Respiratory-Syncytial-VirusMedizinverbände empfehlen Impfung gegen RSV-Virus

Insbesondere Über-60-Jährigen mit Vorerkrankungen wird die Impfung gegen das Respiratory-Syncytial-Virus empfohlen.

3 2-ml-Spritzen auf türkisem Hintergrund
K. Oborny/Thieme

Expert*innen von 11 medizinischen Fachgesellschaften haben ein Positionspapier veröffentlicht. Darin rufen sie insbesondere Über-60-Jährige mit Vorerkrankungen auf, sich gegen das Respiratory Syncytial-Virus (RSV) impfen zu lassen. In dem Positionspapier heißt es:

„RSV-Infektionen gefährden nicht nur Neugeborene, Säuglinge und Kleinkinder, sondern können auch bei älteren und vorerkrankten Erwachsenen schwere Krankheitsverläufe und Komplikationen von vorbestehenden Erkrankungen auslösen.“

Erstmals überhaupt sind nun zwei Impfstoffe gegen das RS-Virus in der Europäischen Union zugelassen worden. Die konkrete Empfehlung lautet: „Insbesondere Erwachsene mit deutlich eingeschränkter Immunabwehr oder schweren Lungen- sowie Herz-Kreislauf-Vorerkrankungen empfehlen wir eine Impfung“, sagt Co-Autor Prof. Wolfram Windisch von der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin.

Vor allem in den Wintermonaten treten RSV-Infektionen gehäuft auf. „In den Kliniken beobachten wir eine vergleichbare Krankheitslast und Sterberate wie bei Lungenentzündungen nach Influenza- oder Pneumokokken-Infektionen. Besonders gefährdet sind auch Menschen mit bösartigen Blutkrebserkrankungen wie Leukämie oder Multiples Myelom“, erklärt Prof. Martin Witzenrath von der Klinik für Pneumologie, Beatmungsmedizin und Intensivmedizin an der Charité Berlin. Er warnt zudem vor dem Risiko schwerer Folgeerkrankungen, die durch eine RSV-Infektion ausgelöst werden können.

RSV-Erkrankungen oftmals unerkannt

Eine aktuelle Studie zeigt auf, dass insbesondere nach den ersten Wellen der COVID-19-Pandemie RSV-Erkrankungen wesentlich häufiger vorkommen. „Diese Erkrankungen sind aber nicht neu und waren schon vor COVID-19 häufig. Allerdings ist der Nachweis durch eine zusätzliche Laboruntersuchung aufwendig“, sagt Witzenrath. Daher werde beim Hausarzt nur selten eine entsprechende Untersuchung in die Wege geleitet. Einen ausreichend sensitiven Schnelltest für Praxen gäbe es bisher nicht. Aus diesem Grund sei auch der Anteil unbekannter Virusinfektionen in der Bevölkerung recht hoch. Demnach könne eine RSV-Erkrankung zugrunde liegen, die in der klinischen Krankenhaus-Routine oft unerkannt bleibe.

Kostenübernahme prüfen lassen

Die European Medicines Agency (EMA) hat in diesem Jahr erstmals zwei Impfstoffe für die EU zugelassen, die bereits in Apotheken erhältlich sind. Da die Ständige Impfkommission (STIKO) noch keine entsprechende Empfehlung für Deutschland ausgesprochen hat, sind die Kosten in der Regel privat zu tragen. Eine Kostenübernahme kann aber auch individuell bei der zuständigen Krankenkasse beantragt werden. Grundsätzlich gelte immer, erst das Beratungsgespräch mit dem eigenen Hausarzt zu suchen.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin