Haut und ErnährungWie kann Ernährung bei Hautproblemen helfen?

Lassen sich Hautprobleme wegessen? Wie so oft ist es nicht ganz so einfach. Johanna Zielinski zeigt wichtige Stellschrauben. 

Teller mit pflanzlichen Nahrungsmitteln
M. Bergmann/Thieme

Pflanzliche Nahrungsmittel enthalten reichlich Ballaststoffe. Sie unterstützen ein gesundes Darm-Mikrobiom und können so Entzündungen hemmen.

Lange Zeit wurden dermatologische Erkrankungen nicht mit der Ernährung assoziiert. Aktuelle Studien zeichnen jedoch ein anderes Bild: Sie zeigen deutliche Zusammenhänge zwischen Ernährungsgewohnheiten und Hautproblemen. Randomisierte kontrollierte Studien zu Ernährungsinterventionen bei Hauterkrankungen sind zwar noch rar. Für Akne und Psoriasis liegen jedoch schon gut belegte Ergebnisse vor. Hier können Ernährungsinterventionen den Erkrankungsverlauf positiv beeinflussen.

Hauterkrankungen können auch mit systemischen Erkrankungen zusammenhängen. Auch dabei kann sich eine Ernährungsumstellung positiv auf mögliche gesundheitliche Folgen auswirken. Und Ernährung wirkt auch präventiv  – etwa bei Hautkrebs oder Hautalterung. Unsere Nahrung stellt demnach eine nicht unerhebliche Stellschraube für die Hautgesundheit dar. 

Darm-Haut-Achse

Neue Erkenntnisse zum Darm-Mikrobiom zeigen: Unsere Nahrung beeinflusst auch unsere Darmbewohner und damit auch das Haut-Mikrobiom. Ist das Darm-Mikrobiom außer Balance, äußert sich das z.B. durch gastrointestinale Beschwerden bei Rosazea-Betroffenen. Bei Akne zeigen sich positive Effekte von Omega-3-Fettsäuren und Probiotika auf das Hautbild. Bei entzündlichen Gesichtsdermatosen wie Akne oder Rosazea existieren bereits ernährungsmedizinische Empfehlungen zur Besserung des Hautbilds.

Ein ausbalanciertes Darm-Mikrobiom wirkt entzündungshemmend und kann so vor Krankheiten schützen.

Die gesundheitsförderlichen Darm-Bakterien profitieren von

  • ballaststoffreicher Ernährung (Gemüse, Obst, Vollkorn),
  • der Aufnahme von Probiotika (u.a. fermentiertes Gemüse) und Präbiotika (z.B. Zwiebeln).

Welche Lebensmittel verursachen Hauprobleme? 

Durch Meiden bestimmter Lebensmittel, kann man der Ursache von Hautproblemen auf die Spur kommen. Werden beispielsweise Milchprodukte oder Zucker gemieden, kann sich das positiv auf das individuelle Hautbild auswirken. Studien zeigen z.B., dass beim Verzehr von Milch- und Milchprodukten Enzyme aktiviert werden, die die Talgdrüsen zur Fettproduktion anregen. Die Haut kann dadurch zu Unreinheiten neigen.

Eine Auslass-Diät kann hier wichtige Hinweise geben. Dabei wird der vermutete Auslöser der Hautprobleme über mehrere Monate aus dem Speiseplan entfernt. Und danach Schritt für Schritt einzeln wieder aufgenommen. Ein Ernährungs- und Symptomprotokoll hält die wichtigsten Ergebnisse und Veränderungen fest. 

Ausreichend Flüssigkeit

Genügend Flüssigkeitsaufnahme ist überaus wichtig für unseren Körper und insbesondere für die Haut. Wird zu wenig getrunken, leidet z.B. die Elastizität. Wasser und ungesüßte Tees sind als Getränke empfehlenswert. Darunter der Brennnessel- und Löwenzahntee bzw. deren Heilpflanzensäfte.

Auch der grüne Tee mit den reichlich enthaltenen Polyphenolen sowie entsprechende Extrakte stehen bei dermatologischen Erkrankungen im Fokus. Hier besteht noch Forschungsbedarf. Allerdings zeigen aktuelle Studien bereits positive Wirkungen bei der Therapie von chronischen, infektiösen und entzündlichen Hautbildern. Auch im Hinblick auf die Prävention von Hautkrebs und Hautalterung gibt es erste Hinweise. 

Antientzündliche Ernährung   

Ist die Haut entzündet, kann eine antientzündliche Ernährung unterstützend wirken. Verzehrt werden hauptsächlich:

  • Gemüse und Obst (möglichst zuckerarm),
  • hochwertige essenzielle Pflanzenöle und
  • fettreicher Fisch.

Generell gilt: Abwechslungsreich essen, um die ganze Bandbreite an Nährstoffen aufzunehmen.

