Komplementärmedizin70 % der Deutschen nutzen Komplementärmedizin

Ein großer Teil der Deutschen hat bereits Komplementärmedizin in Anspruch genommen. Am häufigsten wegen Schmerzen des Bewegungsapparats. Das zeigt eine Querschnittsstudie.

Tafel mit Aufschrift Integrative Medizin, daneben Lavendelbusch und Stethoskop
K. Oborny/Thieme

Forschende haben die Inanspruchnahme und Akzeptanz von Traditioneller, Komplementär- und Integrativer Medizin (TCIM) in der deutschen Bevölkerung evaluiert. Für die Querschnittsstudie führten sie eine Online-Befragung bei einer repräsentativen Stichprobe durch.

In die Auswertung flossen 4064 komplett ausgefüllte Fragebögen ein. Die Teilnehmenden im Alter zwischen 18 und 75 Jahren waren zu 51,7 % weiblich, 47,9 % männlich und 0,4 % divers.

70 % gaben an, schon einmal komplementärmedizinische Verfahren in Anspruch genommen zu haben, 32 % in den letzten 12 Monaten, 18 % taten es zum Zeitpunkt der Befragung. 

Die Forschenden fragten neben medizinischen auch soziodemografische Aspekte wie Einkommen, Bildungsstand, Wohnort, Religion, Parteizugehörigkeit und medizinische Bildung ab.

Muskuloskelettale Erkrankungen, Allergien, Kopfschmerzen

Bei den Erkrankungen, bei denen TCIM eingesetzt wurde, nannten die Befragten am häufigsten:

  • muskuloskelettale Erkrankungen (17,3 %)
  • Allergien (12,6 %)
  • Kopfschmerzen (12,2 %)
  • psychische Erkrankungen (11,6 %)
  • akute Atemwegserkrankungen (10,2 %)

Rund 41 % hatten bei den abgefragten Indikationen noch nie TCIM angewendet.

Am hilfreichsten bewerteten die Teilnehmenden TCIM bei

  • pädiatrischen Erkrankungen (91,4 %)
  • akute gastrointestinale Erkrankungen (85,4 %)
  • akute Atemwegserkrankungen (84,5 %)

Geringere Erfolge gaben sie bei Hauterkrankungen (63,7 %) sowie neurologischen und psychischen Erkrankungen (66,7% bzw. 66,8 %) an.

Rund 42 % der Befragten nahmen täglich Nahrungsergänzungsmittel, Vitamine oder Heilpflanzenpräparate ein. Etwa die Hälfte nahm täglich konventionelle Medikamente ein.

Komplementärmedizin, Integrative Medizin, Naturheilkunde

Insgesamt stand mehr als die Hälfte der Befragten der TCIM positiv gegenüber (konventionelle Medizin 63 %). Knapp 35 % gaben an, TCIM ergänzend zu nutzen, im Sinne der Komplementärmedizin. 33,4 % nutzen TCIM in Kombination mit konventioneller Medizin, im Sinne der Integrativen Medizin.

Die Befragung hat Teilnehmer*innen aller Bildungsschichten berücksichtigt.

Fazit

Die Forschenden schlussfolgern:

  • Die Nutzung von TCIM liegt in Deutschland auf hohem Niveau.
  • TCIM sollte in der Gesundheitspolitik und in der Forschung stärker berücksichtigt werden.
  • Mit geeigneten Studiendesigns und -methoden sollte TCIM systematisch erforscht werden, um Wirksamkeit, Sicherheit und Kosten zu untersuchen.

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