HypnoseIn den Körper lächeln

Durch Hypnose induzierte Trance zählt zu den ältesten Therapiemethoden. (Selbst-)Heilung durch Trance: Hypnoseübungen für die Fremd- und Eigenarbeit mit Organvisualisierung zur Lösung von Blockaden. 

Inhalt
Frau lächelt und hält ein Blatt in Herzform in die Kamera.
blacksalmon/stock.adobe.com Stockphoto - Posed by a model.

Wer in sein Herz lächelt, gelangt in einen heilsamen emotionalen Kontakt zu sich selbst. Symbolbild.

Bereits vor Jahrtausenden wurden in verschiedenen ethnischen Gruppen Trancerituale zur Austreibung von Dämonen und bösen Geistern eingesetzt. Schon bei den Sumerern wurde mittels besonderer Instruktionen ein Heilschlaf erzeugt. Weitere Hinweise auf den Einsatz von Hypnose und Trance finden sich in den Hieroglyphen der alten Ägypter oder im Mahabharata der Hindus. Der Äskulapkult der antiken Griechen diente unter anderem der Heilung von Kinderlosigkeit, Blindheit und Lähmungen im sogenannten Tempelschlaf.

Kurz gefasst

  1. Durch Hypnose induzierte Trance zählt zu den ältesten Therapiemethoden und kann über den inneren Dialog mit Organen Körperfunktionen verbessern und emotionale Konflikte lösen.
  2. Besonders das Herz steht als Sitz von Liebe und Freude und zugleich Ort der Wut, Enge, Schmerzen und Härte in einem engen Zusammenhang mit der Emotionalität.
  3. Durch Hineinspüren, -atmen und -lächeln in Organe lassen sich „eingeklemmte“ Affekte und belastende Empfindungen entdecken, lösen und „ausatmen“ – sowohl in der Arbeit mit Klienten als auch im Rahmen der Eigenarbeit.

Trance als zentraler Bestandteil traditioneller Medizinsysteme

Damit zählt die Hypnose als tranceinduzierendes Verfahren zu den ältesten Heilmethoden der Welt. Auch heute noch wird Trance in zahlreichen Kulturen als Mittel zur Heilung eingesetzt. Schamanen versetzen sich selbst in Tieftrance, um Heilriten durchzuführen und ihre Patienten von bösen Einflüssen zu reinigen. Heute existieren Dutzende Hypnoseverfahren.

Jeder seelische Vorgang löst einen körperlichen Vorgang aus und umgekehrt, wie besonders die Psychosomatik bis hin zur wissenschaftlich gut untersuchten Psychoneuroimmunologie verdeutlicht. Das bedeutet im therapeutischen Sinne, dass wir sowohl über die Psyche den Körper als auch über den Körper die psychischen Vorgänge beeinflussen können. Wenn die Psyche den Körper beeinträchtigt, sind therapeutische Ansätze auf der geistigen Ebene wie Entspannungsverfahren und hypnotische Techniken besonders wirksam.

Jeder seelische Vorgang löst einen körperlichen Vorgang aus und umgekehrt

Was ist eigentlich Trance?

Trance kann im therapeutischen Sinne als der 3. Bewusstseinszustand verstanden werden, der weder Schlaf noch reines Wachsein bedeutet. Wir sinken mit unserem Bewusstsein tiefer in unser Unbewusstes und damit nach „innen“. Unbewusste Prozesse erhalten jetzt mehr Autonomie.

Trance ist ein natürliches Phänomen, man könnte sagen: das natürliche Geburtsrecht eines Menschen. In einer therapeutischen Hypnose kommt der Klient in einen tiefen Kontakt mit seinem eigenen Unbewussten. Obwohl sein Bewusstsein abgesenkt ist, bleibt er in Kontakt mit der Außenwelt und hat die eigene Kontrolle nicht verloren. Er kann Einfluss nehmen auf alles, was er sagt und kann die Trance auch selbst beenden.

