LehmtherapieMit Lehm heilen

Kalt oder warm, lokal oder am ganzen Körper: Die LEHMTHERAPIE NACH FELKE ist für viele Indikationen hilfreich. Die Lehmtherapie kann individuell angepasst als Halbbad, Lehmtretbad, Lehmhandbad, lokal angewendete Lehmpackung und Lehm-Serailbad stattfinden.

Lehmverschmierte Hände
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Lehm kann durch seine physikalisch-chemischen und mechanischen Eigenschaften bei Indikationen von Arthrose bis zu vegetativen Störungen Symptome lindern.

von Matthias Menschel

Inhalt

Therapiebaustein: frische Luft

Im Zentrum: die Lehmtherapie

Er hat das uralte Heilmittel Lehmheilerde wieder zu einem festen Bestandteil in der Naturheilkunde gemacht: Pastor Emanuel Felke (1856–1926) ist der Begründer der nach ihm benannten Felke-Therapie. Dieses Heilverfahren kombiniert die Naturelemente Licht, Luft, Wasser und Lehm. Ergänzend werden heute eine überwiegend vegetarische, frischkostreiche Ernährung – alternativ (Heil-) Fasten – physiotherapeutische Anwendungen, körperliche Bewegung und Entspannungsverfahren mit der Felke-Therapie zu einem ganzheitlichen Konzept kombiniert.

Therapiebaustein: frische Luft

Für Felke waren der unbekleidete Aufenthalt an frischer Luft, Barfußgehen, ein kurzes Sonnenbad und eine Ruhepause auf einer Liege im Schatten wesentliche Bestandteile seines therapeutischen Konzeptes. Sich an der frischen Luft aufzuhalten – das Luftbad –, ist je nach Außentemperatur ein gutes Training der Hautgefäße, die Haut gewinnt besonders bei kühlen Temperaturen an Turgor. Die regelmäßige Anwendung, die je nach Witterung zeitlich variiert (während einer Felke-Kur täglich, bei schlechter Witterung kürzer) stärkt das Luftbad die Regulationsfähigkeit des Vegetativums und erhöht die Widerstandskräfte. Die Sonne spielt eine weitere wichtige Rolle: Das Sonnenlicht stärkt das Immunsystem, fördert die Vitamin-D-Produktion, reguliert die Funktion von Hormonen und Enzymen und steigert Wohlbefinden sowie Stimmung. Die Länge eines Sonnenbads muss jahreszeitlich, je nach Konstitution und Hauttyp dosiert werden. In den Luftbadeparks der Felke-Kurkliniken sind im Freien die Lehmbäder, der Badeplatz für das Sitzreibebad und Liegewiesen angelegt.

Im Zentrum: die Lehmtherapie

Die charakteristische Anwendung der Felke-Therapie ist die Lehmtherapie. Die Lehmheilerde wird je nach Indikation als Lehmbad oder Lehmpackung mit den Elementen Licht, Luft und Wasser kombiniert.

Was macht Lehm aus?

Lehm ist geologisch betrachtet eine Mineralgemenge, das durch Sedimentation in den Erdzeitaltern Tertiär und Quartär durch Verwitterungsvorgänge aus Gesteinen verschiedener Mineralarten entstanden ist. Lehm setzt sich aus sandigen, schluffigen und tonigen Bestandteilen zusammen (siehe S. 13, 15). Bei der chemischen Analyse findet man als wichtigste Hauptbestandteile Silizium in Form von Quarz, Eisen(III)oxid, Aluminium(III)oxid sowie Oxide von Magnesium, Kalium und Kalzium (siehe Tab. 1). Der pH-Wert des Lehms liegt bei etwa 8,3 (7,5–8,5) und somit im leicht alkalischen Bereich. Im anwendungsfertigen Lehmbrei mit 22 % zugesetztem Wasser beträgt das Litergewicht des Lehms knapp 1900 g.

