HypertonieWas hilft bei therapieresistentem Bluthochdruck?

Resistente Hypertonie erhöht das Herz-Kreislauf-Risiko. Nicht nur Medikamente, auch der Lebensstil hat beachtlichen Einfluss auf den Blutdruck, zeigt eine Metaanalyse.

Frau misst Blutdruck am Handgelenk
forma82/stock.adobe.com. Stockphoto - Posed by a Model.

Ein zu hoher Blutdruck beginnt bei einem Wert von mehr als 140/90 mmHg.

Resistente Hypertonie

Bei manchen Menschen sinkt der Blutdruck nicht unter den angestrebten Zielwert, obwohl sie bereits drei oder mehr verschiedene Blutdruck-Medikamente einnehmen. Diese als resistente Hypertonie bezeichnete Diagnose erhöht das Risiko für Schlaganfall, Herzinfarkt und chronische Nierenerkrankungen bis hin zum Nierenversagen. Diese Patient*innen haben überdies eine deutlich kürzere Lebenserwartung.

Die Behandlung der resistenten Hypertonie ist eine medizinische Herausforderung. Zum Einsatz kommen verschiedene Medikamente, aber auch interventionelle, also nicht-operative und operative Eingriffe. Dazu gehören die Nieren-Denervation und der Barorezeptor-„Schrittmacher“. Bei der Nieren-Denervation werden über einen Katheter feinste Nervenbahnen im Bereich der Nierenschlagader verödet, mit dem Ziel, den Blutdruck zu senken. Der Barorezeptor-Schrittmacher stimuliert Nervenzellen im Bereich der Halsschlagader, was ebenfalls einen Einfluss auf die Blutdruckregulation hat.

Metaanalyse: Welche Therapien sind bei resistenter Hypertonie wirksam?

Ein Team um Prof. Bernhard Schmidt von der Medizinischen Hochschule Hannover hat untersucht, welche therapeutischen Maßnahmen die wirksamsten sind, um den Blutdruck bei resistenter Hypertonie zu senken.

Dafür haben die Forschenden in einer Netzwerk-Metaanalyse bereits veröffentlichte wissenschaftliche Studien zusammengefasst und so die Wirksamkeit der verschiedenen Behandlungsmethoden verglichen. Das Ergebnis:

  • Der Wirkstoff Spironolacton, der das Hormon Aldosteron an seiner Wirkung hindert, hatte den stärksten blutdrucksenkenden Effekt.
  • Auch eine Änderung des Lebensstils zeigte eine deutliche positive Wirkung.
  • Dagegen waren die Effekte der anderen medikamentösen und interventionellen Verfahren geringer ausgeprägt.

Vergleich der Wirkstärke unterschiedlicher Bluthochdrucktherapien

Ein zu hoher Blutdruck beginnt bei einem Wert von mehr als 140/90 mmHg. Um bis zu 50 Prozent sinkt das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall, wenn der Blutdruck dauerhaft auf unter 140/90 mmHg gesenkt wird. Der Idealwert liegt bei 120/80 mmHg.

„Resistente Hypertonie besteht, wenn der Blutdruck über 140/90 liegt trotz gleichzeitiger Einnahme von drei verschiedenen Klassen von blutdrucksenkenden Medikamenten bei maximal verträglicher Dosierung“, erklärt Schmidt. Zu den Medikamentenklassen gehören neben den Diuretika auch die ACE-Hemmer, die Sartane und die Beta-Blocker.

Für die Metaanalyse analysierten die Forschenden insgesamt 24 Studien, die unterschiedliche Therapien bei resistenter Hypertonie testeten. Auch wenn jede dieser Studien für sich genommen jeweils nur eine Blutdruckbehandlung im Vergleich zu Placebo untersuchte, konnte durch die spezielle Methodik der Netzwerk-Metaanalyse ein Vergleich der unterschiedlichen Behandlungsformen über die unterschiedlichen Studien hinweg ermöglicht werden. „Dabei konnten wir sehen, dass alle Therapien einen Effekt hatten, aber in unterschiedlicher Stärke“, sagt Schmidt.

Therapietreue als Voraussetzung für die Behandlung

Auch die Therapietreue spiele bei der Behandlung von Bluthochdruck eine große Rolle. „Interessanterweise hatten auch die Placebo-Behandlungen in den Studien positive Wirkung, vermutlich weil die Patient*innen besser mitarbeiteten, wenn sie das Gefühl haben, dass sie ärztlich betreut werden“, vermutet Schmidt.

Nimmt der Patient die Medikamente nicht oder nicht wie verordnet ein und der Blutdruck bleibt hoch, spricht die Medizin von pseudoresistenter Hypertonie. „Das müssen die behandelnden Ärzt*innen natürlich im Blick haben.“

Doch etwa 10 Prozent der Bluthochdruck-Betroffenen leiden unter tatsächlicher resistenter Hypertonie. „Hier haben unsere Untersuchungen gezeigt, welchen überraschend großen Einfluss die Änderung des Lebensstils hatte“, stellt der Nephrologe fest.

Wer sich gesund und salzarm ernähre, sich ausreichend bewege, Übergewicht vermeide und den Konsum von Nikotin und Alkohol reduziere, könne selbst sehr viel gegen Bluthochdruck tun. In Kombination mit Spironolacton lassen sich die größten blutdrucksenkenden Effekte erwarten.

Doch Spironolacton hat auch Nebenwirkungen wie etwa eine Vergrößerung der Brustdrüse bei Männern. Zudem verändert es den Elektrolythaushalt im Blut. Das kann erhöhte Kaliumwerte zu Folge haben, die sich negativ auf das Herz auswirken. Es gibt aber schon vielversprechende Studien zu ähnlich wirkenden Alternativen, die weniger Nebenwirkungen haben. „Bis die auf dem Markt sind, bleibt der seit Jahren bewährte Wirkstoff Spironolacton der Goldstandard in der Behandlung“, sagt Prof. Bernhard Schmidt.

Quelle: Medizinische Hochschule Hannover

Lesen Sie im neuen Spezialthema:

  • Blutegeltherapie und Cantharidenpflaster gegen Schmerzen
  • Schröpfen: Therapieoption bei Schmerzen
  • Evidenzbasierte Aromatherapie bei Schmerzen
  • Heilpflanzen bei Rückenschmerzen