Schlafstörungen"Anspannung ist der Feind des Schlafs"

Wann sind Schlafstörungen behandlungsbedürftig? Schlafmediziner*innen klärten am Aktionstag auf und gaben Tipps zur Schlafhygiene. 

Nachthimmel mit Vollmond und Schäfchen; Schäfchenzählen
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"Alle unsere Körperrhythmen sind an den Nachtschlaf gekoppelt", berichteten Schlafexpert*innen.

In der Schlafmedizin werden mehr als 50 Schlafstörungen unterschieden. Dazu zählen nicht nur die häufig darunter verstandenen Ein- und Durchschlafstörungen, es gehören dazu auch die schlafbezogenen Atmungsstörungen, schlafbezogenen Bewegungsstörungen, das Schlafwandeln und auch der nicht erholsame Schlaf. Alle diese Erkrankungen sollten, wenn sie länger als drei Monate anhalten, ärztlich oder schlafmedizinisch abgeklärt und behandelt werden.

"Schlaf ist das wichtigste Regenerations- und Reparaturprogramm des Körpers", erklärte Schlaf-Experte Dr. Hans-Günter Weeß.

Auf einer Pressekonferenz haben Expert*innen der Deutschen Gesellschaft für Schlafmedizin über die wichtigsten Schlafstörungen und deren Behandlungsmöglichkeiten informiert und auch ein paar Alltagstipps gegeben, was jeder selbst tun kann.

Wir verbringen 1/3 unseres Lebens mit Schlaf, berichtete Dr. Anna Heidbreder. Schlaf hat eine erhebliche Bedeutung für die Gesundheit: Während des Schlafens laufen wichtige Regenerations- und Reparaturprogramme im Körper ab. Zudem kann ein gestörter Schlaf ein Frühmarker für eine Erkrankung sein. Trotzdem genießen Kurzschläfer*innen ein hohes gesellschaftliches Ansehen.

Die wichtigsten Schlafstörungen 

Ein- und Durchschlafstörungen (Insomnien)

Ca. 10% der Bevölkerung sind von einer behandlungsbedürftigen Insomnie betroffen.

  • Charakteristisch sind Ein- und/oder Durchschlafstörungen sowie Früherwachen, welche zu einer relevanten Beeinträchtigung am Tage führen.
  • Betroffene fühlen sich durch das mangelnde Schlafvermögen in ihren Alltagsfunktionen belastet und können diese nicht mehr in dem erwünschten Ausmaß bewältigen.
  • Häufig äußern sich die Tagessymptome in einer geistigen und körperlichen Erschöpfung, in einer reduzierten Belastbarkeit und einer Verschlechterung im psychischen Befinden.

Schlafbezogene Atmungsstörungen (obstruktive Schlafapnoe)

Die Schlafapnoe gehört nach den Insomnien zu den häufigsten Erkrankungen des Schlafes.

  • Charakteristisch ist ein nächtliches Schnarchen mit Atmungspausen im Schlaf.
  • Durch die wiederkehrenden Atmungspausen kommt es zu einer Verminderung der Schlaferholsamkeit mit Aufmerksamkeits- und Gedächtnisstörungen sowie Schläfrigkeit mit möglicher Einschlafneigung am Tage.

Von einer behandlungsbedürftigen Schlafapnoe sind mindestens 15% der Bevölkerung betroffen. Da eine unbehandelte Schlafapnoe auch das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie z.B. Bluthochdruck, Herzinfarkt und Herzinsuffizienz erhöht, sollte diese frühzeitig erkannt und behandelt werden.

Parasomnien (Schlafwandeln und REM-Schlafverhaltensstörung)

Kinder sind sehr häufig von Schlafwandeln betroffen. Man nimmt an, dass bis zu 15% der Kinder zumindest einmal im Leben schlafwandeln. Auch wenn die Schlafwandelepisoden für die Eltern oft sehr erschreckend und belastend sind, verschwinden diese in der Regel spontan und sind im medizinischen Sinne harmlos. Um Eigen- oder Fremdgefährdungen infolge des Schlafwandelns zu vermeiden sind geeignete Sicherheitsvorkehrungen für die Betroffenen zu empfehlen.

Sind Erwachsene vom Schlafwandeln betroffen, sollte eine neurologische oder schlafmedizinische Abklärung erfolgen, da sich dahinter auch andere neurologische Erkrankungen verbergen könnten.

Bei der REM-Verhaltensstörung agieren Betroffene im Schlaf Ihre Träume aus. Um sich schlagen, boxen und treten sind typische Verhaltensweisen. Auch bei dieser Form der Parasomnie besteht eine erhöhte Selbst- und Fremdverletzungsrisiko. Die REM-Verhaltensstörung kann außerdem ein Vorläufer von neurodegenerativen Erkrankungen, wie der Parkinson-Erkrankung, sein. Aus diesem Grunde sollten derartige Verhaltensauffälligkeiten im Schlaf nicht bagatellisiert werden, sondern weiter ärztlich abgeklärt werden.

Erkrankungen mit exzessiv gesteigerter Tagesschläfrigkeit (Narkolepsie)

Es gibt Menschen, die trotz eines regelmäßigen und zeitlich ausreichenden Schlafes einen nicht erholsamen Nachtschlaf erleben. Betroffene sind so schläfrig, dass sie auch am Tag in gefährlichen Situationen, z.B. während des Autofahrens, einschlafen.

Bei der Narkolepsie handelt es sich um eine sehr seltene Erkrankung, die aber u.a. die oben aufgeführten Symptome mit Einschlafneigung in potenziell gefährlichen Alltagssituationen verursachen kann. Bei dieser Erkrankung kommen noch weitere Symptome hinzu, wie z.B. Kataplexien, bei denen es zu einer emotionsgetriggerten Muskelschwäche, häufig im Bereich des Gesichtes, des Nackens und gelegentlich der gesamten Muskulatur, kommen kann. Emotionen, die eine solche Kataplexie auslösen sind starke Gefühle, wie z.B. Lachen, Freude und Stolz.

Wer benötigt professionelle Hilfe?

Schlafstörungen und ein nicht erholsamer Nachtschlaf sind ernstzunehmende Symptome und Erkrankungen, die einer weiterführenden Diagnostik und ggf. Therapie bedürfen. Nicht behandelte Schlafstörungen führen sowohl bei den Insomnien als auch bei den schlafbezogenen Atmungsstörungen zu einem erhöhten Risiko weiterführender Erkrankungen oder können begleitende Erkrankungen verschlechtern. Manche Schlafstörungen können sogar ein Frühsymptom anderer Erkrankungen sein.

Heidbreder erklärte, halten die Schlafstörungen über einen Zeitraum von 3 Monaten an, sollte professionelle Hilfe gesucht werden, bei Ärzt*innen, Somnolog*innen oder Psychotherapeut*innen. Von Schlafcoaches raten die DGSM-Experten ab, da dies kein rechtlich geschützter Begriff sei und die Qualifikation oft fehle.

Alltagstipps für besseren Schlaf

"Anspannung ist der Feind des Schlafs", sagt Dr. Hans-Günther Weeß. Entspannt ins Bett zu gehen sei demnach wichtig. Ebenso aber auch, die biologischen Rhythmen möglichst zu beachten. Die Expert*innen empfehlen:

  • Den Tag im Hellen, die Nacht im Dunkeln verbringen.
  • Entspannung  am Abend.
  • Schlafrituale schaffen.
  • Bewusstes Grübeln vor dem Schlafengehen, um dem Grübeldruck im Bett zu entgehen.
  • Licht vermeiden. Bildschirme wie Handy oder Fernseher ausschalten.

Quelle: Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Schlafmedizin/Ni

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