Im Westen gut bekannt: Autogenes Training, PMR und Autosuggestion

Es steht inzwischen eine Vielzahl von Trance-Verfahren im therapeutischen Bereich und zur Selbstbehandlung zur Verfügung. Am bekanntesten sind in westlichen Ländern das Autogene Training nach J. H. Schultz, die progressive Muskelrelaxation (PMR) nach Jacobson und die Selbsthypnose, die sich beständig weiterentwickelt. Schon der französische Apotheker, Autor und Begründer der modernen Autosuggestion Émile Coué (1857-1926) erkannte die Kraft der Suggestion und setzte sie in der Hypnose ein. Als Autosuggestion definiert er: durch uns selbst bewirken, dass ein Gedanke in uns Wurzel fasst. Einer seiner bekanntesten Leitsätze lautet: „Es geht mir mit jedem Tag immer besser und besser.“

Autosuggestionen sind Formulierungen, die wir uns selbst durch häufige (innere) Wiederholung einprägen und dann immer mehr „glauben“. Nach einigen Tagen bis Wochen entfaltet dieser Leitsatz im Unbewussten seine Wirkung.

Durch Hypnose Heilkräfte aktivieren

Der durch Hypnose induzierte Zustand der Trance ermöglicht den Zugriff auf Fähigkeiten und Möglichkeiten, die dem Wachbewusstsein nicht zur Verfügung stehen. Dazu zählen unter anderem:

  • Schmerzen können vermindert oder ausgeschaltet werden.
  • Blutungen können gestoppt und die Heilung von Wunden beschleunigt werden.
  • Die Identifikation mit eigenen Körperteilen oder äußeren Gegenständen ist möglich.
  • Innere Anteile können erscheinen, es kann mit ihnen kommuniziert werden.

Heilsuggestionen richten sich im körperlichen Bereich nicht gegen Krankheiten, sondern sollen Körperfunktionen verbessern und intensivieren, zum Beispiel: „Meine Leber ist strömend warm und gut durchblutet.“ Von der Erkenntnis ausgehend, dass der menschliche Körper sich nur selbst heilen kann, wird hier die Aktivierung der dem Körper innewohnenden Heilkräfte angestrebt. Auch die von mir entwickelte kreative Heilhypnose nutzt dieses Wissen, um heilende Prozesse in Gang zu setzen. Nach der Einleitung der Trance und anschließenden Vertiefung (nach dem Schema: Entspannung – Induktion – Vertiefung) erfolgt dabei die Kommunikation mit dem Unbewussten des Klienten. Zunächst werden in der Regel die Ursachen der Symptomatik gesucht, um diese dann mit angemessenen Strategien zu bearbeiten.

Abgesehen von psychosomatischen Prozessen, bei denen eher aufdeckend gearbeitet wird, werden individuelle Suggestionen für die Heilung eingesetzt. Weitere Möglichkeiten sind offene Suggestionen und Metaphern, die dem Heilprozess entsprechen und vom Unbewussten selbst gestaltet werden können, zum Beispiel in der modernen Hypnotherapie:.....während Ihr Unbewusstes durch die Zeit reist, um das geeignete Mittel zu finden, ihr Problem sinnvoll zu lösen ...“ oder bildhafte Formulierungen, die dem Unbewussten entsprechen, wie.....standhaft wie ein Baum, federleicht ...“.

In vielen Fällen geht es um zurückgehaltene oder abgespaltene unverarbeitete Gefühle, die sich im Körper somatisiert haben.

Der Symptomatik eine fassbare Gestalt geben

Ich habe hierfür eine Vielzahl von Strategien entwickelt, die dem Patienten ermöglichen, auf verschiedenen Sinneskanälen der Symptomatik möglichst greifbar eine Gestalt zu geben. Mit dieser kann dann gearbeitet werden. In vielen Fällen geht es dabei um zurückgehaltene oder abgespaltene unverarbeitete Gefühle, die sich im Körper somatisiert haben.

