Morbus ParkinsonGestörter Traumschlaf als Parkinson-Risikofaktor

Ein gestörter Traumschlaf kann auf eine spätere Parkinson-Erkrankung hinweisen. Ein Forscherteam plant eine Studie dazu, um Parkinson früh erkennen und behandeln zu können.

Arzt mit Klemmbrett hält Hand eines älteren Patienten.
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Parkinson-Therapien setzen bislang erst an, wenn Betroffene schon motorische Auffälligkeiten zeigen. Viele Nervenzellen sind zu diesem Zeitpunkt bereits zerstört.

Die Parkinson-Krankheit ist die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung und betrifft in Deutschland nach aktuellen Schätzungen mehr als 400.000 Menschen.

Die typischen Symptome wie verlangsamte Bewegungen, Muskelsteifheit oder Zittern treten meist erst viele Jahre später auf, wenn das Gehirn bereits unwiderruflich geschädigt ist. Doch es gibt auch gesicherte Vorboten, die eine drohende Parkinson-Erkrankung anzeigen, lange bevor sich diese durch motorische Ausfälle bemerkbar macht. Dazu gehört eine typische Verhaltensstörung in der REM-Schlaf-Phase, in der auch die meisten Träume stattfinden.

Forschende der Medizinischen Hochschule Hannover wollen jetzt eine Studienkohorte von Betroffenen mit REM-Schlaf-Verhaltensstörung aufbauen, um die Vorphase der Parkinson-Erkrankung besser zu erforschen und neue Biomarker für eine frühzeitige Diagnose und Therapie zu finden.

Schlafstörung als sicheres Anzeichen für Parkinson-Risiko

Menschen mit einer REM-Schlaf-Verhaltensstörung (REM sleep behaviour disorder, RBD) zeigen Muskelaktivität von leichten Zuckungen bis hin zu lebhaften Bewegungen des ganzen Körpers, oft kombiniert mit Schreien oder Sprachäußerungen.

„Wenn keine anderen Ursachen wie etwa Drogenkonsum oder die Einnahme bestimmter Medikamente vorliegen, entwickeln 80 bis 90 Prozent der Betroffenen innerhalb der nächsten zehn Jahre Parkinson oder eine parkinsonähnliche Erkrankung“, sagt Dr. Martin Klietz.

„Zu diesem frühen Zeitpunkt sind noch nicht so viele Nervenzellen zerstört worden“, erklärt der Neurologe. „Bislang setzen Therapien erst an, wenn die Patient*innen motorische Auffälligkeiten zeigen. Dann ist aber bereits mindestens die Hälfte der Nervenzellen im Gehirn untergegangen.“

Schlafüberwachung und Biomarker sollen Forschung vorantreiben 

Gemeinsam mit seinem Kollegen Dr. Matthias Höllerhage möchte der Mediziner nun einen anderen Ansatz verfolgen und Betroffene in der Vorphase identifizieren. Das geschieht mittels Schlafüberwachung per Video-Polysomnografie. Dabei werden im Schlaf Hirnströme sowie die Muskelanspannung über Elektroden erfasst und außerdem der Sauerstoffgehalt des Blutes und der Luftfluss gemessen. Bild- und Tonaufzeichnungen dokumentieren zudem, ob die Patient*innen schnarchen, sprechen oder sich bewegen.

Deuten die Anzeichen auf RBD hin, sollen weitere Untersuchungen den Verdacht auf eine Parkinson-Vorphase stützen. Das geschieht durch MRT-Bildgebung des Kopfes und mit Hilfe von Untersuchungen des Nervenwassers auf Ablagerungen des fehlgefalteten Proteins Alpha-Synuclein.

Die Forscher wollen auch Blutproben auf mögliche Biomarker untersuchen und die Daten und das Biomaterial in einer Biobank sammeln. „Wir möchten mit unserer Forschung an dem Punkt ankommen, wo wir wissen, wie die Nervenzellen zu retten sind“, stellt Dr. Höllerhage fest. Langfristig wollen die Neurologen dann in klinischen Studien Therapiemöglichkeiten überprüfen, um Patient*innen in der Parkinson-Vorphase neuroprotektiv zu behandeln und die Nervenzellen im Gehirn vor dem Untergang zu bewahren.

Weitere Informationen zur Studie

Weitere Informationen über die Studie erhalten Interessierte über die E-Mail-Adresse: zse-kontaktformular@mh-hannover.de

Quelle: Medizinische Hochschule Hannover