PräventionAuch E-Biken steigert Fitness und Gesundheit

Beim Radeln mit dem E-Bike werden Muskeln und Herz-Kreislauf-System nahezu genauso wie ohne Motorunterstützung gefordert. Das Herzinfarktrisiko wird um 40 Prozent gesenkt.

Frau fährt im Grünen Fahrrad
K. Oborny/Thieme; Posed by a model

Muskeln und Herz-Kreislauf-System werden entgegen vieler Vorurteile auch beim E-Biken gefordert.

Wie hoch ist der Trainingseffekt für Nutzer*innen von Elektrofahrrädern? Und welche positiven Effekte für die Gesundheit sind zu erwarten? Diesen Fragen sind Wissenschaftler*innen der Klinik für Rehabilitations- und Sportmedizin der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) in einer Studie nachgegangen.

Für die knapp 3-jährige Studie haben die Wissenschaftler*innen zwischen 2017 und 2020 bundesweit die Daten von 1250 Pedelec-Fahrer*innen und 629 Nutzer*innen herkömmlicher Fahrräder ausgewertet. Dabei wurden die Fahrer*innen nicht nur befragt. Es wurden rund 58.800 Fahrten von E-Biker*innen und Radfahrer*innen analysiert sowie Herzfrequenz und Geschwindigkeit gemessen. Anders als in anderen großen E-Bike-Studien haben die Forscher*innen auch tatsächliche Messdaten erhoben und nicht nur die Fahrer*innen befragt, erklärt Prof. Uwe Tegtbur von der MHH.

Herz-Kreislauf-Training durch E-Biken

Die Herzfrequenz der Pedelecfahrer lag während des Radelns, unter Berücksichtigung der Therapien mit ß-Blockern, nur fünf Schläge pro Minute unter der der Fahrradfahrer.

„Entgegen vieler Vorurteile zeigen die Zahlen, dass Muskeln und Herz-Kreislauf-System beim Pedelecfahren nahezu so gefordert werden wie beim herkömmlichen Radfahren“, erklärt Dr. Hedwig Theda Boeck, Mitautorin der Studie. Zudem habe sich gezeigt, dass die Pedelecfahrer*innen öfter das Auto durch ihr Pedelec ersetzen als die anderen Radfahrer*innen. Das sei ein klarer gesundheitlicher Mehrwert.

Die Motorunterstützung erleichtere den Einstieg in eine alltägliche körperliche Aktivität und sei auch für ältere, übergewichtige und weniger trainierte Menschen eine gute Möglichkeit, ihre Aktivitäten zu steigern.

„Viele Pedelecnutzer*innen waren vorher nicht unbedingt Radfahrer*innen. Die Hemmschwelle ist deutlich niedriger, wenn auch in hügeligem Gelände oder bei starkem Gegenwind auf die Motorunterstützung zurückgegriffen werden kann“, so Boeck.

Jeder aktive Schritt zählt

Über 35 Prozent der teilnehmenden E-Bike-Fahrer*innen haben Vorerkrankungen wie Herzinfarkt, Bluthochdruck oder Gelenkverschleiß. Hier hilft das E-Bike, überhaupt wieder draußen in Bewegung zu bekommen.

Jeder Schritt zu mehr Aktivität, jede Unterbrechung des Sitzens und jeder Aufstieg auf das Rad sind ein Beitrag für ein gesünderes und aktiveres Leben.

„Wir haben gezeigt, dass die E-Biker 135 Minuten pro Woche unterwegs waren, davon ein Großteil mit einer gesundheitlichen effektiven Belastung. Allein dadurch konnten sie zwei Drittel des WHO-Bewegungsziels von 150 Minuten moderater Aktivität pro Woche erreichen“, erklärt Tegtbur.

Neben der gemessenen Zweiradaktivität gaben die E-Biker*innen an, insgesamt 54,8 MET (metabolische Äquivalent = Berechnung für Energieverbrauch, 1 Stunde moderates Radfahren entspricht 7,5 MET) Stunden pro Woche und die Radfahrenden 55,2 MET Stunden pro Woche aktiv zu sein.

Insgesamt reduzieren die E-Biker*innen ihr Herzinfarkt-Risiko um über 40 Prozent. Auch das Risiko einer Krebs- oder Diabeteserkrankung sinkt mit zunehmender Aktivität.

Die Gruppe der Pedelec-Nutzer*innen war im Durchschnitt etwas älter als die der herkömmlicher Räder, hatte einen höheren Body-Mass-Index und litt häufiger an Vorerkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes, Asthma, oder Herzerkrankungen.

Das Projekt wurde vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) aus Mitteln zur Umsetzung des Nationalen Radverkehrsplans (NRVP) 2020 gefördert. Kooperationspartner sind außerdem die MHH-Institute für Biometrie und Verkehrsunfallforschung sowie die Institute für Versicherungsbetriebslehre und das Center for Health Economics Research (CHERH) der Leibniz Universität Hannover.

Quelle: Medizinische Hochschule Hannover