Omega-3-Fettsäuren

Studien zeigen, dass Omega-3-Fettsäuren das Hautbild positiv beeinflussen können und entzündungshemmend wirken. Neben fetten Meeresfischen (Lachs, Hering, Makrele), finden sich die wertvollen Öle z.B. auch in Nüssen, Samen und Leinöl.

Antioxidantien

Die Aufnahme von Antioxidantien wie Vitamin C und sekundäre Pflanzenstoffe kann die Haut vor schädlichen Umwelteinflüssen schützen. Sie finden sich reichlich z.B. in Obst (Beeren) und Gemüse. Auch Gewürze und Kräuter wie Zimt, Kurkuma, Oregano oder Ingwer wirken entzündungshemmend.

Schweinefleisch und Milchprodukte

Bei Akne wird empfohlen, Schweinefleisch zu meiden, da es höhere Mengen an der entzündungsfördernden Arachidonsäure enthält.

Werden Milchprodukte gemieden, empfiehlt es sich, den Kalziumbedarf über kalziumreiche Mineralwässer und Gemüsesorten wie Brokkoli zu decken.

Bauchfett fördert Entzündungen

Überschüssige Pfunde, d.h. Bauchfett, fördern Entzündungen. Adipositas erhöht z.B. das Risiko für die Entwicklung der entzündlichen Hauterkrankung Psoriasis. Hier hilft bereits eine Ernährungsumstellung, bei der gesättigte Fettsäuren weitgehend vermieden werden. Studien zeigen, dass so auch die allgemeinen Entzündungswerte im Körper sinken. Dies könnte ein hilfreicher Ansatz für weitere, ähnliche Krankheitsbilder sein. Weshalb Übergewicht den Krankheitsverlauf von Psoriasis verschlimmert, ist allerdings bislang nicht erforscht.  

Gibt es die richtige Diät?

Im Hinblick auf ihre möglichen Auswirkungen auf die Haut werden derzeit verschiedene Diätformen untersucht. Dazu gehören:

Low-FOODMAP-Diät

Bei der Low-FOODMAP-Diät wird auf kurzkettige Kohlenhydrate und Zuckeralkohole verzichtet, die im Dickdarm von den Darmbakterien fermentiert werden und das Mikrobiom verändern. Diese Diät zeigt bei der Therapie des Reizdarmsyndroms bereits Erfolge, potenziell kann sie auch Auswirkungen bei entzündlichen Hauterkrankungen haben.

Noch wird untersucht, ob diese Diät generell und langfristig die Hautgesundheit durch die Wirkung auf die Darm-Haut-Achse fördern kann.

Ketogene Diät

Die ketogene Diät verringert u.a. die Sekretion von Insulin (Normalisierung) und damit auch die Zirkulation von Androgenen. Besonders im Hinblick auf Akne vulgaris scheint diese Diät-Form die Androgen-induzierte Talgproduktion auszubremsen. Die Keto-Diät könnte dadurch auch bei weiteren hormonabhängigen Hauterkrankungen hilfreich sein, die mit einer Hyperinsulinämie und Hyperglykämie einhergehen (u.a. diabetische Dermopathie).

Die Diät wird zur Gewichtsreduktion eingesetzt. Dies kann sich wiederum positiv auf die mit Adipositas assoziierten Hauterkrankungen wie Psoriasis, Hidradenitis suppurativa und androgenetischer Alopezie auswirken. Da die Zusammensetzung der Lebensmittel innerhalb der Keto-Diät stark variiert, sind die entzündungshemmenden Wirkungen nicht immer eindeutig nachzuweisen.

Generell scheint die Diät aufgrund ihrer entzündungshemmenden und antioxidativen Eigenschaften eine wirksame Zusatzbehandlung für bestimmte Patientengruppen darzustellen.

Glutenfreie Diät

Für die glutenfreie Diät haben sich positive Wirkungen bei Psoriasis-Patienten gezeigt, bei denen serologische Befunde für eine Zöliakie vorliegen. Psoriasis-Betroffene scheinen laut Studien generell ein erhöhtes Risiko für das Auftreten einer Zöliakie zu haben. Das Weglassen von Gluten und Nachtschattengewächsen kann bei Psoriasis den Hautzustand deutlich verbessern.

Weitere Hauterkrankungen wie Sarkoidose, Vitiligo und Dermatomyositis scheinen auch von der glutenfreien Diät zu profitieren. Vor Empfehlung einer Ernährungsintervention empfiehlt es sich vorab auf Zöliakie zu testen.

Histaminarme Diät

Die histaminarme Diät scheint bei der Behandlung von atopischer Dermatitis und chronischer spontaner Urtikaria vielversprechend zu sein. Vor allem wenn negative Nahrungsmittelallergietests vorliegen und sich die Symptome bei den Betroffenen nach der Aufnahme von histaminreichen Lebensmitteln verstärken.