Kurz gefasst

  1. Die Therapie nach Emanuel Felke umfasst Licht, frische Luft, Wasser und Lehm. In den Sommermonaten finden die Therapien hauptsächlich im Freien statt.

  2. Lehm kann durch seine physikalisch-chemischen und mechanischen Eigenschaften bei Indikationen von Arthrose bis zu vegetativen Störungen Symptome lindern.

  3. Die Lehmtherapie kann individuell angepasst als Halbbad, Lehmtretbad, Lehmhandbad, lokal angewendete Lehmpackung und Lehm-Serailbad stattfinden.

Für die therapeutische Wirkung des Lehms ist sein physikalisch-chemisches Verhalten durch die quellfähigen, kolloidalen Tonmineralien (Oxide, siehe Tab. 1) mit ihrer Wasserbindung, Sorptions- und Austauschfähigkeit für Ionen von Bedeutung. So kann der Körper über die Haut entsäuern, das heißt saure Stoffwechselvalenzen abgeben. Zusätzlich bewirkt auch die Schwere des Lehms eine Kompression und Gewebsdrainage mit Ausleitung von Gewebswasser. Hinzu kommen die mechanischen Einflüsse, die beim Quellen, Entquellen und Eintrocknen des Lehms auf der Haut auftreten. Einen wichtigen Effekt erzielen das Antrocknen des Lehms auf der Haut und das anschließende Abrubbeln, nämlich einen intensiven Durchblutungseffekt und ein Peeling der Haut.

Der Ursprung im Lehmbad

Das Lehmbad ist die ursprüngliche Anwendung der Felke-Kur. Die Bäder werden heute in entsprechenden Kurkliniken während der Sommermonate wie zu Felkes Zeiten im Freien in flachen, in die gewachsene Erde gestochenen Gruben eingenommen. Alternativ stehen bei schlechter Witterung Bäder in bodenbeheizten Hallen zur Verfügung. Seit 1912 werden Lehmbäder in der heutigen Form angewendet. Das heißt, der trockene Lehm – etwa 240 kg frisch gegrabener Lehm – wird vor der Anwendung mit Brunnenwasser zu einem zähflüssigen Brei eingeschlammt. Zuvor verwendete man trockene Lehmbäder.

Start in den Tag: Das Sitzreibebad

Die charakteristische hydrotherapeutische Anwendung der Felke-Therapie ist das Sitzreibebad. Man nimmt es in Felke-Kurhäusern gemeinsam von Mai bis Oktober am frühen Morgen gleich nach dem Aufstehen in den Luftbadeparks. Hierzu wird eine flache Zinkwanne am Abend zuvor etwa 10 cm hoch mit Wasser gefüllt. Das Wasser nimmt über Nacht die Morgentemperatur an. Nachdem man seinen Oberkörper, die Arme und das Gesicht kurz mit dem Wasser benetzt, erfolgt ein schnelles Wassertreten. Dann nimmt man mit angewinkelten Beinen in der Wanne Platz, nur die Füße und das Gesäß befinden sich im Wasser. In rascher Abfolge schöpft man das kühle Wasser zwischen den leicht gespreizten Beinen nach oben gegen den Unterbauch und streift es mit den Handflächen über die Innenseite der Oberschenkel wieder ab. Diese Bewegung wird etwa 100 × wiederholt. Die Badezeit beträgt je nach Witterung und Wassertemperatur 1–3 min. Zum Abschluss benetzt man Arme und Gesicht und streckt die Beine im Wasser aus. Vor dem Aussteigen aus der Wanne geht man in die Rückenlage, dabei wird der ganze Rücken eingetaucht.

