrungsmittel: Fleisch, Fisch, Käse, Nüsse, Mandeln, Erbsen
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Niacin ist in vielen tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln enthalten, z.B. in Fleisch, Innereien, Fisch, aber auch in Brot, Erbsen, Pilzen oder Hülsenfrüchten.

Warum haben manche Menschen auch ohne klassische Risikofaktoren wie hohen Cholesterinspiegel ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall? Ein internationales Forschungsteam hat sich ergebnisoffen angeschaut, was im Blutkreislauf betroffener Menschen kursiert und sie von anderen unterscheidet. Die Forschenden stießen auf Stoffwechselendprodukte von überschüssigem Niacin.

„Sie steigern das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen über einen Entzündungsmechanismus“, sagt Prof. Dr. Arash Haghikia von der Klinik für Kardiologie an der Uni Bochum, der an der Studie beteiligt war.

Niacin-Abbauprodukte begünstigen Gefäßentzündungen

Die Forschenden analysierten Blutproben von über 1000 Patient*innen, die eine Herzerkrankung hatten. Sie suchten kleine Moleküle, deren Spiegel die Wahrscheinlichkeit von Herz- und Gefäßkrankheiten unabhängig von traditionellen Risikofaktoren vorhersagen konnten.

Zwei Moleküle waren besonders auffällig. Weitere Analysen ergaben, dass es sich um die Substanzen 2PY und 4PY handelte: beides Stoffwechselendprodukte von überschüssigem Niacin.

Die Forschenden gingen dem Zusammenhang weiter auf den Grund und fanden heraus, dass der Weg vom hohen 2PY- und 4PY-Spiegel zum erhöhten Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen über entzündliche Prozesse der Gefäße verläuft.

„Paradoxerweise kann Niacin den Cholesterinspiegel senken und wurde in der Vergangenheit als Cholesterinsenker in klinischen Studien getestet, führte aber dadurch nicht wie zu erwarten zu einer Senkung des Risikos für Herz-Kreislauferkrankungen“, so Arash Haghikia. „Die Zusammenhänge sind also komplex, und unsere Erkenntnisse passen gut zu diesem Paradox.“

Hintergrund: Niacin

  • Der Nährstoff Niacin ist auch als Vitamin B3 bekannt.
  • Erwachsene sollten twa 15 Milligramm pro Tag zu sich nehmen.
  • Bei einer ausgewogenen Ernährung ist man ausreichend versorgt.

Da während der Zeit der Großen Depression in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts allerdings viele US-Amerikaner*innen an lebensbedrohlichen Mangelerscheinungen litten, wird dort seitdem und bis heute Mehl und Getreideprodukten Niacin zugesetzt. Durch die heute übliche Ernährung führt das inzwischen zu einer Überversorgung der Bevölkerung. Hinzu kommt, dass Niacin und andere Stoffe, die im Körper zu den gleichen Abbauprodukten verstoffwechselt werden, als Nahrungsergänzungsmittel zum Anti-Aging frei verkäuflich sind.

Quelle: Ruhr-Universität Bochum/Ni