PsycheResilienz durch Humor stärken

Humor kann helfen, in Stresssituationen Ruhe zu bewahren. Die Gesundheitswissenschaftlerin Prof. Silvia Sänger erklärt, wie sich Humor trainieren und im Alltag einsetzen lässt.

Eine Brille, eine rote Clownsnase und eine Schleife auf pinkem Hintergrund.
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„Jedes Ding hat drei Seiten, eine positive, eine negative, eine komische.“ - Karl Valentin, deutscher Komiker.

Am 20.04.2023 veranstaltete die SRH Hochschule für Gesundheit ihren virtuellen Gesundheitsdenkertag. Im Fokus der sechs Impulsvorträge stand das Thema mentale Gesundheit. Prof. Sylvia Sänger, Studiengangsleiterin der Medizinpädagogik an der SRH, widmete sich der Humorforschung und zeigte auf wie sich die eigene Humorfähigkeit auf Resilienz, Gesundheit und Krankheit auswirken kann.

Was ist Humor?

Der Begriff Humor leitet sich vom lateinischen Begriff (h)umor (z. Dt. Flüssigkeit, Körpersaft) ab. Nach der Viersäftelehre des griechischen Arztes Hippokrates ist Humor die richtige Mischung aus den vier Körpersäften (= hūmorēs), die zu einer guten Stimmung führt. „Wer lacht, hat mehr vom Leben. Also humorvolle Menschen sind glücklicher. Und glückliche Menschen fühlen sich wohler,“ so Sänger.

Humor geht über Lachen und Heiterkeit hinaus, denn er hilft dabei, auf Herausforderungen gelassen zu reagieren, Ruhe zu bewahren. Humor kann auch eine Bewältigungsstrategie sein, wenn uns etwas missglückt. „Wir haben handfeste Krisen, leben in Kriegen und Umweltkatastrophen. Und da ist es wichtig zu wissen: Wie kann ich gut für mich selbst sorgen? Und zwar, indem ich mich selbst annehme. Indem ich krisenfest bleibe. Und indem ich auch Barmherzigkeit mit mir selbst übe. […] auch das gehört zum Humor“, erklärt Sänger.

Nach der Theorie des Soziologen Aaron Antonovsky befindet sich jeder Mensch auf einem Kontinuum zwischen Gesundheit und Krankheit. Unser Humor und unsere Widerstandsfähigkeit dienen als Stellschraube, durch die wir unsere Stimmung zum Positiven beeinflussen können.

Wie wirkt sich Lachen auf den Körper aus?

Der Psychiater William Fry gilt als Begründer der Lachforschung (= Gelotologie). Er beschäftigte sich mit der Frage, wie sich Lachen auf die Gesundheit auswirkt. Demnach passiert beim Lachen Folgendes:

  • Lachen führt dazu, dass die Muskulatur stärker durchblutet wird. Nachdem die Muskulatur zunächst angespannt ist, setzt kurze Zeit später ein Entspannungsgefühl ein, wodurch auch die Schlaffähigkeit gefördert wird.
  • Stresshormone werden abgebaut und die Glückshormone (=Endorphine) steigen an.
  • Das Immunsystem wird gestärkt, denn die Anzahl der T-Lymphozyten und natürlichen Killerzellen nimmt zu.
  • Beim Lachen bewegt sich das Zwerchfell, das die inneren Organe massiert und so die Verdauung anregt.
  • Die Gefäße entspannen sich, das Herz-Kreislauf-System wird gestärkt und der Blutdruck sinkt.
  • Lachen hat eine schmerzlindernde Wirkung.

Wie lässt sich Humor in den Alltag integrieren?

Der Psychologe Paul McGhee entwarf ein Humortrainingsprogramm, das dabei hilft, Humor besser im Alltag einzusetzen und besser mit Stresssituationen umzugehen [1]. Bereits Patient*innen mit Tumorerkrankungen, Herzerkrankungen und psychischen Krankheiten wurden mit dem Trainingsprogramm behandelt und konnten besser mit ihrer Krankheit umgehen. Das Humortraining folgt 7 Schritten:

  1. Sich selbst mit Humor umgeben: Finden Sie ihren eigenen Humor. Denken Sie darüber nach, was Sie zum Lachen bringt und setzen Sie es um (z.B. Bilder mit lustigen Sprüchen aufhängen, witzige Bilder oder Videos sammeln).
  2. Die eigene spielerische Seite entdecken: In diesem Schritt geht es darum, mit dem eigenen inneren Kind in Kontakt zu treten. Requisiten im Alltag können helfen, in eine spielerische Haltung zu kommen (z.B. lustige Bilder machen und an Freunde und Familie verschicken).
  3. Öfter Lachen und optimistisch bleiben: Erzählen Sie Freunden und Familie ihre Lieblingswitze. Übungen aus dem Lachyoga oder „künstliches Lächeln“ kann die Stimmung ebenfalls aufhellen.
  4. Den eigenen Sprachwitz finden: Denken Sie darüber nach was Ihr aktueller Lieblingswitz ist und auch was sie an ihm lustig finden.
  5. Humor in alltäglichen Situationen entdecken: Halten Sie bewusst nach lustigen Situationen im Alltag Ausschau (z. B. Verschreibern auf Plakaten).
  6. Über sich selbst lachen: Lachen Sie über ihre eigenen Fehler oder Missgeschicke.
  7. Humor in Stresssituationen finden: Nehmen Sie einen Augenblick Abstand von stressigen Situationen, treten Sie wie ein/e Maler/in vom eigenen Bild zurück. Suchen Sie inmitten von Stress nach dem Positivem - finden Sie etwas, worüber Sie in der aktuellen Situation lachen können, nehmen Sie einen Perspektivenwechsel ein, heitern Sie die Situation durch humoristische Übertreibungen (Storytelling) auf.

Sarah Bersa

Literatur

[1] McGhee, PE. Humor as Survival Training for a Stressed-Out World: The 7 Humor Habits Program. 2010