Nach dem Sitzreibebad klatscht man das Wasser kräftig mit den Händen ab und führt aufwärmende und hauttrocknende Gymnastik mit belebenden Atem- und Bewegungsübungen durch. Nach dem initialen Kaltreiz stellt sich in der Regel durch die reaktiv weitgestellten Hautgefäße ein Wärmegefühl ein. Bleibt diese Reaktion aus (was bei den ersten Sitzreibebädern der Fall sein kann), sollte man den Körper durch intensive Bewegung wie strammes Gehen oder Joggen erwärmen. Eine passive Wärmezufuhr im direkten Anschluss (wie eine heiße Dusche) ist kontraindiziert – sie unterbindet das Gefäßtraining und reduziert die Wirkung des Sitzreibebades erheblich.

Das Sitzreibebad ist seriell oder bestenfalls regelmäßig angewendet ein Gefäß- und Kreislauftraining, bewirkt eine angemessene Reaktion auf Temperaturveränderungen und stärkt das Immunsystem. Außerdem kann sich so eine vegetative Funktionsstörung – wie sie zum Beispiel bei Schlafstörungen und klimakterischen Beschwerden vorliegen kann – stabilisieren. 

Oxid

Summenformel

Anteil in g

Silizium(IV)oxid

Si02

652,2 g

Eisen(III)oxid

Fe2O3

100,7 g

Aluminiumoxid

Al2O3

126,3 g

Kaliumoxid

K2O

20,4 g

Natriumoxid

Na2O

1,2 g

Magnesiumoxid

MgO

22,5 g

Kalziumoxid

CaO

16,0 g

Mangan(II)oxid

MnO

0,1 g

Phosphor(V)oxid

P2O5

0,9 g

Schwefel(VI)oxid

S02

5,1 g

Ein Lehmbad im eigenen Garten ist theoretisch denkbar. Hierzu benötigt man jedoch brauchbare Lehmvorkommen in der näheren Umgebung. Klassischerweise werden die Lehmbäder im Rahmen eines Aufenthaltes in einem der Felke-Kurhäuser über einen Zeitraum von einer bis vier Wochen angewendet. Ein einzelnes Lehmbad ist sehr aufwendig und therapeutisch kaum wirksam.

Wie läuft ein Lehmbad ab?

Während eines Kuraufenthaltes bekommt jeder Gast für die Dauer des Kuraufenthaltes sein eigenes Bad zugeteilt und benutzt es 1- bis 2-mal täglich für 30–60 min. Zu Beginn eines Lehmbads erfolgt das Lehmtreten: Dabei wird der Lehm mit den Füßen durchgestampft und durchmischt. Dadurch nimmt der Lehmbrei eine sämige Konsistenz an. Danach setzt man sich hinein. Das Lehmbad ist ein Halbbad, man nimmt es in sitzender, angelehnter Position. Die Beine, das Becken, der Oberkörper bis zum Rippenbogen – bei den Damen auch die Brust und die Unterarme – werden mit dem Lehmbrei bedeckt. Der Oberkörper bleibt ansonsten frei. Die Temperaturen des Lehms liegen in den bodenbeheizten Hallen etwa 8–10 °C unter der Körpertemperatur. Im Freien ist der Lehm erdwarm und somit von der aktuellen Witterung abhängig. Das Lehmbad ist im Gegensatz zu anderen Peloiden wie Moor oder Naturfango eine Kaltanwendung, da die Lehmtemperatur unter der Körpertemperatur liegt.

Wie wirkt ein Lehmbad?

