CoronavirusLange krankheitsbedingte Ausfallzeiten aufgrund von Long-COVID

Eine Auswertung der AOK ergab, dass die Post-COVID oder Long-COVID bedingte Arbeitsunfähigkeit etwa 7 Wochen beträgt - deutlich länger als bei einer akuten Covid-19-Infektion mit 9,5 Ausfalltagen.

Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung auf der ein Stethoskop und ein Kugelschreiber liegen.
Alexander Raths/stock.adobe.com

Etwa jeder fünfte erwerbstätige AOK-Versicherte ist seit Pandemiebeginn aufgrund einer Covid-19-Infektion arbeitsunfähig gewesen: 3,8 Prozent der Betroffenen sind aufgrund von Post-COVID oder Long-COVID ausgefallen.

Eine aktuelle Auswertung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) zeigt, dass seit Pandemiebeginn mehr als jeder Fünfte durchgängig erwerbstätige AOK-Versicherte im Zusammenhang mit einer akuten COVID-19-Erkankung ausgefallen ist. In der Folge waren 3,8 Prozent dieser Personen aufgrund einer Long-COVID- oder Post-COVID-Symptomatik arbeitsunfähig. Das entspricht etwa 0,9 Prozent aller erwerbstätigen AOK-Versicherten.

Während eine akute COVID-19-Infektion mit durchschnittlich 9,5 krankheitsbedingten beruflichen Ausfalltagen verbunden war, sind es bei Beschäftigten mit einer anschließenden Long-COVID oder Post-COVID-Symptomatik fast sieben Wochen.

Long-COVID: Einheitliches Krankheitsbild lässt sich bis dato nicht eingrenzen

Beeinträchtigungen (psychisch und physisch), die über vier Wochen bis maximal zwölf Wochen nach einer Infektion andauern, werden nach aktueller Definition der Weltgesundheitsorganisation als Long-COVID bezeichnet. Länger anhaltende Beeinträchtigungen werden als Post-COVID definiert. Um beide Folgen einer akuten COVID-19-Infektion abzubilden, beinhaltet die vorliegende Auswertung des WIdO gemäß den obenstehenden Definitionen sowohl das Long-COVID- als auch das Post-COVID-Syndrom.

Ausgewertet wurden die entsprechenden Diagnosecodes, die ab Ende 2020 sukzessive eingeführt und damit auch in den arbeitsunfähigkeitsauslösenden Diagnosen dokumentiert wurden, sowie AU-Fälle mit dokumentierter Akut-COVID-19-Diagnose, die länger als 28 Tage andauerten. Kardiale, neurologische, psychische oder weitere Folgeerkrankungen nach einer COVID-19-Erkrankung, die nicht als Long-COVID oder Post-COVID klassifiziert wurden, blieben unberücksichtigt.

Omikron vs. Delta: mehr Krankschreibungen bei Omikron-Variante

Detaillierte Auswertungen zeigen große Unterschiede hinsichtlich der verschiedenen Virusvarianten. So waren in der jüngsten, seit Frühjahr 2022 durch die Omikron-Variante geprägten Krankheitswelle nur 2,1 Prozent der Beschäftigten wegen Long-COVID oder Post-COVID krankgeschrieben, während es beim Vorherrschen der Delta-Variante noch 6,3 Prozent waren. „Damit gibt es aktuell zwar ein geringeres Risiko für eine mögliche anschließende Long-COVID- bzw. Post-COVID-Symptomatik. Die erkrankten Beschäftigten waren aber auch in der Omikron-Welle noch schwer beeinträchtigt und fehlten durchschnittlich mehr als fünf Wochen am Arbeitsplatz. Da aktuell nur wenig über die COVID-bedingten Langzeitfolgen bekannt ist, sollte weiterhin gelten, sich und andere bestmöglich vor einer COVID-19-Infektion zu schützen“, so Helmut Schröder, stellvertretender Geschäftsführer des WIdO.

In den zurückliegenden 29 Monaten (1. März 2020 bis 31. Juli 2022) haben insgesamt 1,8 Millionen durchgängig bei der AOK versicherte Beschäftigte im Zusammenhang mit einer akuten COVID-19-Infektion in ihren Unternehmen gefehlt. Damit war seit Beginn der COVID-19-Pandemie mehr als jeder fünfte Beschäftigte (22,5 Prozent) betroffen. Pro Erkrankungsfall gab es im Durchschnitt 9,5 krankheitsbedingte Ausfalltage. 3,8 Prozent der Betroffenen waren laut der Diagnosen ihrer Arbeitsunfähigkeitsmeldung im weiteren Verlauf von Long-COVID oder Post-COVID betroffen. Dies entspricht seit Pandemiebeginn etwa 68.000 AOK-versicherten Personen, die aufgrund ihrer Erkrankung durchschnittlich 47,4 Tage in ihren Betrieben fehlten.

