Prävention8 Tipps für Hitzetage

Eine neue Übersichtsarbeit untermauert die Hinweise, dass der Klimawandel das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht. Auch die Nieren können unter extremer Hitze leiden. Wie Sie sich schützen können. 

Wassergläser und Wasserkaraffe
K. Oborny/Thieme

Ausreichendes Trinken ist an heißen Tagen essenziell, um Flüssigkeitsverluste auszugleichen.

Eine neue Übersichtsarbeit im The Lancet Planetary Health untermauert die Hinweise, dass der Klimawandel das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht. Ein Temperaturanstieg von einem Grad sowie Hitzewellen könnten zu vermehrten kardiovaskulär bedingten Todesfällen führen.

Mit zunehmender Erderwärmung steigt die Wetterempfindlichkeit der Menschen - die Biotropie. Hitzewellen sowie rasche Temperaturänderungen zum Vortag und Temperaturschwankungen binnen eines Tages werden mit einer erhöhten Wetterfühligkeit in Verbindung gebracht. Das hat zur Folge, dass bereits vorhandene Krankheiten und Beschwerden verstärkt oder ausgelöst werden können.

„Der Klimawandel schlägt vor allem auf den Kreislauf und bereitet insbesondere Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Bluthochdruck große Probleme. Es kommt zu Erschöpfung, Konzentrationsschwierigkeiten, Muskelkrämpfen bis hin zu Herzrhythmusstörungen“, erklärt Prof. Stefan Frantz, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik I des Uniklinikums Würzburg (UKW). Wer sich nicht rechtzeitig Kühlung verschafft, riskiert sogar einen Hitzschlag. Auch die Nieren können unter den erhöhten Durchschnittstemperaturen und extremer Hitze leiden.

Regulation der Körpertemperatur

Der Organismus reguliert die Körpertemperatur v.a. über das Schwitzen, um überschüssige Wärme abzugeben. Der Wärmehaushalt wird durch den Hypothalamus gesteuert. Überschreitet die Körpertemperatur 37 Grad, werden die Schweißdrüsen der Haut zur vermehrten Produktion angeregt. Wärme wird abgegeben, indem der Schweiß auf der Körperoberfläche "verdampft". Zudem werden die Blutgefäße weitgestellt: Das Herz pumpt vermehrt warmes Blut in die erweiterten Hautgefäße, wodurch ebenfalls Wärme abgeleitet wird.

In der Folge kommt es zum Verlust von Flüssigkeit und Elektrolyten, erläutert Prof. Christoph Wanner, Leiter der Nephrologie am UKW. Der Flüssigkeitsmangel und die Weitstellung der Gefäße führen zum Absinken des Blutdrucks, das Herz pumpt nicht mehr ausreichend Blut durch Körper und Nieren. Wird der Flüssigkeitsverlust nicht ausgeglichen, kann das ein Nierenversagen zur Folge haben, aber auch das Risiko für Harnsteine und Harnwegsinfektionen erhöhen, so Wanner.

8 Tipps für heiße Tage

Genügend trinken

Pro Tag scheidet der Mensch knapp 1 Liter Wasser über den Urin, 0,5 Liter über den Schweiß und weitere 0,5 Liter über die Atmung aus. An heißen Tagen und bei großen Anstrengungen erhöht sich die Schweißmenge, dieser Verlust muss ausgeglichen werden. Idealerweise sollten zusätzlich zur sonstigen Trinkmenge 1-2 Liter getrunken werden, also mindestens 2-3 Liter insgesamt. Experten empfehlen Leitungs- oder Mineralwasser, je nach Geschmack mit etwas Zitrone oder wenig Saft gemischt sowie ungesüßte Tees. Am besten trinkt man morgens direkt nach dem Aufstehen ein großes Glas Wasser, das füllt die Speicher wieder auf, kurbelt den Kreislauf an und fördert die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit.

Jüngere, gesunde Menschen können sich auf ihr Durstgefühl verlassen. Durst ist ein guter Indikator dafür, dass der Körper Flüssigkeit benötigt. Mit dem Alter lässt das Durstempfinden jedoch nach.

Anzeichen eines Flüssigkeitsmangels sind Müdigkeit, Kopfschmerzen, Verdauungsstörungen, da der Magen-Darm-Trakt langsamer arbeitet, Schwindel, Muskelkrämpfe, Gliederschmerzen und Hauttrockenheit.

Achtung: Veränderte Flüssigkeitszufuhr bei Herz- oder Nierenerkrankung!

Patient*innen mit einer Herz- oder Nierenerkrankung sollten die tägliche Trinkmenge unbedingt mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt besprechen. Wenn der Körper das Wasser nicht vollständig ausscheiden kann, sammelt es sich möglicherweise in Beinen, Lunge oder Bauchraum an. Tägliches Wiegen hilft, Schwankungen im Flüssigkeitshaushalt zu vermeiden. Eine Zunahme von einem halben Kilo Körpergewicht innerhalb eines Tages deutet in der Regel auf eine zu hohe Trinkmenge hin.

Elektrolyte ersetzen

Über den Schweiß gehen Elektrolyte verloren, Mineralstoffe wie Natrium, Kalium, Calcium und Magnesium sowie Zink und Jod. Achten Sie neben einer ausreichenden Flüssigkeitszufuhr auf eine ausgewogene Ernährung. Einem Elektrolytmangel kann gut mit einer Gemüsebrühe oder einer Gazpacho entgegenwirken. Wer an einer Herzerkrankung leidet, sollte vor allem seinen Kaliumspiegel im Blick haben, da ein Kaliummangel die Herzfunktion beeinträchtigen kann. Kaliumtabletten sollten jedoch nicht ohne ärztliche Absprache eingenommen werden.

Mittagshitze und körperliche Anstrengung meiden

Halten Sie an heißen Tagen mittags eine Siesta. Körperliche Aktivitäten wie Einkaufen, Haus- und Gartenarbeit sollten bei Hitze auf ein Minimum reduziert und in die kühleren Morgen- und Abendstunden verlegt werden. Das gilt auch für Sport. Kraft- und Ausdauertraining stärken zwar das Herz und bringen Sie besser durch die Hitzewelle. An extrem heißen Tagen sollten Sie sich jedoch nicht überanstrengen und allenfalls schwimmen gehen oder in gekühlten Räumen moderat Sport treiben.

Hitze aussperren

Lüften Sie früh morgens, spät abends oder nachts. Halten Sie tagsüber die Fenster geschlossen. Verdunkeln Sie alle Räume mit außenliegenden Rollläden, Jalousien oder Vorhängen.

Luftige Kleidung tragen

Bevorzugen Sie leichte, luftige und helle Kleidung aus Baumwolle, damit sich die Hitze nicht staut. Denken Sie an eine Kopfbedeckung, wenn Sie sich draußen aufhalten.

Körper kühlen

Eine wohltuende Erfrischung bringen kalte feuchte Tücher im Nacken sowie kalte Fuß- und Armbäder. Für den Extra-Kühl-Effekt sorgen ein paar Tropfen ätherische Öle im Wasser wie Minze, Zitrone oder Eukalyptus.

Medikamente und Blutdruck im Blick behalten

Behalten Sie Ihren Blutdruck im Blick. Hitze weitet die Gefäße, sodass der Blutdruck sinkt. Gegebenenfalls muss die Dosis der Medikamente angepasst werden. Doch auch die Wirkungen und Nebenwirkungen von anderen Medikamenten können sich bei Hitze ändern, z.B. bei Diuretika. Um unerwünschte Folgen zu vermeiden, sollten Sie im Hochsommer die Dosierung der Medikamente ebenso wie die Anpassung der Trinkmenge stets mit Ihrer behandelnden Ärztin oder Ihrem behandelnden Arzt besprechen. Lagern Sie Ihre Medikamente immer an einem kühlen und schattigen Ort.

Hitzenotfall

Wer bei Mitmenschen Symptome wie plötzliche Verwirrtheit, Bewusstlosigkeit, Krampfanfall, Fieber, starke Kopfschmerzen oder wiederholt heftiges Erbrechen beobachtet, sollte umgehend den Notarzt 112 rufen und bis zum Eintreffen des Rettungswagens erste Hilfe leisten. Bringen Sie die Person in den Schatten und sorgen Sie mit kalten Tüchern für Abkühlung. Bei Bewusstlosigkeit ist die stabile Seitenlage angebracht, bei Atemstillstand Herzdruckmassage.

Quelle: Universitätsklinikum Würzburg