DiagnostikHohes Durstempfinden - Gewohnheit oder Krankheit?

Wann hat übermäßiges Trinken Krankheitswert? Ein Forschungsteam hat 2 Tests verglichen, um die Diagnose von exzessivem Durst und vermehrter Urinausscheidung zu verbessern.

5 Wassergläser
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Übermäßiges Trinken kann in sehr seltenen Fällen auf einer Hormonstörung beruhen.

Eine übermäßige Flüssigkeitsaufnahme (> 3 Liter pro Tag) mit erhöhter Urinausscheidung kann eine medizinisch unbedenkliche Gewohnheit darstellen, aber auch auf eine seltene Hormonstörung hinweisen. Eine neue Studie bringt Klärung, welcher Test die Diagnose bei literweisem Trinken am besten ermöglicht. Demnach bleibt der Kochsalztest der Goldstandard.

Gewohnheit oder Vasopressin-Mangel?

In den meisten Fällen sind gesteigertes Durstempfinden und übermäßige Flüssigkeitsaufnahme (Polydipsie) durch Gewohnheit entstanden oder eine Begleiterscheinung einer psychischen Erkrankung. Eine Verhaltenstherapie kann hier helfen, die Trinkmenge zu reduzieren.

In einigen Fällen kann jedoch ein Vasopressin-Mangel vorliegen, der medikamentös behandelt werden muss. Das Hormon Vasopressin steuert im Körper den Wassergehalt und damit auch die Urinkonzentration und -menge. Personen mit einem Vasopressin-Mangel, früher als Diabetes insipidus bezeichnet, können den Urin nicht konzentrieren und verlieren deshalb große Mengen an Flüssigkeit. Entsprechend stark ist ihr Durstgefühl. 

Die Studienautoren heben die Bedeutung der genauen Unterscheidung zwischen Polydipsie und Vasopressin-Mangel, einer seltenen Hormonstörung, hervor. Der Endokrinologe Prof. Martin Fassnacht von der Uni Würzburg betont die Notwendigkeit einer präzisen Diagnose, um lebensbedrohliche Folgen durch falsche Therapien zu vermeiden.

Kochsalztest als Goldstandard

Die Forscher*innen hatten 2 Testverfahren entwickelt:

  • den Kochsalztest
  • den Arginin-Test

Der Kochsalztest wies die höchste Zuverlässigkeit auf. Bei diesem Test wird den Patient*innen über 3 Stunden hinweg eine definierte Menge Kochsalzlösung verabreicht. Dabei werden Blutproben zur Überprüfung der Copeptin-Konzentration im Blut entnommen. Copeptin ist ein Vorläuferhormon des Vasopressins und ermöglicht eine genauere Messung im Labor.

Der Kochsalztest sei recht aufwändig, da die Patient*innen wegen des starken Salzanstiegs ständig überwacht werden müssen und eine regelmäßige Salzmessung im Blut notwendig ist, erklärt Dr. Irina Chifu von der Uni Würzburg. Deshalb haben die Forschenden einen stark vereinfachten und verträglicheren Test entwickelt, bei dem die Patient*innen statt der Salzinfusion eine Infusion mit dem Eiweißbestandteil Arginin erhalten. Arginin stimuliert ebenfalls das Hormon Vasopressin. Auch dieser Test zeigte eine gute Zuverlässigkeit. 

Die Ergebnisse der neuen Studie zeigen: Beide Tests seien gut. Der Kochsalztest sei bei grenzwertigen Fällen jedoch präziser als der Test mit einer Arginin-Infusion, so die Forscher*innen.

Empfehlung für die Praxis

Die Studie liefere nicht nur Klarheit bei der Diagnose von übermäßigem Durst, sondern auch einen klaren Handlungsauftrag für Ärzt*innen und Patient*innen. Bei anhaltendem übermäßigem Durst, begleitet von vermehrter Urinausscheidung, ist eine genaue Abklärung ratsam. Der Kochsalztest stelle den aktuellen Goldstandard dar, um eine präzise Diagnose und eine entsprechende Therapie sicherzustellen.

Quelle: Uniklinikum Würzburg