In der Phase, in der die sogenannte Delta-Variante dominierte (Oktober bis Dezember 2021), gab es dabei verhältnismäßig mehr, absolut betrachtet jedoch weniger von Long-COVID oder Post-COVID Betroffene als in der Phase, in der die Omikron-Variante vorherrschte (Februar bis April 2022). So wurden im Rahmen einer jeweils dreimonatigen Nachbeobachtungszeit in der Delta-Welle 6,3 Prozent von den mehr als 200.000 akut COVID-19-erkrankten Beschäftigten wegen Long-COVID oder Post-COVID arbeitsunfähig geschrieben. Dies traf in der Omikron-Welle nur auf 2,1 Prozent der etwa 782.000 akut erkrankten Personen zu. Von den Arbeitsunfähigkeitsfällen wegen Long-COVID oder Post-COVID stammen mehr als die Hälfte (54,5 Prozent) aus dem Omikron-Zeitraum. Die durchschnittliche Zahl der erkrankungsbedingten Ausfalltage lag jedoch im Delta-Zeitraum mit 44,6 Tagen deutlich über der des Omikron-Zeitraums mit 39,6 Tagen.

Frauen und ältere Personen häufiger von Arbeitsunfähigkeit betroffen

Über den gesamten Pandemiezeitraum hinweg zeigte sich in der WIdO-Auswertung eine höhere Betroffenheit unter älteren und unter weiblichen AOK-versicherten Erwerbstätigen. So war der Anteil der über 60-Jährigen, die nach einer akuten COVID-Erkrankung längerfristig arbeitsunfähig waren, mehr als viermal so hoch wie der Anteil bei den unter 29-Jährigen (1,4 Prozent versus 0,3 Prozent). Zudem waren ältere Erwerbstätige fast doppelt so lang erkrankt wie jüngere (55,7 Tage je Fall versus 31,8 Tage je Fall). Die Auswertung zeigt zudem, dass Frauen häufiger von Long-COVID oder Post-COVID betroffen waren als Männer (1,0 Prozent versus 0,7 Prozent). Dieser Unterschied zeigte sich trotz des geringeren Altersdurchschnitts bei den weiblichen Erkrankten (49,1 Jahre versus 50,5 Jahre).

Infektionsgeschehen variiert je nach Berufsgruppe 

Laut der Analyse des WIdO waren in Berufen der Gesundheits- und Krankenpflege sowie in Berufen der Kinderbetreuung und Kindererziehung die meisten Beschäftigten von Long-COVID oder Post-COVID betroffen.

„Dieses Ergebnis lässt sich zum einen mit dem Anteil akuter COVID-19-Infektionen in diesen Berufsgruppen erklären, der in Berufen mit vielen Kontakten zu anderen Menschen sehr viel höher war. Zum anderen spielen die Alters- und Geschlechtsstruktur sowie die Verteilung der Risiken für Vor- und Folgeerkrankungen in den einzelnen Berufsgruppen hierbei eine zentrale Rolle“, sagt Helmut Schröder.

Covid-19-Erkrankte nach Berufsgruppen:

  • Berufe in der Kinderbetreuung und -erziehung: 28.315 Erkrankten je 100.000 AOK-Mitglieder
  • Medizinische Fachangestellte: 25.849 Erkrankten je 100.000 AOK-Mitglieder
  • Berufe in der pharmazeutisch-technischen Assistenz: 24.832 Erkrankte je 100.000 AOK-Mitglieder
  • Berufe in der Ergotherapie: 24.651 Erkrankte je 100.000 AOK-Mitglieder
  • Berufe in der Landwirtschaft: 3.599 Erkrankte je 100.000 AOK-Mitglieder
  • Berufe im Hochbau: 5.809 Erkrankte je 100.000 AOK-Mitglieder

(Die Betrachtung schließt alle erwerbstätigen 14,1 Millionen Personen, die im Pandemie-Zeitraum von März 2020 bis Juli 2022 mindestens einen Tag bei der AOK versichert waren, ein.)

Quelle: Pressemitteilung/Wissenschaftliches Institut der AOK