Eine dieser Strategien ist die Herzübung, die sich aus Übungen aus dem taoistischen Yoga und dem Symboldrama entwickelt hat: Bei vielen meiner Patienten fiel mir auf, dass sie Herzsymptome wie im Sinne der sogenannten Herzneurose entwickelten. Auch Arrhythmien traten häufig auf: Das Herz zeigt dann Extrasystolen, stolpert oder schlägt auf andere Art unregelmäßig – jedoch ohne körperlich greifbaren Befund. Einige hatten jahrelange Ärzte- und Krankenhauskarrieren hinter sich, ohne dass ihnen geholfen werden konnte. Sie standen in einem Teufelskreis von Ängsten und der sich hierdurch verstärkenden Problematik. Eine hypnotherapeutische Arbeit konnte hier nach Bearbeitung der Ursachen das Problem in der Regel lösen. Oft ist hierbei eine „Herzarbeit“ – die Arbeit mit dem Lösen von tiefen Gefühlen im Herzen – erfolgreich

Andere Klienten wiederum schilderten während einer Hypnosesitzung körperliche Missempfindungen am Herz, während die mitgebrachte Thematik oft in einem ganz anderen Bereich lag. Die hypnotherapeutische Arbeit am Herz wiederum löste das vorliegende Problem. Zwei Praxisfälle verdeutlichen diese Zusammenhänge.

Fallbeispiele

Fallbeispiel 1: Das Herz „zerreißt“ und „wird hart“

Der Klient kommt mit Zeichen starker Erschöpfung und Angst. Er schildert, dass er sich unter anderem in seiner Beziehung nicht mehr öffnen könne, obwohl hier kein Beziehungsproblem vorliege und er seinen Partner liebe. Reisen, auch kurze, zu anderen Orten dissoziierten ihn – er fühle sich dann nicht mehr ganz, stehe außer sich. Er fühle sich gelähmt, sein Bewegungsapparat mache ständig Probleme, von Bandscheibenvorfällen bis hin zum Fersensporn.

In der Hypnose schildert er, dass sein Herz schmerzt. Er kann die Schmerzen zurückverfolgen bis zu einem Zeitpunkt, an dem seine Mutter einen Unfall erleidet. Dieser macht sie zum Pflegefall. Er schildert das Gefühl, dass sein Herz zerreißt und es gleichzeitig hart wird. Mit diesen starken Gefühlen ist er völlig überlastet, er erzählt wörtlich, dass er sich daraufhin „das Herz aus der Brust reißt“.

Fallbeispiel 2: Enttäuschung und Wut im Herz

Die Klientin leidet seit Jahren unter einem stark geblähten Bauch, sie fühlt sich kraftlos. Magenkrämpfe lähmen sie und machen den Alltag unerträglich. Ärztliche Untersuchungen ergeben keinen Befund.

Ich führe sie in eine angenehme Trance und lasse sie in diesem Zustand in ihren Bauch fühlen. Sie erzählt mir, dass dieser sich jetzt ruhig anfühlt. In der Körperreise erlebt sie auch ihren Dünndarm als beschwerdefrei. Erst als ich sie daraufhin in ihr Herz führe und nachfrage, wie es ihm gehe, kommt die Aussage: „Nicht so gut...!“ Sie fühlt dort starke Schmerzen und entdeckt große Enttäuschung und Wut. Die Gefühle führen sie in die Kindheit zurück, wo es um gravierende familiäre Probleme geht. Es kommt eine wichtige Erkenntnis: „Von da an hatte ich meine Bauchschmerzen!“

Ob „gebrochen, golden, eng oder weit“: Herz als Sitz starker Gefühle

Ich begann, mich immer mehr für das Herz als Sitz starker Gefühle zu interessieren. Hatten nicht bereits die alten Griechen in der Antike eine Dreiteilung von Körper und Seele vorgenommen? Dem Kopf wurde der Logos, die Verstandesseele zugeordnet, dem Herz die Gefühlsseele und dem Bauch die Instinktseele. In der klassischen chinesischen Medizin wurden jedem inneren Organ sogar energetisch Gefühle und eine Seele zugeordnet. Auch der Volksmund weiß viel über das Herz zu sagen und spricht von „Stichen ins Herz“ sowie dem goldenen, berührten, gebrochenen, blutenden, erfreuten, erweichten, leichten, engen, großen oder weiten Herz. In der Medizin hat sich inzwischen der Bereich der Psychokardiologie aus der Psychosomatik entwickelt. Hier gilt das Herz als das psychosomatische Organ schlechthin.

Herzübung: Entspannen, hineinspüren, heilen

Die Herzübung arbeitet nach Einleitung der Trance direkt und gezielt mit dem Herz. Als erstes wird durch beruhigende Suggestionen eine möglichst angenehme Ruhestimmung induziert, in der sich der Klient absolut sicher fühlt und seinen Körper so weit wie möglich entspannt.

Daraufhin kommt die Aufforderung, in das Herz hineinzufühlen, „wie es ihm denn geht“ und wie der Klient generell sein Herz wahrnimmt. Fällt es ihm am Anfang schwer, so wartet er in Ruhe, bis irgendeine Wahrnehmung kommt. Das können Gefühle sein, das Geräusch oder auch ein Bild des Herzens selbst. Die Darstel-lung kann sehr anatomisch sein oder auch vollkommen symbolisch. Manchmal erscheint erst einmal eine Farbe.

Es wird mit dem gearbeitet, was erscheint, und dies immer weiter ausgebaut, um mit möglichst vielen Sinnen wahrzunehmen. Hier wird der Klient noch einmal gebeten, in das Erlebte hineinzufühlen: Wie geht es ihm (und seinem Herz) damit?

„Eingeklemmte“ Affekte verarbeiten, um die Symptomatik zu verändern

Bei positiven Gefühlen kann er sich weiter hineinvertiefen, um eine möglichst gute Beziehung zu seinem Herzzentrum aufzubauen. Sind die Gefühle negativ, können sie (mit Vorsicht) genutzt werden, um dem Ursprung möglichst nahe zu kommen. Es entscheidet sich also hier, ob eher eine Modulation der Emotionen angebracht ist oder aufdeckend gearbeitet wird. Es geht immer darum, Gefühlsblockaden zu lösen und eingeklemmte Affekte zu verarbeiten, um die Symptomatik zu verändern. Vorsicht ist insoweit geboten, dass es hier auch um traumatische Erfahrungen gehen kann. Der Therapeut sollte also in der Lage sein, mit solchen unerlösten seelischen Konflikten umzugehen.

Cave: Da im Rahmen der hypnotherapeutischen Arbeit immer auch traumatische Erfahrungen angesprochen werden können, sollte der Therapeut behutsam vorgehen und mit diesen umgehen können.

Die Arbeit geschieht sensibel und empathisch, um den Klienten vor Überlastung zu schützen. Drängen des Therapeuten ist hier verboten. Der Klient bestimmt selbst, wie weit er gehen möchte. Letztendlich soll der Sinn der Symptomatik gefunden und das Herz befreit werden.

Wenn die Arbeit gut voranschreitet, kommt es zum Abschluss der Therapie zu einer hypnodramatischen Strategie, einem Rollentausch: Der Klient wird gebeten, sich vorzustellen, sein eigenes Herz zu sein, und mit allen Sinnen in diese Erfahrung zu gehen. Haben sich bisher noch keine Gefühle gezeigt, dann kann jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen sein. Auch hier werden die Gefühle wie beschrieben vertieft, moduliert und gedeutet.

