ZervixkarzinomEinfache Hysterektomie genauso wirksam wie Radikal-OP

Eine einfache Hysterektomie bei Gebärmutterhalskrebs im Frühstadium ist genauso wirksam wie eine Radikaloperation - bei besserer Lebensqualität und weniger Nebenwirkungen.

Illustration: Gebärmutter und Eierstöcke
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Jährlich erkranken rund 4500 Frauen in Deutschland an Gebärmutterhalskrebs.

Eine internationale Vergleichsstudie hat gezeigt: Eine kleinere, viel schonendere Operation bringt für Frauen mit Gebärmutterhalskrebs im Frühstadium keinerlei Nachteile. Im Gegenteil profitieren die Patientinnen sogar davon, wie die Ergebnisse der SHAPE-Studie zeigen.

Die einfache Hysterektomie bei Gebärmutterhalskrebs im Frühstadium ist durchschnittlich genauso wirksam wie die bislang übliche Radikaloperation. Sie reduziert zudem kurz- und langfristige Nebenwirkungen deutlich und verbessert die Lebensqualität der Patientinnen.

Einfache versus radikale Hysterektomie

Die herkömmliche radikale Hysterektomie beinhaltet die Entfernung der Gebärmutter sowie des angrenzenden Bindegewebes und des oberen Teils der Scheide. In jüngster Zeit mehrten sich Stimmen, dass dies zu viel sein könnte - zumal dieser radikale Ansatz oft mit akuten Nebenwirkungen behaftet ist wie Verletzungen der Blase, Blasenschwäche und Blasenentleerungsstörungen.

Nicht selten treten Blasenprobleme auch langfristig auf. Lebensqualität und sexuelle Gesundheit der Patientinnen sind letzten Endes vermindert. Verminderte sexuelle Gesundheit bedeutet: Die Frauen machen sich zum Beispiel viele Sorgen um ihre Sexualität und sind nach einem radikalen Eingriff sexuell weniger aktiv.

Alternativ zur radikalen Hysterektomie kann auch ausschließlich die Gebärmutter entfernt werden. Die Frage, ob sich dadurch das Risiko von Rückfällen erhöht, hat nun die SHAPE-Studie untersucht.

SHAPE-Studie: Mehr Lebensqualität bei einfacher Hysterektomie

In der international angelegten SHAPE-Studie wurden 700 Frauen nach dem Zufallsprinzip entweder einer einfachen oder einer radikalen OP unterzogen. Die Patientinnen wurden sorgfältig ausgewählt und hatten Tumore mit einer maximalen Größe von zwei Zentimetern. Die Frauen wurden im Durchschnitt viereinhalb Jahre nachbeobachtet.

Die Ergebnisse zeigen eine vergleichbar niedrige Rückfallrate von gut 2 % in beiden Gruppen nach 3 Jahren.

Hinzu kommt: „Die kurz- und langfristigen Nebenwirkungen reduzieren sich mit der schonenderen OP-Variante deutlich. Das ist auch logisch, weil im Bindegewebe neben der Gebärmutter viele Nerven verlaufen, die die Blase, aber auch Vagina und Klitoris versorgen und damit eine OP in diesem Bereich Schaden anrichtet“, berichtet Prof. Sven Mahner, der die Studie in Deutschland geleitet hat.

Fazit

Bei sorgfältig ausgewählten Tumoren können Operateur*innen fortan guten Gewissens die radikale durch die einfache Operation ersetzen. Unter diesen Gegebenheiten ist entscheidend, den Tumor gründlich zu untersuchen, einschließlich Größe, Bildgebung und Gewebemerkmalen - um sicherzustellen, dass eine Patientin wirklich ein geringes Risiko für einen Rückfall hat.

„Die Diagnostik und Therapie in einem erfahrenen zertifizierten Gynäkologischen Krebszentrum ist daher von größter Bedeutung, um sicherzustellen, dass weder eine Unter- noch eine Übertherapie stattfindet“, betont Mahner. Die Bedeutung zertifizierter Krebszentren für das bessere Überleben der Patient*innen habe sich in Deutschland in den vergangenen Jahren klar gezeigt.

In Deutschland wurde die Studie im Rahmen der akademischen „AGO Studiengruppe“ durchgeführt. AGO steht für Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie. Ziel der Studiengruppe ist die Therapieoptimierung aller gynäkologischen Tumore. 

Hintergrund: Gebärmutterhalskrebs

An Gebärmutterhalskrebs erkranken in Deutschland jährlich rund 4500 Frauen. Bei vielen Patientinnen ist der Tumor oft kleiner als zwei Zentimeter im Durchmesser und höchstwahrscheinlich auf die Gebärmutter beschränkt - mithin noch nicht in den Körper gestreut.

Die Fünf-Jahres Überlebensrate dieser Betroffenen beträgt derzeit über 90 Prozent.

Quelle: LMU Klinikum