Mittelmeer-Diät

Die Mittelmeer-Diät wird derzeit als eine der gesundheitsförderlichsten Ernährungsweisen empfohlen. Große Studien zeigen die Wirksamkeit in punkto Gewichtsabnahme, Verbesserung der Insulinsensitivität und der Reduzierung von Entzündungsparametern. Jedoch ist die Bandbreite der Nahrungsmittel auch hier vielfältig und nicht eindeutig definiert.

Generell liegt der Fokus auf einem hohen Verzehr von Gemüse und Obst, aromatischen Kräutern und Gewürzen, Olivenöl, Nüssen und Fisch. Milchprodukte, Eier und rotes Fleisch werden hingegen nur in geringem Maße verzehrt. Diese Form der Ernährung ist reich an Antioxidantien, einfach und mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Bei Psoriasis-Betroffenen zeigen Beobachtungsstudien positive Wirkungen auf das Hautbild.

Whole-Food-Plantbased-Kost

Die Whole-Food-Plantbased-Kost (WFPB) setzt den Fokus auf Vollwertkost auf pflanzlicher Basis. Hier wird auf tierische Produkte verzichtet und die Lebensmittel werden in ihrer natürlichen Form verzehrt. Diese Diät ähnelt der veganen Ernährung. Wichtig ist jedoch der Verzicht auf hochraffinierte Kohlenhydrate und verarbeitete Lebensmittel. Studien zeigen, dass diese Ernährungsform bei Adipositas und dem metabolischen Syndrom positive Wirkungen erzielt. So wird z.B. die antioxidative Kapazität der Zellen erhöht und die Telomere verlängert. Dies kann u.a. dazu beitragen, der beschleunigten Hautalterung vorzubeugen, sowie der verringerten Elastizität und Feuchtigkeitsversorgung und der verminderten Vitamin-D-Synthese. Noch fehlen weitere Daten, um diese Ernährungsform im dermatologischen Bereich einzusetzen.

Plant-Based-Diät

Die Plant-Based- Diät, die pflanzenbasierte Diät, beinhaltet alle Diäten, die auf pflanzlichen Lebensmitteln beruhen. Wobei tierische Produkte nur begrenzt eingesetzt oder komplett gemieden werden. Gleiches gilt für verarbeitete Lebensmittel. Diese Diät-Formen zeigen in Studien positive Auswirkungen auf entzündliche Hauterkrankungen. Die Darm-Haut-Achse spielt auch hier eine wichtige Rolle. Positive Wirkungen zeigen sich wiederum durch eine verringerte Hautalterung, einer Verbesserung der Hautfestigkeit, sowie eine geringere Hautpigmentierung. Auch bei Hauterkrankungen wie Psoriais, der atopischen Dermatitis und Akne scheint dieser Ernährungsstil positive Wirkungen zu entfalten. Weitere Studien sind nötig, um die Effekte von pflanzlicher Ernährung und funktionellen Lebensmitteln zu klären.

Paleo-Diät

Die Paleo-Diät orientiert sich an der Ernährung unserer Vorfahren. Sie ist ähnlich wie die Mittelmeerdiät aufgebaut, tabu sind jedoch Getreide, Milch- und Milchprodukte, Hülsenfrüchte sowie Nachtschattengewächse. Auch hier wird auf stark verarbeitete Lebensmittel verzichtet. Bisher fehlen ebenso valide Daten, die einen Einsatz bei Hauterkrankungen befürworten würden. Studien zeigen jedoch, dass Paleo zur Gewichtsreduzierung und zur Verbesserung der Insulinsensitivität geeignet ist. Womöglich kann diese Diät zur Behandlung von Hautproblemen im Zusammenhang mit Adipositas und Stoffwechselerkrankungen künftig eine hilfreiche Ergänzung sein.

Fazit

Die Ernährung im Zusammenhang mit Hauterkrankungen ist ein spannendes Forschungsfeld. Vielversprechende Ansätze, Diät-Formen und Therapien werden diskutiert und teilweise bereits praktiziert. Wichtig ist auch hier die Personalisierung von Ernährungsempfehlungen – welche die persönlichen Vorlieben und Überzeugungen der Betroffenen miteinschließt.

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Saalbach A, Seitz A-T, Kohlmann J et al. Modulation of Dietary Fatty Acids in an Open-Label Study Improves Psoriasis and Dampens the Inflammatory Activation Status. Nutrients 2023; https://doi.org/10.3390/nu15071698

Schmid D et al. Beurteilung der Veränderung der Hautbeschaffenheit durch die Heilpflanzensäfte Brennnessel und Löwenzahn. Aktuelle Dermatologie 2001; https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/html/10.1055/s-2001-10727

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Johanna Zielinski ist Diplom-Ökotrophologin (Ernährungswissenschaften) und absolviert derzeit eine Weiterbildung im Bereich Psychologie. Journalistische Stationen erfolgten beim WDR sowie einem privaten Radiosender. Sie ist als Ernährungsberaterin sowie als freie Autorin und Sprecherin tätig.

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