Psyche10 Empfehlungen: Kinder beim Besuch auf Intensivstationen unterstützen

Von der Planung bis zur Stärkung elterlicher Kompetenzen und psychischer Unterstützung: 10 neue Empfehlungen sollen helfen, einheitliche Besuchsregeln für Kinder zu entwickeln.

Patient liegt in seinem Bett auf der Intensivstation. Person ist nicht erkennbar, nur die Hand mit einem Finger im Pulsoximeter.
K. Oborny/Thieme

Ob Kinder einen Besuch auf der Intensivstation psychisch verkraften, wird seit Jahren kontrovers diskutiert. Die neuen Empfehlungen sollen als Leitfaden dienen, den Besuch von Kindern angemessen zu gestalten.

Dürfen Kinder und Jugendliche Papa, Mama, Oma, Opa oder auch Freund*innen auf der Intensivstation oder in der Notaufnahme besuchen? Ist das nicht zu viel für ein Kind? All die Kabel und Schläuche? Das Bangen um Leben und Tod? Seit vielen Jahren wird hierüber kontrovers diskutiert. Typische Kontra-Argumente sind etwa, dass Kinder durch die belastenden Eindrücke traumatisiert werden könnten oder wechselseitige Infektionsgefahr besteht. Es gibt aber auch viele Hinweise darauf, dass ein Besuch unter bestimmten Bedingungen gesundheitsförderlich sein kann – für alle Beteiligte.

Ein 33-köpfiges interdisziplinäres Expert*innen-Team aus Österreich, Deutschland und der Schweiz hat innerhalb der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) heute nun einen Leitfaden als Hilfestellung rund um dieses Thema veröffentlicht – die in 10 Punkte gegliederte, konsentierten Empfehlungen „Kinder als Angehörige und Besuchende auf Intensivstationen, pädiatrischen Intensivstationen und in Notaufnahmen“.

Die Empfehlungen wurden von der Arbeitsgruppe „ICU Kids“ unter der Leitung von Maria Brauchle, Dr. Teresa Deffner und Dr. Peter Nydahl in Kooperation mit den DIVI-Sektionen psychologische Versorgungsstrukturen, Pflegeforschung und Pflegequalität, Pädiatrische Intensiv- und Notfallmedizin, Ethik, Bewusstseinsstörungen und Koma, Sepsis und Infektiologie entwickelt.

10 Empfehlungen für den Kinderbesuch auf der Intensivstation 

Die Empfehlungen thematisieren die relevanten Punkte: Von der genauen Planung eines Kinderbesuches im interprofessionellen Team und die Stärkung elterlicher Kompetenzen bis hin zur Aufbereitung von kindgerechten Informationen und psychosozialer Unterstützung sowie Einbindung von Qualitäts- und Risikomanagement und einer Dokumentation von Kinderbesuchen:

  • Empfehlung 1: Den Besuch von Kindern im interprofessionellen Team planen.
  • Empfehlung 2: Elterliche Kompetenzen stärken.
  • Empfehlung 3: Kindgerechte Information sicherstellen.
  • Empfehlung 4: Den Besuch von Kindern vorbereiten, begleiten und nachbereiten.
  • Empfehlung 5: Psychosoziale Unterstützung anbieten.
  • Empfehlung 6: In palliativen Situationen besonders begleiten.
  • Empfehlung 7: In Notfallsituationen eine kindgerechte Begleitung ermöglichen.
  • Empfehlung 8: Führung – den richtigen Rahmen für Kinderbesuche schaffen.
  • Empfehlung 9: Qualitäts- und Risikomanagement einbinden.
  • Empfehlung 10: Den Kinderbesuch und Angehörigengespräche dokumentieren.

Das 57-seitige Meilenstein-Papier adressiert Mitarbeiter*innen aller Professionen sowie Eltern und Sorgeberechtigte. Zudem soll es eine unverzichtbare Hilfestellung sowie ein roter Faden werden, um zukünftig einheitliche Besuchsregeln für Kinder entwickeln und implementieren zu können. 

Präsentation auf dem DIVI-Jahreskongress

Die Autor*innen werden ihre Empfehlungen auf dem DIVI-Jahreskongress in Hamburg am 30.11.2022 vortragen.

Quelle: Pressemitteilung/Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin