NierenerkrankungenDialyse-Patient*innen profitieren von Bewegungsübungen

Ein leichtes Training während der Dialyse sollte zum Standardangebot werden: In einer Studie bewirkte es eine bessere Fitness und halbierte Krankenhausbehandlungen.  

Illustration: menschliche Nieren
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Bessere körperliche Fitness und deutlich weniger Krankenhausaufenthalte: Mit vergleichsweise geringem Aufwand könnte die Gesundheit von Dialyse-Patient*innen verbessert werden.

Patient*innen, die während der Dialyse leichte Bewegungsübungen absolvieren, sind körperlich fitter und müssen seltener im Krankenhaus behandelt werden. Das ist das Ergebnis einer groß angelegten Studie unter Leitung der TU München. Aus Sicht der Forschenden sollte ein Training während der Dialyse zum Standard-Angebot werden.

Studie

An der Studie nahmen rund 1000 Patient*innen in 21 deutschen Dialysezentren teil. Über einen Zeitraum von zwölf Monaten absolvierten eine Hälfte der Teilnehmer*innen mindestens einmal, optimal dreimal wöchentlich während ihrer Dialyse ein begleitetes Training. Die Kontrollgruppe wurde nur medizinisch betreut.

  • Das Training beinhaltete 30 Minuten Ausdauertraining mit einem Ergometer und weitere 30 Minuten Übungen mit Gewichten, elastischen Bändern oder Bällen.
  • Die Übungen wurden jeweils individuell an die Möglichkeiten der Patient*innen angepasst.

Verbesserungen nach einem Jahr

Nach einem Jahr hatte sich der Gesundheitszustand der Teilnehmenden deutlich verbessert. Unter anderem konnten sie häufiger innerhalb einer Minute aus dem Sitzen aufstehen als zu Beginn und innerhalb von sechs Minuten längere Laufstrecken zurücklegen. In der Kontrollgruppe waren diese Werte am Ende sogar niedriger als zu Beginn.

„Solche standardisierten Tests wirken zunächst einmal nicht sehr alltagsnah“, sagt Studienleiter Prof. Martin Halle von der TU München. „Tatsächlich zeigen die Ergebnisse aber einen Gewinn an Lebensqualität und Selbstbestimmung. Die Betroffenen können beispielsweise zu Hause ohne Unterstützung aus einem Sessel aufstehen, was vorher nicht immer der Fall war.“

Ein weiteres Zeichen für die positiven Auswirkungen des Trainings: Die Zahl der Tage, die Teilnehmende innerhalb des Studienzeitraums im Krankenhaus verbrachten, war mit einem regelmäßigen Training nur halb so groß wie in der Kontrollgruppe – zwei Tage im Mittel im Vergleich zu fünf.

Geringe Kosten pro Trainingseinheit

„Für mich sprechen die Ergebnisse eine deutliche Sprache“, sagt Halle. „Mit vergleichsweise geringem Aufwand können wir die Gesundheit der Betroffenen verbessern und zudem Kosten für das Gesundheitssystem senken.“ Nach Berechnungen der Forschenden lägen die Kosten für ein individualisiertes Training ungefähr bei 25 Euro pro Trainingseinheit und Person.

In den kommenden Jahren sollen die Studienteilnehmer*innen weiter begleitet werden, um mehr über die Effekte eines langfristigen Trainings in Erfahrung zu bringen.

Halle hofft, dass das Trainingsprogramm zur Kassenleistung wird. Die Studie zeige, wie wichtig der ganzheitliche Blick auf die Gesundheit gerade bei alten und gebrechlichen Patient*innen ist.

Den Abschlussbericht zu der Studie, die aus dem Innovationsfonds der Krankenkassen finanziert wurde, hat das Konsortium DiaTT (Dialyse Trainings-Therapie) dem Gemeinsamen Bundesausschuss der Krankenkassen überreicht. In diesem Gremium wird schließlich darüber entschieden, ob Training während der Dialyse zu einem Angebot für alle Versicherten wird.

Hintergrund

Bei rund 80.000 Menschen in Deutschland ist die Nierenfunktion so stark eingeschränkt, dass sie sich mehrmals wöchentlich einer Dialyse unterziehen müssen. Betroffene leiden oft an zusätzlichen Gesundheitsproblemen wie Diabetes und Herzerkrankungen. „Einschränkungen durch die Erkrankungen aber auch der Zeitaufwand durch die Dialyse sorgen oft dafür, dass die Betroffenen sich sportlich kaum betätigen. Da wollten wir ansetzen“, sagt Martin Halle, Professor für Präventive und Rehabilitative Sportmedizin an der TUM.

Dialyse Trainings-Therapie

Das Konsortium Dialyse Trainings-Therapie (DiaTT) hat auf ihrer Homepage Trainingsvideos und eine Heimtrainingsbroschüre bereitgestellt:

www.diatt.de

Quelle: Technische Universität München