Welt-Sepsis-TagSepsis: Dritthäufigste Todesursache in Deutschland

Die Zahl der Sepsisfälle könnte noch höher sein, da eine Sepsis oft nicht korrekt dokumentiert wird. Ein neuer Kodierleitfaden soll Ärzt*innen unterstützen und die Datenqualität verbessern.

Sepsis, Bakterien im Blut
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Eine Sepsis bildet die schwerste Verlaufsform einer Infektion und kann zu Organversagen und Tod führen.

Jährlich sterben weltweit ca. 11 Mio. Menschen an einer Sepsis. In Deutschland bildet die Erkrankung inzwischen die dritthäufigste Todesursache. Als Sepsis wird die schwerste Verlaufsform einer Infektion bezeichnet, wenn die Abwehrreaktion auch körpereigenes Gewebe angreift und zu Organversagen führt. Eine Sepsis ist ein lebensbedrohlicher Zustand und kann jeden treffen unabhängig vom Alter. Auch aufgrund von mangelndem Wissen weltweit stellt sie eine der Hauptursachen für vermeidbare Todesfälle dar.

Jedes Jahr am 13. September machen weltweit Menschen auf die Erkrankung aufmerksam, um das Bewusstsein für Sepsis zu erhöhen sowie vermeidbare Todesfälle und Sepsisfolgen zu verringern.

Neuer Kodierleitfaden für bessere Sepsis-Daten

Zwei Fachgesellschaften haben einen Kodierleitfaden zur Erfassung der Sepsis veröffentlicht. Damit sollen behandelnde Ärzt*innen für das frühzeitige Erkennen einer Sepsis sensibilisiert werden. Zudem soll die Datenqualität für eine aussagefähige Qualitätssicherung verbessert werden.

„Wir gehen davon aus, dass 2022 in Deutschland mindestens 65.000 Menschen an einer Sepsis gestorben sind. Diese Zahl ist etwa doppelt so hoch wie die Zahl der Todesfälle wegen Herzinfarkt und Hirninfarkt zusammen“, sagt Prof. Frank Brunkhorst von der Deutschen Sepsisgesellschaft.

Sepsis ist unterdokumentiert

Ergebnisse einer Studie am Universitätsklinikum Jena legen nahe, dass die Zahl noch weitaus höher sein könnte und auch in Kliniken noch Bedarf für eine bessere Wahrnehmung der Sepsis besteht. Das Versorgungsforschungsprojekt untersuchte, wie gut die Sepsis und Risikofaktoren für eine Sepsis in den Abrechnungsdaten von Krankenhäusern abgebildet werden.

Dazu sichteten Intensivmedizinmediziner*inen mehr als 10.000 Patientenakten in 10 Kliniken, um auf Basis aller verfügbaren Informationen Fälle mit Sepsis zu identifizieren. „Dabei stellten wir fest, dass nur 50% der so gefundenen Sepsisfälle in der Akte auch mit dem Begriff „Sepsis“ dokumentiert waren, und sogar nur in jedem dritten Fall ein korrekter Diagnosecode für die Sepsis in den Routinedaten auftauchte“, fasst Projektleiter Dr. Daniel Schwarzkopf das Ergebnis zusammen. Das Studienteam stellte zudem große Unterschiede der Kodierung zwischen den Kliniken fest.  

Qualitätssicherung ermöglichen

Die Kodierung verschlüsselt medizinische Diagnosen und Therapiemaßnahmen für die Abrechnung der Krankenhausleistungen. Diese Routinedaten sind die wichtigste Informationsquelle, um die Häufigkeit und Sterblichkeit der Sepsis in Deutschland zu ermitteln, und um die Versorgungsqualität der Krankenhäuser bewerten zu können. Genau das ist das Ziel des Deutschen Qualitätsbündnisses Sepsis, das am Universitätsklinikum Jena koordiniert wird und an dem über 60 Krankenhäuser deutschlandweit teilnehmen.

"Für eine bessere Datengrundlage bei Qualitätssicherung in der Sepsisversorgung ist es von zentraler Bedeutung, dass bei der Dokumentation und Kodierung die aktuellen klinischen Definitionen und internationalen Diagnose-Klassifikationen berücksichtigt werden“, betont Dr. Ulf Dennler, Erstautor eines Kodierleitfadens, in dem das Qualitätsbündnis und die Deutsche Sepsisgesellschaft eine Handreichung für die Kodierung und Dokumentation von Sepsis und von Organversagen geben.

Der Kodierleitfaden enthält zusätzlich Querverweise zur Qualitätssicherung. „Bislang ist die Kodierung der Sepsis nicht ausreichend, um die Daten für epidemiologische Studien oder das Qualitätsmanagement zu nutzen. Mit dem Leitfaden wollen wir die behandelnden Ärzt*innen für Risikofaktoren und das frühzeitige Erkennen einer Sepsis sensibilisieren und die Routinedaten nutzbar machen für Qualitätssicherungsverfahren in der Sepsisbehandlung“, so die Autoren des Leitfadens.

Quelle: Universitätsklinikum Jena