CoronavirusNeue SARS-CoV-2-Variante kann Lunge infizieren

Das Coronavirus „Pirola“ kann wie frühere Varianten eine Lungenentzündung auslösen. Eine Impfung mit dem neuen XBB.1.5-adaptiertem Imfstoff schützt, zeigen aktuelle Forschungsergebnisse.

Illustration: Coronavirus vor schwarzem Hintergrund
Tatiana Shepeleva/stock.adobe.com

Das Coronavirus „Pirola“ hat einen Eintrittsweg in Lungenzellen wiederentdeckt, den auch die frühen SARS-CoV-2-Varianten genutzt haben. Pirola kann so eine Lungenentzündung auslösen. Das fanden Forschende heraus, die die biologischen Eigenschaften der Virusvariante untersucht haben.

Sie fanden auch heraus: Die mit der Imfung mit dem neuen XBB.1.5-adaptieren Impfstoff entstehenden Antikörper können die Pirola-Variante gut hemmen.

Pirola kann in Lungenzellen eindringen

Seit Spätsommer 2023 kursiert die Omikron-Untervariante BA.2.86 (Pirola), die sich genetisch massiv von den zuvor vorherrschenden Omikron-Varianten unterscheidet. Forschende der Medizinischen Hochschule Hannover, des Deutschen Primatenzentrums und dem Helmholtz-Zentrum haben die biologischen Eigenschaften der Pirola-Variante untersucht.

Sie fanden heraus:

  • Anders als die bisherigen Omikron-Varianten kann die Pirola-Variante sehr wirksam in Lungenzellen eindringen.
  • Allerdings bilden infizierte Lungenzellen offenbar nur wenige neue Viren, was die Ausbreitung von Pirola und ihr Erkrankungspotenzial vermindern könnte.

Pirola weist demnach überraschende Parallelen zu den zu Beginn der Pandemie vorherrschenden Varianten Alpha, Beta, Gamma und Delta auf.

Medikamente wie therapeutische Antikörper sind zwar gegen Pirola unwirksam. Aber das Virus wird gut durch solche Antikörper gehemmt, die der Körper selbst nach einer Impfung mit dem neuen, Omikron-XBB.1.5-angepassten mRNA-Impfstoff bildet.

Variante nutzt Schlüsselenzym der Wirtszelle

Seit Beginn der Pandemie hat das Coronavirus SARS-CoV-2 sich ständig genetisch verändert. Durch die Mutationen im Spike-Protein, das auf der Virusoberfläche sitzt und ihm Zugang ins Zellinnere verschafft, konnten die neuen Varianten neutralisierenden Antikörpern in Geimpften und Genesenen immer wieder ausweichen.

Ende 2021 wurde die Omikron-Untergruppe weltweit dominant, die sich genetisch stark von den vorher zirkulierenden Varianten unterscheidet. Sie kann sich neutralisierenden Antikörpern hochwirksam entziehen und wird daher sehr schnell übertragen. Gleichzeitig hat sie die Fähigkeit verloren, ein Schlüsselenzym der Wirtszelle, die Protease TMPRSS2, für den Eintritt in Lungenzellen effizient zu nutzen. Daher lösten die Omikron-Varianten weniger häufig eine Lungenentzündung aus.

„Pirola hingegen hat die Tür in die Lungenzellen quasi wiederentdeckt“, sagt der Immunologe Prof. Georg Behrens, Mitautor der Studie.

Neuer Omikron-Impfstoff bei Pirola-Infektion wirksam

Die Forschenden fanden überdies heraus, dass die Pirola-Variante zwei Mutationen im Spike-Protein aufweist, die für den erfolgreichen Eintritt in Lungenzellen wichtig sind. Ob diese Eigenschaft mit stärkerer Krankheit nach einer Infektion mit der Pirola-Variante verbunden ist, müssen weitere Studien zeigen.

„Die Tatsache, dass die nach Impfung mit dem neuen XBB.1.5-adaptieren Impfstoff entstehenden Antikörper die Pirola-Variante gut hemmen können, ist zunächst einmal eine gute Nachricht“, so Behrens.

In einer früheren Studie konnten die Forscher*innen bereits zeigen, dass der neue Impfstoff einen wirksamen Schutz aufbauen könne. 

„In einer früheren Studie vom Dezember vergangenen Jahres haben wir bereits gezeigt, dass der neue Impfstoff einen wirksamen Schutz aufbauen kann, wenn auch wahrscheinlich nur einen zeitlich begrenzten.“ Denn eine Untervariante von Pirola ist schon global auf dem Vormarsch. Sie trägt eine weitere Mutation im Spike-Protein, die eine Antikörperflucht verstärken könnte. Das Virus ist also dabei, sich weiter zu verändern.

Kirsten Pötzke/Medizinische Hochschule Hannover