PsychePsychische Gesundheit gewinnt in der Arbeitswelt an Bedeutung

Immer mehr Arbeitnehmer*innen fallen aufgrund psychischer Erkrankungen aus, so eine neue Studie. Ein gesundes Arbeitsumfeld kann dem Trend entgegenwirken.

Arbeitnehmer hält Ordner mit den Aufschriften Stress, viel Arbeit, Überstunden, Überfordert und Zeitdruck
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Psychische Erkrankungen gehören mittlerweile zu den Hauptgründen für Krankschreibungen.

Immer mehr Aufgaben, schneller werdende Prozesse, mobiles Arbeiten ohne Bindung an Ort und Zeit: Die Anforderungen an die Beschäftigten in der digitalen Arbeitswelt werden immer komplexer. Hinzu kommen die seelischen Belastungen der Menschen durch Zukunftsangst, Pandemie und den Krieg in Europa. Nicht selten fühlen sich Arbeitnehmer*innen ausgelaugt und überfordert.

Diesen Trend beobachten viele Firmen und Unternehmen: Für die großangelegte Zukunftsstudie "#whatsnext - Gesund arbeiten in der hybriden Arbeitswelt" wollte die Techniker Krankenkasse (TK) in Kooperation mit dem Institut für Betriebliche Gesundheitsberatung (IFBG) und dem Personalmagazin (Haufe) wissen, was aus Sicht der Unternehmen aktuell und zukünftig die Top-Gesundheitsthemen für die Arbeitswelt sind. 

Das Thema psychische Gesundheit nimmt an Relevanz deutlich zu. 38,5 Prozent der 1098 befragten Geschäftsführer*innen, Gesundheitsverantwortlichen und Personaler*innen geben an, dass psychische Belastungen am Arbeitsplatz wie Burnout, Überforderung und Depressionen bereits jetzt eine eher große bzw. große Bedeutung in ihren Unternehmen haben.

Immer mehr Krankschreibungen aufgrund psychischer Erkrankungen

Diesen Trend bestätigen auch die Auswertungen zu den Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen der rund 5,6 Millionen bei der TK versicherten Erwerbstätigen. Bereits seit Jahren gehören psychische Erkrankungen zu den Top 3 Gründen für eine Krankschreibung:

  • Erkrankungen des Atmungssystems wie Grippe und Erkältung (25,3 Prozent)
  • Psychische Erkrankungen (17,5 Prozent)
  • Krankheiten des Muskel-Skelettsystems (13,7 Prozent)

Auch sind die durchschnittlichen Krankheitstage je Erwerbsperson aufgrund psychischer Belastungen in den letzten zehn Jahren kontinuierlich gestiegen. War jede TK-versicherte Erwerbsperson im Jahr 2012 noch durchschnittlich 2,46 Tage mit einer psychischen Diagnose krankgeschrieben, so waren es 2022 bereits 3,33 Fehltage.

Gesundes Arbeitsumfeld ist essenziell

Laut der aktuellen #whatsnext-Studie gehören zu den größten Herausforderungen am Arbeitsplatz die Menge sowie die Komplexität der Aufgaben, die Quantität der zu verarbeitenden Informationen, permanente Veränderungen sowie Ablenkungen und Unterbrechungen. Zwar bieten rund 40 Prozent der Unternehmen ihren Mitarbeiter*innen bereits Angebote zur Stressreduktion und Ressourcenstärkung an und rund 37 Prozent haben schon Workshops zum Thema Achtsamkeit und Resilienz umgesetzt.

Um die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter*innen langfristig zu erhalten, müsse ihre seelische Widerstandskraft dauerhaft gestärkt werden. "Ein Yogakurs allein reicht da nicht. Sowohl gesunde Arbeitsprozesse als auch eine wertschätzende und respektvolle Unternehmenskultur sind wichtige Faktoren dafür, dass die Mitarbeitenden auch langfristig körperlich und psychisch gesund bleiben", sagt Walkenhorst. Ein ganzheitliches Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) könne dabei wichtige Unterstützung leisten.

Führungskräfte als Vorbilder

Aktuell geben mehr als sechs von zehn Befragten (63 Prozent) an, dass Führungskräfte eine große bzw. sehr große Bedeutung im BGM spielen, Tendenz deutlich steigend. "Führungskräfte tragen nicht nur Verantwortung für ein Team, sie sind auch gleichzeitig Vorbild. Eine Führungskraft, die ständig erreichbar ist und auch noch spätabends Chatanfragen und Mails bearbeitet, fördert damit nicht die Gesundheit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter", so Studienleiter Dr. Mark Hübers vom IFBG.

Quelle: Die Techniker