Der thermische Reiz des kühlen Lehms bewirkt nach dem Einstieg in das Bad eine Gegenregulation des Körpers, der daraufhin Wärme erzeugt. Aufgrund der geringen Wärmeleitfähigkeit des Lehms, stellt sich bereits kurz nach dem Einstieg in das Lehmbad ein Wärmegleichgewicht ein, und dem Körper wird keine weitere Wärme entzogen. Dieser Vorgang stärkt das Immunsystem. Daher ist es wichtig, dass man sich vor dem Lehmbad warm fühlt und nicht fröstelt. Ein halbstündiger flotter Spaziergang ist eine gute Vorbereitung. Der Körper kann über die Haut zudem Säuren an den leicht alkalischen Lehm abgeben und entgiften. Durch das Gewicht des Lehms zentralisiert das Blut in die inneren Organe. Das verbessert den Stoffwechsel in diesen und aktiviert die Ausscheidungsfunktion des Körpers (Nierenfunktion, Anregung des Lymphflusses und Verdauung). Zum Ende des Lehmbads steht man auf und schabt sich noch in der Grube den Lehmbrei vom Körper ab. Bei milder Witterung lässt man den auf der Haut verbleibenden dünnen Lehmfilm im Luftbadepark durch das Sonnenlicht antrocknen und reibt ihn dann mit den Händen ab. Dann säubert man den Körper gründlich mit kühlem Wasser. Wenn der Lehm auf der Haut antrocknet, steigert sich die Durchblutung der oberflächlichen Gefäße intensiv. Das erkennt man an einer Hautrötung. Im direkten Anschluss an das Lehmbad sollte keine Wärmanwendung, Sauna oder heißes Duschen erfolgen, um die Wirkung nicht zu beeinträchtigen. Ratsam ist moderate körperliche Bewegung oder Nachruhen.

Indikationen für ein Lehmbad sind:

  • Gelenk- und Wirbelsäulenerkrankungen (zum Beispiel Arthrosen, degenerative Wirbelsäulenerkrankungen)

  • rheumatische Erkrankungen (zum Beispiel chronische Polyarthritis)

  • Infektanfälligkeit

  • Venenerkrankungen

  • Erschöpfungszustände

  • gynäkologische Beschwerden/Wechseljahresbeschwerden

  • Krankheiten des Verdauungstraktes

  • Vegetative Störungen

Varianten: Lehmtret- und -handbad

Alternativ zum Lehmbad gibt es das sogenannte Lehmtretbad, auch unabhängig vom Lehmhalbbad. Hierbei taucht man die Beine bis unterhalb der Knie in den Lehmbrei ein. Ähnlich dem Kneippschen Wassertreten hebt man abwechselnd langsam ein Bein an und senkt es in einer Tretbewegung wieder nach unten. Das führt man langsam 10–15 min lang durch. Für Lehmtretbäder eignen sich die für Lehmhalbbäder vorgesehenen Gruben oder spezielle kleinere, quadratisch angelegten Bodenvertiefungen. Der therapeutische Effekt entsteht neben der thermischen Wirkung des kühlen Lehmbreis vor allem durch den Wechsel der Kompression. Beim Eintauchen löst die hohe Viskosität des Lehms eine Vasokonstriktion aus. Hebt man das Bein aus der Lehmmasse, erweitern sich die Gefäße wieder. Diese Anwendung hat sich bei peripheren Durchblutungsstörungen, Varikosis, statischen Fußbeschwerden, Lymphstauungen und zur Mobilisation der Zehen-, Fuß-, Knöchel-, Knie- und Hüftgelenke bewährt.

Das Lehmhandbad ist eine Lehmteilanwendung, bei der man die Hände bis zu den Handgelenken in ein Gefäß mit eingeschlammtem Lehm eintaucht. Man knetet dann mit den Händen den Lehmbrei durch und zerkleinert dabei kleinere Erdklümpchen. Diese Anwendung stärkt die Handmuskulatur. Das Lehmhandbad dauert 15–30 min und kann gut zu Hause durchgeführt werden. Indikationen dieser Anwendung sind chronische Polyarthritis, Rhizarthrose, Polyarthrose der Fingergelenke, Zustand nach Radiusfraktur oder Morbus Sudeck.

