Vitamin DForscher*innen entwickeln genauere Messmethode für Vitamin D

Der Nutzen einer Vitamin-D-Supplementierung ergibt in Studien immer wieder zumindest widersprüchliche Ergebnisse. Das könnte auch an der Diagnostik eines Vitamin-D-Mangels liegen.  

Fischölkapseln, Sardinen auf Holztisch
Dmitrii/stock.adobe.com

Vitamin D liegt besonders im Winter oft im Mangel. Die neue Messmethode könnte genauer definieren, wer von einer Supplementation profitiert.

Vitamin D ist an der Regulation einer Vielzahl von Stoffwechselvorgängen im menschlichen Körper beteiligt. Insbesondere spielt es eine zentrale Rolle bei der Knochenmineralisierung. Zieht man das derzeit empfohlene Kriterium für die Diagnose eines Vitamin-D-Mangels heran, sind in unseren Breiten 40 bis 50 % der Bevölkerung davon betroffen. 

Allerdings mehren sich wissenschaftliche Studien, die die Sinnhaftigkeit einer ergänzenden Versorgung mit Vitamin D bei grundsätzlich gesunden Menschen infrage stellen. Selbst in Bezug auf die Knochen lassen sich positive Effekte kaum nachweisen. Daraus ergibt sich die Frage, wie treffsicher die aktuellen Empfehlungen zur Feststellung eines Vitamin-D-Mangels sind.

Forscher*innen der Med Uni Graz haben deshalb in einer Studie eine neue Methode entwickelt, die die funktionellen Aspekte des Vitamin-D-Stoffwechsels berücksichtigt und eine personalisierte Beurteilung des Vitamin-D-Haushaltes ermöglicht.

Funktionelle Bewertung des Vitamin-D-Status

Üblicherweise wird beim Vitamin-D-Test das 25-Hydroxyvitamin D (25[OH]D) im Blut gemessen und ein allgemeingültiger Grenzwert zur Beurteilung des Ergebnisses herangezogen. Das sei aus vielerlei Hinsicht problematisch, erklärt Prof. Markus Herrmann von der Med Uni Graz: 25(OH)D stelle lediglich eine inaktive Vorstufe von Vitamin D dar. Die Messung gebe Auskunft über die verfügbare Menge an Vitamin D. Sie sage jedoch nichts darüber aus, wie diese verfügbare Menge vom Körper genutzt wird.

"Mit unserer neuen Methode messen wir gleichzeitig noch das inaktive Abbauprodukt 24,25-Dihydroxyvitamin D (24,25[OH]2D). Dadurch können wir bessere Schlüsse auf die Vorgänge im Körper ziehen und eine personalisierte Beurteilung erreichen.“

Für ihre Analyse zogen die Forscher*innen Daten von zwei großen Kohortenstudien heran: Die DESIRE-Studie mit 2010 österreichischen Blutspender*innen und die deutsche LURIC-Studie mit 3316 Patient*innen, die zu einer Herzkatheter-Untersuchung angemeldet waren. Von diesen Patient*innen gab es auch eine 10-jährige Nachverfolgung inklusive Informationen zu Todesfällen.

In beiden Studien wurden 25(OH)D, 24,25(OH)2D sowie das Vitamin-D-Metabolitenverhältnis gemessen. Die Grazer Forscher*innen analysierten auf Basis der Studiendaten, ob dieser Ansatz bessere diagnostische Informationen liefert als die 25(OH)D-Bestimmung im Serum allein. 

Im Ergebnis konnten sie zeigen, dass Personen mit einem funktionellen Vitamin-D-Mangel eine stark erhöhte Sterblichkeit hatten, und zwar unabhängig vom 25(OH)D-Wert. Ebenso war der Knochenstoffwechsel deutlich aktiviert, was ein Risikofaktor für die Entwicklung einer Osteoporose ist.

Fazit

Die personalisierte Beurteilung des Vitamin-D-Status mittels funktionellem Ansatz könne Patient*innen mit beschleunigtem Knochenstoffwechsel und erhöhtem Mortalitätsrisiko besser identifizieren als die alleinige Messung des 25(OH)D.

In den untersuchten Kohorten reduzierte sich die Anzahl der von Vitamin-D-Mangel betroffenen Patient*innen um etwa 20 %. 

Mit dem neuen diagnostischen Ansatz könnte zukünftig besser differenziert werden, welche Patient*innen tatsächlich einen funktionell relevanten Vitamin-D-Mangel haben und potenziell von einer Supplementation profitieren könnten.

Weitere Studien sollen nun zeigen, welche Auswirkungen ein funktioneller Vitamin-D-Mangel auf die Knochendichte und das Risiko für Knochenbrüche hat.

Quelle: Medizinische Universität Graz

Literatur

Herrmann M, Zelzer S, Cavalier E et al. Functional Assessment of Vitamin D Status by a Novel Metabolic Approach: The Low Vitamin D Profile Concept. Clinical Chemistry 2023; https://doi.org/10.1093/clinchem/hvad151

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