Ergebnis: Mehr Autonomie und Kontakt zu sich selbst

Verlief die Arbeit erfolgreich, so wird der Klient diese Erfahrung als sehr intensiv und angenehm abspeichern. Es ist in der Regel ein sehr tiefes und nachhaltiges Erlebnis, das ihn in einen besseren Kontakt zu sich und seinen Gefühlen führt. Er erschließt für sich einen guten Zugang zu seinen Emotionen und fühlt sich damit freier und ein Stück mehr „ganz“. Eine anschließende regelmäßige Eigenarbeit (siehe folgender Abschnitt) fördert als Teil der Psychohygiene den positiven Umgang mit sich selbst, bringt den Klienten also näher zu sich und in seine Autonomie.

Übung in Eigenarbeit: ruhige Gelassenheit statt druckvolle Erwartung

Selbstverständlich kann die Übung auch in Eigenarbeit durchgeführt werden. Hier bietet es sich an, in einen inneren Dialog zu sich selbst zu treten und sich selbst, dem Herz oder anderen erschienenen Anteilen Fragen zu stellen. Wichtig hierbei ist, in ruhiger Gelassenheit Antworten aus dem Selbst kommen zu lassen. Auch wenn diese zunächst unverständlich oder sehr symbolisch sind, ist das zu akzeptieren. Es muss und wird nicht immer in der Art und Weise geschehen, wie sich das der Verstand wünscht. Eine weitere nächste Trance bringt dann oft Licht ins Dunkel. Die Veränderungsarbeit braucht Zeit, und gerade eine psychosomatische Problematik löst sich meist nicht über Nacht. Eine ausführliche Anleitung – sowohl als Orientierung für Therapeuten als auch Selbstanleitung für Patienten – findet sich in der Patienteninformation. Für alle Übungen gilt: Starke oder ungewöhnliche Beschwerden sollten zunächst ärztlich abgeklärt werden, um keine Krankheit zu übersehen.

Inneres Organ-Lächeln: Gefühle und Farben in den Körper atmen

Eine weitere Trancearbeit, die im Wesentlichen aus dem taoisti-schen Yoga stammt, ist das innere Organ-Lächeln. Im Unterschied zur Herzübung wird hier weniger stark im Dialog gearbeitet. Hier geht es darum, mit einer möglichst positiven Einstellung in sich und die inneren Organe hineinzufühlen und in sie „hineinzulächeln“. Damit sollen alle Organe zu einer normalen Funktion angeregt werden. Ihnen werden dabei im Sinne der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) anhand der 5-Elemente-Lehre Farben und Gefühle zugeordnet. Auch wenn es hier in erster Linie um energetische Konstrukte geht, wirkt dies auf die reale Organfunktion positiv ein.

Herz: Liebe und Freude in warmem Rot

Beginnen wir wieder beim Herz: In der TCM wird diesem Organ die Farbe Rot und die Jahreszeit Sommer zugeordnet. Positive Gefühle des Herzens sind vor allem Freude und Liebe. Ist es emotional gesund, so sorgt es nach der TCM auch für einen klaren Geist. Das zugeordnete Element ist das Feuer. Es geht also um starke, dynamische Gefühle. Negative Emotionen, die im Herz wirken, sind somit in erster Linie zu stark – selbst eine übermäßige Freude kann schaden. Auch ein Schock setzt ihm zu und kann es trauma-tisieren.

In der Übung lächeln wir liebevoll in unser Herz und visualisie-ren dies in einem für uns angenehmen Rot. Wir unterstützen den Prozess durch die Atmung und können uns vorstellen, positive Gefühle in einem warmen Rot in unser Herz zu atmen und alle negativen Gefühle wie in einem Grau auszuatmen.

Weißen Mut in die Lunge lächeln

Als nächstes wenden wir uns der Lunge zu. Die zugeordnete Farbe ist weiß, die positive Kraft der Mut – vor allem der Mut, alte Dinge loszulassen. Die negative Emotion ist Traurigkeit und Depression. Trauer nimmt uns die Kraft, frei durchzuatmen. Oft finden wir hier also Atembeschwerden und ein Gefühl, dass etwas auf die Brust drückt. Manchmal fühlt es sich an wie ein Reifen um den Brustkorb. Der Lunge entspricht die Jahreszeit Herbst und das Element Metall. Wir lächeln in einem weißen Licht Mut in die Lunge hinein und atmen alles Graue, Trübe und Traurige heraus.

Leber: Freundlichkeit und Kreativität in Grün

Nun gehen wir weiter in die Leber hinein. Sie ist die Entgiftungszentrale des Körpers. Wenn es der Leber gut geht, arbeitet sie einwandfrei und wandelt giftige Stoffe wie Medikamente und Nahrungsmittelzusätze um. Ist ihre Funktion gestört, verbleiben Teile davon im Körper und setzen unserer Gesundheit zu. Die positive Kraft der Leber sind Kreativität und Freundlichkeit. Zurückgehaltener Groll und Ärger stören ihre Funktion. Redensarten wie „Dem ist eine Laus über die Leber gelaufen“ oder „Der spuckt Gift und Galle“ deuten bereits darauf hin. Die energetische Farbe der Leber ist grün, die zugeordnete Jahreszeit das Frühjahr. Wir atmen also in einem angenehmen Grünton Freundlichkeit und Kreativität in die Leber hinein – und allen Ärger und Groll heraus.

Nieren: Dunkelblaue Kraft der Entspannung

Die nächste Station sind die Nieren. Diese gelten in der TCM als Sitz der Lebensenergie. Das zugeordnete Element ist das Wasser, die Jahreszeit der Winter. Die Nieren filtern die Körperflüssigkeit und scheiden Abfallstoffe über die Harnwege aus. Funktionieren sie also nicht einwandfrei, bleiben Giftstoffe im Körper zurück. In der TCM ist die Farbe der Nieren dunkelblau. Gefühle, die uns „an die Nieren gehen“, sind Angst und Furcht. Indem wir liebevoll in einem tiefen Blau in sie hineinlächeln, lösen wir Angst und Stress.

Magen: Sonnengelb in die Mitte lächeln

Abschließend wenden wir uns dem Magen zu, dem die eigene innere Mitte zugeordnet ist. Der Magen-Darm-Trakt ist für die Verdauung zuständig und besonders anfällig für Sorgen. Das, was wir „herunterschlucken“ und nicht verdauen können, was uns „wie ein Stein im Magen liegt“, stört die Funktion des Magens. Typische psychosomatische Beschwerden sind Sodbrennen, Gastritis, und Magengeschwüre. Der Spätsommer ist die Jahreszeit des Magens, die Erde sein Element.

In der Übung lächeln wir freundlich und liebevoll in einem angenehmen Gelbton in die eigene Mitte hinein und atmen alle Sorgen und alles Grübeln aus uns heraus. Wir zentrieren uns in unsere eigene Mitte und lassen uns ganz auf unseren eigenen (Le-bens-)Rhythmus ein, bis sich eine tiefe innere Ruhe und Gelassenheit einstellt. Die positive Kraft des Magens äußert sich dann in einem Gefühl von Ausgeglichenheit. In der Mitte liegt die Kraft, sich wieder im Leben „zu erden“.

Fazit: Körperliche und psychische Gesundheit durch Trance erhalten

Mit diesen und ähnlichen Trance-Übungen lassen sich über die Selbstzuwendung viele Krankheitsbilder positiv beeinflussen. Im Sinne des Psychiaters und Begründers des Autogenen Trainings, Prof. Dr. J. H. Schultz (1884-1970), bedeutet dies gesunde Psycho-prophylaxe, die Krankheiten vorbeugt, bevor sie akut werden. Ich persönlich gehe jeden Tag in Trance, um mit diesen und anderen hypnotischen Strategien meine körperliche und psychische Gesundheit zu erhalten.

Reinhold Saldow
Ausbildungen in Trance- und Meditationstechniken, Hypnose und Hypnoanalyse. Er ist Gründungsmitglied des deutschen Verbandes für Hypnose und der Internationalen Gesellschaft für Hypnose (IGTH).

Interessenkonflikt: Der Autor gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.