Lokale Anwendung: Lehmpackungen

Wenn für eine Person

  • das Lehmbad einen zu großen Reiz darstellt (zum Beispiel geschwächte und sehr erschöpfte Menschen),

  • das Aussteigen aus dem Lehmbad zu beschwerlich ist oder

  • nur bestimmte Körperstellen behandelt werden sollen,

sind Lehmpackungen eine Alternative zum Lehmbad. Man kann die Temperatur, Packungsgröße und Anwendungsart der Lehmpackungen individuell dosieren. So kann man sie gezielt bei Beschwerden und Erkrankungen umschriebener Körperregionen anwenden, zum Beispiel an einzelnen Gelenken oder Wirbelsäulenabschnitten. Im Rahmen einer Felke-Kur verabreicht man die Lehmpackungen in der Regel 4- bis 6-mal pro Woche. Erst mit einer seriellen Abfolge erreicht man den gewünschten therapeutischen Effekt. Durch die Applikationsart hat man die Möglichkeit, das Blut auf das gestörte Gebiet im Sinne einer Hyperämie zu lenken oder es auszuleiten. Der Effekt ist bei kühlem Lehm lokal entzündungshemmend als auch ableitend und bei warmem Lehm durchblutungsfördernd sowie krampflösend. Letzteres ist bei akuten Entzündungen oft erwünscht. Der trockene Lehm wird wie beim Lehmbad mit Wasser eingeschlammt. Dieser Lehmbrei wird dann mindestens 2 cm dick je nach Indikation kalt (bis 20 °C) oder warm (37–42 °C) direkt auf die Haut über den zu behandelnden Bereichen aufgebracht. Man deckt die Stelle mit zwei luftdurchlässigen Leintüchern ab. Als äußerer Abschluss dient ein Wolltuch. Über die Head-Zonen können die Anwendungen konsensuell in tieferen Regionen wirken. Die Dauer der Lehmpackungen beträgt je nach Indikation und Konstitution 20– 60 min.

Die körpereigene Wärmeproduktion (Thermoregulation) sollte ausreichen, um den Lehm nach 60 min zu trocknen. Durch das Antrocknen nimmt die Vasokonstriktion der oberen Hautgefäße zu. Dadurch verschiebt sich das Blut in tiefere Gewebsschichten und innere Organe.

Indikationen für kalte Lehmpackungen sind:

  • entzündliche Gelenkbeschwerden (zum Beispiel chronische Polyarthritis)

  • aktivierte Arthrosen

  • Arthritis

  • Venenerkrankungen (Varikosis, Thrombophlebitis)

  • akute Traumata (Prellungen, Stauchungen, Hämatome)

  • Schwellungszustände nach Operationen

  • Gelenkergüsse

  • degenerative Gelenkbeschwerden (Arthrosen)

  • Tennis-/Golfer-Ellenbogen

  • Sehnenscheidenentzündungen

Indikationen für warme Lehmpackungen sind:

  • Wirbelsäulensyndrome

  • Muskelspannungsstörungen

  • Reizdarmbeschwerden

  • Erschöpfungszustände

  • Asthenie

  • gestörte Thermoregulation

  • degenerative Gelenkbeschwerden (Arthrosen)

Lehmbehandlung bei Gonarthrose

Anamnese

74-jähriger Patient leidet an aktivierter Gonarthrose am rechten Knie, seit sechs Wochen mit Gelenkerguss, lokaler Überwärmung und Bewegungsschmerz. Vom Orthopäden erfolgte drei Wochen zuvor eine Gelenkpunktion und zusätzlich eine Injektionstherapie (vermutlich mit Hyaluronsäure) ohne Beschwerdebesserung. Vor zwei Jahren wurde eine arthroskopische Gelenktoilette (Gelenksäuberung) am rechten Knie durchgeführt. Akut besteht kein Trauma.

Behandlung

Zunächst verordne ich ihm täglich kühle Lehmpackungen auf beide Kniegelenke über 7 Tage. Nachdem sich die Symptome bessern, wechselt der Patient auf 1- bis 2-mal tgl. Lehmbäder über weitere 10 Tage. Dadurch bessern sich die Beschwerden deutlich, der Kniegelenkserguss ist rückläufig. Nach dem Kurklinikaufenthalt empfehle ich dem Patienten, in Eigenregie Lehmpackungen am Knie mit angerührtem trockenen Lehm über weitere 2 Wochen fortzuführen.

Lehmpackungen auch zu Hause

Kleinere Lehmpackungen können Patienten auch zu Hause durchführen. Man kann zur äußerlichen Anwendung Heilerde/ Lösserde (Fa. Luvos) oder Lehm direkt aus natürlicher Quelle verwenden. Letzteres setzt regionale Lehmvorkommen voraus, oder man erhält Lehm aus einer entsprechenden Kurklinik. Der Lehm muss mindestens einen Meter unterhalb der Erdoberfläche gegraben werden und sollte keine oder nur wenige Steine enthalten, die man dann heraussiebt. Je nach Indikation rührt man den Lehm mit kaltem oder heißem Wasser zu einem zähflüssigen Brei an. Dieser wird dann auf die entsprechende Körperpartie (zum Beispiel Knie-, Hand-, Finger- oder Ellenbogengelenke) aufgetragen (mindestens 2 cm dick). Die Schicht deckt man mit Leintüchern oder alten Baumwollhandtüchern ab und lässt sie einwirken (20–90 min). Der benutzte Lehm kann mindestens dreimal wiederverwendet werden. Um einen therapeutischen Effekt zu erzielen, sollte immer eine Serie von 10–20 Lehmpackungen an aufeinanderfolgenden Tagen durchgeführt werden.

Orient trifft auf Felke: das Lehm-Serailbad

Das Lehm-Serailbad folgt einem antiken orientalischen Pflegezeremoniell. Es ist eine Heilerde-Ganzkörpertherapie in einer kleinen Dampfsauna (Serailbad), also eine warme Lehmanwendung. Zu Beginn wird der ganze Körper dünn mit Naturlehm eingesalbt. Im 40–45 °C warmen Serailbad trocknet der Lehm zunächst an der Haut an. Dabei kann der Körper durch Kapillarkräfte über die Haut entgiften und überschüssige Säuren abgeben. Die Haut wird durch den Trocknungsvorgang gestrafft. Nach 15 min füllt sich der Raum mit duftendem Kräuterdampf, der die Luftfeuchtigkeit erhöht und den Lehm wieder anfeuchtet. Nun kann man den Lehm mit kreisenden Bewegungen einmassieren, was ein aktivierendes Peeling bewirkt. Danach wäscht man den Lehm unter Wasser ab. Die Haut ist aufnahmebereit für Pflegeöle, die das Serailbad abschließen. Das Lehm-Serailbad eignet sich zur Ausleitung und Entsäuerung über die Haut. Die mechanischphysikalische Wirkung des Lehms (hohe spezifische Dichte) kommt im Serailbad nicht zum Tragen. Für Menschen mit gestörter Temperaturregulation ist das Lehm-Serailbad eine sehr hilfreiche Anwendungsform. Im Gegensatz zu anderen Lehmanwendungen zeigt es seine Wirkung auch bei weniger als fünf Tagen Kuraufenthalt.

Lehm für Therapie und Prävention

Die Felke-Kur mit ihren charakteristischen Lehmanwendungen ist ein ganzheitliches Therapiekonzept, das bei vielen chronischen und zivilisatorischen Erkrankungen gute Erfolge zeigt. Eine Reihe von wissenschaftlichen Untersuchungen zur Felke-Kur hat die Stärkung des Immunsystems gezeigt oder die Absenkung von Risikoparametern wie Leber-, Cholesterin- oder Harnsäurewerte. Gleichzeitig eignet sie sich zur Prävention und allgemeinen Stärkung.

Dr. med. Matthias Menschel
Allgemeinarzt, Badearzt und Arzt für Naturheilverfahren

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