Multiple SkleroseWie beeinflusst Adipositas die Behinderung bei Multipler Sklerose?

Neue Studienergebnisse deuten darauf hin, dass Adipositas den Krankheitsverlauf von Multipler Sklerose negativ beeinflusst. Adipositas ist ein modifizierbarer Risikofaktor.

Klemmbrett mit einem Informationsblatt zu Multipler Sklerose. Darüber liegen Medikamente, Spritzen und ein Stethoskop.
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Im Verlauf der Studie zeigte sich, dass der Behinderungsgrad bei adipösen Patient*innen langfristig signifikant höher war als bei nicht-adipösen Patient*innen.

Starkes Übergewicht (=Adipositas) erhöht das Risiko, an Multipler Sklerose (MS) zu erkranken. Bisher war jedoch wenig darüber bekannt, welchen Einfluss Adipositas und der Body Mass Index (BMI) auf den Krankheitsverlauf einer MS haben. Dies wurde nun in einer nationalen Langzeitstudie von Mitglieder*innen des Krankheitsbezogenen Kompetenznetzes Multiple Sklerose (KKNMS) untersucht. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass Adipositas bei neu diagnostizierten Patient*innen einen negativen Effekt auf MS-bedingte Behinderung hat.

Ein hoher BMI während der Kindheit und der Pubertät erhöht das Risiko, später an MS zu erkranken. Welche Auswirkungen der BMI und Adipositas auf den Krankheitsverlauf bei MS-Betroffenen haben, ist bislang jedoch nur unvollständig verstanden.Diese Zusammenhänge wurden in einer auf sechs Jahre angelegten Langzeitstudie von Lutfullin und Team retrospektiv untersucht. Für die Bewertung des Krankheitsverlaufes unter Einbeziehung des BMI wurden verschiedene Faktoren berücksichtigt, wie Zunahme der MS-bedingten Beeinträchtigung und Behinderung – gemessen mit Hilfe des ‚Expanded Disability Status Score‘ (EDSS). Insgesamt wurden Daten von 1.066 Patient*innen ausgewertet.

Adipositas (BMI ≥ 30) war zum Zeitpunkt der Diagnosestellung mit einem höheren Grad an MS-bedingter Beeinträchtigung assoziiert. Dieser Zusammenhang blieb auch im weiteren Verlauf der Studie bestehen: Der Behinderungsgrad (EDSS-Wert) adipöser Patient*innen war langfristig signifikant höher als bei nicht-adipösen Patient*innen. Adipöse Patient*innen hatten ein mehr als doppelt so hohes Risiko innerhalb von 6 Jahren einen EDSS-Wert von 3, der eine mäßiggradige MS-bedingte Behinderung anzeigt, zu erreichen und erreichten diesen Wert signifikant früher als nicht-adipöse Patient*innen. Interessanterweise konnte dies jedoch nur für Adipositas, nicht aber für Übergewicht (BMI 25 – 29.9) festgestellt werden.

„Die Daten unserer Beobachtungsstudie können zwar eine Assoziation, aber keinen ursächlichen Zusammenhang zwischen Adipositas und einem weniger günstigen Verlauf der MS belegen“, so Prof. Jan Lünemann, Leiter der Studie. „Adipositas ist jedoch ein grundsätzlich modifizierbarer Risikofaktor. Folgestudien sollen nun potentielle Mechanismen für die beobachtete Assoziation klären und den Effekt einer Gewichtsnormalisierung auf den Verlauf der MS untersuchen.“

Quelle: Pressemitteilung/Krankheitsbezogenes Kompetenznetz Multiple Sklerose

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